Hagen. . Am Samstag wird der Stahlturm auf dem Varta-Gelände gesprengt. Altlasten werden begraben.

Geschicklichkeit und schiere Masse schließen sich ja eigentlich gegenseitig aus. Doch der Abriss-Arbeiter auf dem ehemaligen Varta-Gelände an der Ennepe ist ein Virtuose an den Reglern seines Baggers. Er zerlegt mit dem Knackwerkzeug seine monströse, zehn Meter langen Stahlbetonsäule in weniger als fünf Minuten. Geschickt greift das Knackmaul des Baggers die schwere Betonsäule, beißt einmal kurz zu, dreht den Trumm, knickediknack, und schon lösen sich Zement und Stahl voneinander. Als wär’s nix.

Und den Stahl können sie hier gut brauchen. Schließlich bleibt die Stadt Hagen hübsch auf den Kosten für die Abrissarbeiten sitzen; die Rechtsnachfolger von Varta halten sich bei dem Thema vornehm zurück. Erfolge privatisieren, Kosten sozialisieren – diese Strategie fahren viele Großkonzerne in der BRD schon seit Jahren, und das erfolgreich. Hagen hat wenigstens noch den Trost, dass auf dem Gelände nicht nur Arbeit, sondern auch Stahl zu holen ist. Rund 1100 Tonnen verwertbarer Schrott sind bereits angefallen. „Das ergibt rund die Hälfte der Abrisskosten“, sagt Matthias Hegerding, Fachbereichsleiter Bau der Wirtschaftsbetriebe Hagen.

Arbeitsteam muss sich Meter für Meter voran arbeiten

Während der Bagger sich zielstrebig durch die Betonsäulen nagt, beißt sich ein anderes Baustellengroßfahrzeug durch noch stehende Wände. Ein Arbeiter zu Fuß hält dabei mit einer dicken Wasserspritze drauf, damit nicht noch mehr Staub sich in die Luft über Wehringhausen erhebt, also ohnehin schon.

Aus den zerfransten Abbruchstellen der noch stehenden Gebäudeteile ragen Stahlstangen heraus. Keine leichte Arbeit für das zehnköpfige Abrissteam, sie müssen sich buchstäblich Meter für Meter voran arbeiten. Was sie aus dem Gebäude rausholen, wird auf verschiedene Haufen verteilt. Ein Haufen für Schrott mit viel Metallteilen, einer für Schrott mit wenig Eisen. Stahltüren und anderer Metallschrott lagert nebenan. So säuberlich sortiert, wie es eben geht.

620 Gramm Sprengstoff gegen 26 Tonnen Stahl

Der 36 Meter hohe Stahlschornstein an der Weidestraße wird am Samstag, 30. Juni, gesprengt.

Die Weidestraße wird am Samstag im Bereich zwischen der Wehringhauser Straße und der Eisenbahnbrücke ab kurz vor 8 Uhr für rund eine Viertelstunde gesperrt.

620 Gramm Sprengstoff werden 26 Tonnen Stahl fällen. Die Stadt schließt Schäden an den umliegenden Gebäuden aus.

Das Gelände ist weit und flach, in der Luft hängt ein Geruch nach nassem Betonstaub. Keine Spur von über 100 Jahren Batterieproduktion. Geht nicht das Gerücht, der Boden sei etwa bis kurz vor China durchseucht mit Batteriegift? Matthias Hegerding macht ein zerknirschtes Gesicht. Denn noch liegen die Bodenplatten. Noch hat es bloß einige Probebohrungen gegeben. Man weiß, dass das Grundwasser verseucht ist. Doch so richtig großflächig nachgeguckt hat noch keiner. Aber es gibt schon einen Entsorgungsplan. Was belastet ist, wird rausgeholt, verkapselt und unter einem grünen Hügel begraben.

Spatenstich für großes Bauprojekt

Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände. Die versiegelte Fläche der alten Vartahallen. Hier werden Altlasten vermutet.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. Die versiegelte Fläche der alten Vartahallen. Hier werden Altlasten vermutet. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände. Hagens OB Jörg Dehm.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. Hagens OB Jörg Dehm. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände. Arnsbergs Regierungspräsident Gerd Bollermann.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. Arnsbergs Regierungspräsident Gerd Bollermann. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände. Baudezernent Thomas Grothe.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. Baudezernent Thomas Grothe. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. © WP / Michael Kleinrensing
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der  Vartakantine auf dem Varta Gelände.
Spatenstich für die Bahnhofshinterfahrung an der Vartakantine auf dem Varta Gelände. © WP / Michael Kleinrensing
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Auch der Weltkriegs-Bunker ist irgendwann dran

Gemächlich rollen die Bagger zum nächsten Schrotthaufen. In einer Ecke rumpelt gedämpft ein Generator vor sich hin. Wasser in einer Grube spiegelt sich im Sonnenschein. Wozu die Grube einmal diente? Achselzucken. Spielt keine Rolle, wird mit abgerissen. Eins nach dem anderen. Auch der Weltkriegs-Bunker, der auf dem gegenüberliegenden Ennepe-Ufer wartet. Gebaut, um Bomben zu widerstehen. Doch auch seine Zeit wird kommen. Knickediknack.