Altenhagen.. Ein gerade 13 Jahre alter Junge soll für den Raubüberfall auf die 89-jährige Seniorin in Altenhagen verantwortlich sein. Auf die Schliche kam die Kripo dem Jugendlichen, nachdem er an der Tür seines Opfers geklingelt hatte - angeblich, um das Portemonnaie zurückzugeben.
Der Raubüberfall auf die 89-jährige Frau in Altenhagen ist aufgeklärt. Und man will es nicht glauben: Der Täter, der die alte Dame am Montag vergangener Woche brutal zu Boden stieß und der wehrlosen Frau die Handtasche entriss, war zum Zeitpunkt des Verbrechens 13 Jahre alt und damit im Sinne des Strafgesetzbuches strafunmündig. Erst heute wird er 14.
Der Junge hatte bei dem Überfall, der über Altenhagen hinaus für Empörung sorgte, lediglich 18 Euro erbeutet. In den polizeilichen Akten hat er bereits zwei Dutzend Einträge in Zusammenhang mit Eigentums- und Gewaltdelikten vorzuweisen. Er soll abwechselnd bei seiner Mutter in Bochum und in Heimen leben.
Während des Überfalls auf die stark sehbehinderte Seniorin war er zu Besuch bei seiner Schwester (16) und deren Lebensgefährten (21) in Altenhagen. Die Tat beging er allein. Auf dem Friedhof in Altenhagen sprang er die arglose Frau mit Wucht von hinten an, so dass sie stürzte und mit dem Gesicht auf den Boden schlug.
Geschwister gaben sich zunächst als ehrliche Finder aus
Während ihr der Blindenstock entglitt, zerrte er ihr die Handtasche vom Arm und rannte davon. Die alte Frau, die großes Glück hatte, dass sie mit leichten Verletzungen davon kam, konnte sich nur mühsam aufrappeln und nach Hause finden.
Am Tag darauf klingelte es um 23 Uhr bei ihr. Vor der Tür stand ein Geschwisterpaar und gab an, ihr Portemonnaie gefunden zu haben. Die Frau schöpfte zunächst keinen Verdacht und händigte den beiden sogar zehn Euro Finderlohn aus, doch dann sei ihr blitzartig ein Gedanke gekommen: „Das könnte doch derjenige vom Friedhof sein.“ Und siehe da: Einen weiteren Tag später standen die beiden erneut vor dem Mehrfamilienhaus in der Friedensstraße.
Täter stand wieder vor der Tür der Seniorin
Offenbar hatten sie, aufgeschreckt durch Presseberichte und in Altenhagen umgehende Gerüchte, kalte Füße bekommen und wollten sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen. Doch die Seniorin rief diesmal einen jungen Man aus der Nachbarschaft an ihre Seite, mit dem gemeinsam sie die nervösen Geschwister zur Rede stellte. Schließlich hinterließen die Jugendlichen eine Handynummer.
Über diesen Anschluss konnte die Kripo Kontakt zur Mutter der beiden in Bochum herstellen und über diese wiederum die Altenhagener Adresse des Freundes der Schwester ermitteln. Dort machten die Beamten den 13-Jährigen ausfindig, der sich bei seiner Vernehmung rasch in Widersprüche verwickelte und den Raubüberfall auf die alte Frau schließlich zugab. Allerdings habe er ihr nur die Handtasche weggenommen, woraufhin sie umgefallen sei. Die erfahrenen Kripobeamten glauben von dieser Version allerdings kein Wort.
Die Schwester und deren Freund erwartet ein Strafverfahren
Nach dem Verhör auf dem Polizeipräsidium wurde der Junge von seiner Mutter abgeholt. Da er erst 13 Jahre alt war, besaß die Polizei keine Handhabe, ihn einzusperren. Überhaupt ist nicht klar, in welcher Form er für den Überfall und seine weiteren Taten zur Rechenschaft gezogen werden kann. Die polizeilichen Ermittlungen sind mit der Aufklärung des Falls abgeschlossen, allerdings wurden die Akten an die Staatsanwaltschaft, das Jugendamt und die Jugendgerichtshilfe weiter geleitet.
Da seine Schwester und deren Freund von dem Überfall wussten (sie durchsuchten gemeinsam mit dem Bruder die geraubte Tasche), erwartet sie nun ein Strafverfahren. Die erbeuteten 18 Euro setzten sie in Zigaretten um, die Handtasche versuchten sie auf einem Parkplatz zu verbrennen. Weil das misslang, entsorgten sie sie im Mülleimer auf einem Spielplatz. Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Falls lieferte eine Zeugin, die die Polizei auf eine Kappe aufmerksam machte, welche unter einem Gebüsch auf dem Friedhof lag. Wahrscheinlich verlor sie der Junge während der Attacke auf die alte Frau.