Hagen. . Die Magna Charta Ruhr.2010 haben in der damaligen Kulturhauptstadt-Euphorie alle Kommunen und Landkreise des Ruhrgebietes gerne unterzeichnet. Es ging darum, ein Zeichen gegen ausbeuterische Kinderarbeit zu setzen und eine künftige Faire Metropole Ruhr zu unterstützen. Den hehren Gesten müssen nun Taten folgen. Denn das ambitionierte Projekt soll in den kommenden beiden Jahren zum Leben erweckt werden.

„Die Städte sollen nun nach und nach zu Fair-Trade-Kommunen umgebaut werden“, sagt Claudia Pempelforth, die das Gesamtprojekt begleitet. Die Hürden für die einzelnen Städte sind nicht sonderlich hoch. So muss etwa bei Ratssitzungen oder im Büro des Oberbürgermeisters Fair-Trade-Kaffee ausgeschenkt werden. „Hagen hat sogar einen weitergehenden Ratsbeschluss, der Fair Trade auch beim Einkauf berücksichtigt“, so Pempelforth. Neben der Kommune selbst müssen sich des Weiteren eine Kirche, ein Verein und eine Schule anschließen sowie 30 Einzelhändler und 15 Gastronomiebetriebe. Ist dies gelungen und ein entsprechender Beschluss des Rates getroffen, kann sich die Stadt als Fair-Trade-Town zertifizieren lassen.

Deutschland hat in Bezug auf fair gehandelte Waren deutlichen Nachholbedarf. „In Großbritannien etwa sind 30 Prozent der verkauften Ware aus fairem Handel; bei uns liegt die Quote unter zwei Prozent“, sagt Pempelforth. Dabei sei das Fair-Trade-Siegel durchaus ein Imagefaktor für die Kommune, ist sich Pempelforth sicher. Die Nachbarstadt Dortmund hat das bereits erkannt und sich als erster Ort des Ruhrgebiets zertifizieren lassen. „Saarbrücken ist nach zwei Jahren rezertifiziert worden und hat sogar eine Fair-Trade-Straße eingerichtet, in der 70 Prozent der Händler ein entsprechendes Sortiment führen“, so Pempelforth.

Auch Hagen ist bereits auf einem guten Weg. Denn neben dem Ratsbeschluss gibt es in mindestens zehn Blumenläden entsprechende Produkte, aber auch bei diversen Supermarkt- oder Drogerieketten. Dazu kommen Bioläden und einige Cafés.

„Wir sind auch seit etwa zehn Jahren mit dem Hagen-Kaffee auf dem Markt“, so Pempelforth. Der Öko-Kaffee aus Kolumbien, der im Rahmen des Projektes „Der Pott kocht fair“ gemeinschaftlich eingekauft wird, ermöglichte es den dortigen Bauern, aus dem Koka-Anbau auszusteigen. Bei der Kleidung gestaltet sich die Sache der langen Produktionskette wegen etwas schwieriger.

Seminare und Workshops sollen die Bemühungen begleiten. „Gerade in Hagen als Stadt der Weiterbildung können wir im Bildungsbereich sicher einiges auf die Beine stellen“, ist sich Pempelforth sicher. Der Startschuss zum Projekt soll Mitte Mai mit „fairen Frühstücken“ gegeben werden.