Hohenlimburg. . Der brutale Mord in Hohenlimburg scheint aufgeklärt zu sein. Ein 29-jähriger Tatverdächtiger rumänischer Herkunft wurde Ende Juli in Den Haag gefasst. Nach dem Mittäter (29) aus einer brutalen Vierer-Bande wird bundesweit gefahndet. Beide Männer sollen am 18. Mai die 75-jährige Seniorin Magdalena R. getötet haben.
Einer der Tatverdächtigen, ein 29-jähriger Rumäne, sitzt gegenwärtig in den Niederlanden in Untersuchungshaft. Auf der Flucht befindet sich der mutmaßliche Komplize. Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer: „Wir glauben zu wissen, wo er sich aufhält. Nicht im Raum Hagen.“ Die beiden anderen Männer sind noch unbekannt.
Rahmer lobte bei einer Pressekonferenz in Hagen die Arbeit der 15-köpfigen Mordkommission um Hauptkommissar Michael Schulz. „Die „Auswertung der Spuren war kompliziert“, sagte Rahmer, der ergänzte, dass es mehr als 300 Hinweise aus der Bevölkerung gegeben habe. Zusätzlich waren deshalb Beamte des Landes- und des Bundeskriminalamtes mit diesem Fall beschäftigt.
Mehr als 220 000 Daten ausgewertet
Mehr als 220 000 Daten mussten nämlich gesichtet und zu einer überschaubaren Datensicherung zusammengefasst werden. „Das ist mit einer außergewöhnlichen Akribie gemacht worden“, würdigte Wolfgang Rahmer den Einsatz der „Mordkommission Stuck“.
Bei den Tätern handelt es sich um eine organisierte Gruppe mit Hintermännern. Rahmer: „Die Torpedos (Frontmänner) machen die Taten.“ Was geschah in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai an der Kaiserstraße? Aus ermittlungstaktischen Gründen deckte Oberstaatsanwalt Rahmer nicht alle Karten auf. Zur möglichen Todesursache sage der Oberstaatsanwalt: „Die wollen wir von dem Täter erfahren.“
Einbrecher gingen mit "brachialer Gewalt" vor
Mit äußerster Präzision hatten die vier Männer um 1 Uhr die schwere Haustür des Doppelhauses geöffnet. Um nicht entdeckt zu werden, entfernten sie zuvor den Bewegungsmelder. Dann drangen sie in die im Erdgeschoss liegende Wohnung ein, um den Tresor zu öffnen. Dabei wurden sie von Magdalene R., die in ihrem Schlafzimmer genächtigt hatte, entdeckt.
Deshalb brachten die Männer die 75-Jährige mit „brachialer Gewalt“ um. Eine Stunde lang versuchten die Täter dann, den Tresor mit mitgeführten Werkzeugen und Geräten, die sie im Haus fanden, zu öffnen. Vergeblich. Diesen Tresor hatte die Hausbesitzerin nach dem Einbruch vom 28. Februar gegen einen neuen ausgetauscht.
Mordopfer von Mieterin tot in Wohnung aufgefunden
Mordopfer Magdalene R. war am frühen Vormittag (10 Uhr) am 18. Mai von einer Mieterin tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Obwohl diese, ebenso wie eine weitere Hausbewohnerin, die Tatnacht an der Kaiserstraße verbracht hatte, war ihr zunächst nichts aufgefallen. Ein weiterer Hinweis auf die Professionalität der Einbrecher. Mit welchem Fahrzeug diese angereist waren, und wo sie geparkt hatten, um die Tat auszuführen, ist der Polizei bislang nicht bekannt. Ein Zusammenhang mit dem dunklen BMW mit Litauer Kennzeichen, der wenige Tage vor dem Mord an der Kaiserstraße bei Anwohnern für Aufsehen und Ärger gesorgt hatte, besteht jedoch nicht. Davon geht Wolfgang Rahmer aus. „Das kommt nicht in Betracht.“
Auch der Einbruch, der am 28. Februar, erfolgt war, steht nicht im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 17./18. Mai. Als Zugabe wurde dieser Täter von der „MK Stuck“ ermittelt und zwischenzeitlich festgenommen. Zur Person wurde nichts gesagt. Für den Laien schwer nachvollziehbar ist, dass sich alle drei Tätergruppen wahrscheinlich nicht gekannt haben. Wie sie auf Magdalene R., die, wie sie erzählte, gerne im Internet surfte, aufmerksam geworden sind, konnte oder wollte Wolfgang Rahmer bei der Pressekonferenz am Freitag nicht sagen.
Beutezüge der Diebesbanden sind ein echtes Problem
Als sicher gilt jedoch, dass sich solche internationale Diebesbanden für ihre Beutezüge bestimmte „Bereiche“ aufteilen, um sich nicht in die Quere zu kommen. „Das ist ein echtes Problem“, betonte Rahmer, der von 144 000 Einbrüchen im Jahr sprach, welche die betroffenen Familien auch psychologisch stark belasten.
„Solche Bezirke werden von den Tätern sogar gehandelt. Je abgelegener, um so größer ist die Chance für sie, dass sie bei Einbrüchen nicht gesehen werden. Deshalb kommen sie in der Nacht. Ich weiß, wovon ich spreche. Auch meine Familie war betroffen.“
In Den Haag auf Grund der DNA-Spuren überführt
Dass der 29-jährige Rumäne am 20. Juli in Den Haag (Niederlande) festgenommen werden konnte, ist schon ein bisschen kurios. Der zu diesem Zeitpunkt aufgrund der in Hohenlimburg entdeckten DNA-Spuren mit einem internationalen Haftbefehl Gesuchte, meldete seinen Personalausweis als gestohlen. „Da schnappten“, erklärte Polizeipressesprecher Ulrich Hanki, „die Handfesseln zu.“ Offenkundig hatte der Täter damit nicht gerechnet.
Er soll in den nächsten Tagen für die weiteren Ermittlungen in die Bundesrepublik ausgeliefert werden. Hier hat er mit seiner Bande weitere Straftaten begangen. Wolfgang Rahmer zum Abschluss der Pressekonferenz: „Verschiedene Staatsanwaltschaften interessieren sich für ihn."