Hagen. . 50 Mitarbeiter beschäftigen Thomas und Robert Ranft in ihrem Abbruchunternehmen, ihre florierende Firma setzt Millionen um, allein das Anlagevermögen dürfte 3,5 Millionen Euro betragen. Auch die Stadt Hagen profitiert von dem fleißigen Familienbetrieb, eine sechsstellige Summe an Gewerbesteuer fließt jährlich ins Stadtsäckel. Und doch ist es der Verwaltung bis heute nicht gelungen, der prosperierenden Firma ein Grundstück zur Verfügung zu stellen.
Die Ranft-Brüder sind keine Unternehmer in Nadelstreifen, sie sind hemdsärmelig und von kräftiger Statur, sie scheuen sich nicht selbst mitanzupacken, wenn Steine geschleppt oder Abraum zerstoßen werden muss. Seit Jahren würden sie bei der Stadt wegen eines geeigneten Betriebsgeländes anfragen, berichten sie, aber jetzt hätten sie „die Schnauze voll“, sagt Thomas Ranft (29), der jüngere Bruder: „Wir haben ganz klar den Eindruck, dass die sich nicht um uns kümmern. Dass es denen egal ist, ob die Firma in Hagen bleibt. Oder ob wir weggehen.“
Knüppel zwischen die Beine geworfen
Und jetzt wollen sie weg. Mit den 50 Beschäftigten, mit dem ganzen Fuhrpark und mit den fetten Gewerbesteuern. Es gebe inzwischen Gespräche mit einer anderen Kommune, so Thomas Ranft, der das letzte Gespräch mit der für Wirtschaftsförderung zuständigen Hagenagentur „wutentbrannt“ beendet hat. Denn in Hagen würden der Firma Knüppel zwischen die Beine geworfen. Mehrmals hätte seine Familie angeboten, ein brach liegendes Areal - etwa an der Plessenstraße, auf der Varta-Insel, am Schlachthof oder in Bathey - selbst zu planieren, zu sanieren und herzurichten: „Aber entweder stellt sich irgendein Amt quer, oder die Hagenagentur zieht die Gespräche so lange hin, bis sie scheitern“, beklagen sich Ranfts.
Abriss des Hasper Bunkers
Dabei wächst die von Vater Ulrich Ranft Anfang der 1990er Jahre gegründete und nach ihm benannte Firma rasant. Rund 30 Fahrzeuge zählt der Fuhrpark des Unternehmens mittlerweile, dazu gehören zwei je 400.000 Euro teure Brecher, die selbst dickste Betonplatten wie Bonbons zerquetschen, ebenso wie Bagger, Raupen, Radlader, Kleinbusse und Transporter. Die Ranft GmbH hat sich zu den größten Abbruchunternehmen im Ruhrgebiet gemausert: „Wir geben monatlich allein knapp 50.000 Euro für Diesel aus“, sagt Robert Ranft (34) nicht ohne Stolz.
Wohin mit schweren Maschinen?
Doch wenn ein Auftrag erledigt ist und das schwere Gerät von der Baustelle abgezogen werden muss, wissen der Vater und die Brüder nicht, wo sie die Maschinen unterstellen sollen: „Meist bringen wir sie zur nächsten Baustelle. Das klappt glücklicherweise oft. Aber so kann es nicht weitergehen.“ Lediglich ein 1800 Quadratmeter großes Quartier in der Selbecker Straße konnten Ranfts bislang als Lager für Ersatzteile erwerben, sogar die Büroarbeit müssen sie zu Hause erledigen. „Was wir benötigen, ist ein Gelände, auf dem wir alles bündeln können - Büro, Lager, Maschinenpark“, sagt Thomas Ranft. „An die 10.000 Quadratmeter müssten es sein.“
[kein Linktext vorhanden]Solch ein Grundstück sei schwierig zu finden, erläutert Gerhard Schießer, Geschäftsführer der Hagenagentur: „Ein Abbruchunternehmen ist keine Firma, die man in jedem normalen Gewerbegebiet ansiedeln kann.“ Schließlich gehe es auch um Lagerung und Recycling von Abraum: „Da läuten in den Umweltbehörden alle Alarmglocken.“ Zugleich wies Schießer den Vorwurf zurück, seine Mitarbeiter behandelten das Unternehmen stiefmütterlich und widmeten ihm kein Interesse: „Wir haben den Ranfts mehrere Grundstücke angeboten, etwa in der Weststraße oder am Hasper Bahnhof. Das war ihnen zu teuer oder zu abgelegen.“ Und so stehen derzeit alle Zeichen auf Abbruch.