Hagen.

Es war eine emotionale letzte Sitzung vor dem Jahreswechsel, die am Donnerstag im Raatssaal ablief. Die Grünen hatten eingefordert, ausführlich über den Vorgang rund um das Kunstwerk „Der Auserwählte“ aufgeklärt zu werden.

Nach einer Stunde Schlagabtausch blieb der Oberbürgermeister dennoch dabei: „Ein Verkauf ist für mich zurzeit kein Thema – aber mir ist es lieber, wir erhalten den Hohenhof in seiner Gesamtheit als nur ein einzelnes Bild.“ Zu der zuvor eingeforderten Beruhigung der Diskussion dürfte das nicht beitragen. Immerhin hat Jörg Dehm den Zustand des Hohenhofes im Blick und will sich einsetzen, staatliche Förderquellen anzuzapfen. Denn das Jugendstilensemble am Stirnband ist in einem beklagenswerten Zustand.

"Das Thema bekam plötzlich Füße"

Dehm rechtfertigte sich auf die Kritik, die vor allem die Grünen-Ratsfrau Hildegund Kingreen vorbrachte. Bereits im September habe er einen Brief vom Auktionshaus Christie’s bekommen. Jemand sei mit „einem guten Freund im Hohenhof“ gewesen und habe das Werk „Der Auserwählte“ von Ferdinand Hodler entdeckt. Er sei selbst überrascht gewesen davon, dass dieses Bild zehn Millionen Euro wert sei. Aber es flattere so viel Post in sein Büro, das er nicht sofort damit an die Öffentlichkeit gehe. Das allerdings tat jemand und informierte die Obere Denkmalbehörde über einen bevorstehenden Verkauf. „Das Thema bekam plötzlich Füße“, wunderte sich Dehm im Rat – und drängte an die Öffentlichkeit.

Nichtsdestotrotz sei es nicht um einen konkreten Verkauf gegangen. Allerdings „muss man schon auch nachdenken für die Unterhaltung von Kulturgütern andere Kulturgüter zu verkaufen. Ob es nun das Bild sei muss, darüber kann man reden“, meint der OB. An der Stelle springt ihm Museumsdirektor Tayfun Belgin an die Seite. Der sagte außerhalb des Ratssaals, dass man durchaus systematisch die Depots des Osthausmuseums nach veräußernswerten Werken durchforsten könne.

"Wir riskieren, dass die Stadt nur noch eine leere Hülle ist"

Dagegen verwahrte sich Karin Nigbur-Martini von Hagen Aktiv vehement: „Wir riskieren, dass die Stadt nur noch eine leere Hülle ist, wenn wir den Keller ausräumen.“

Aufgrund des entflammten öffentlichen Interesses sah sich die Stadt gezwungen, das Gemälde im Hohenhof kurzfristig zu versichern. Deshalb konnte das Kunstwerk auch an seinem eigens dafür vorgesehenen Platz im Empfangssalon hängen bleiben.