Wehringhausen. . Das Schulzentrum Wehringhausen soll in einigen Jahren abgerissen werden. Dennoch wird der Brandschutz erneuert. Kosten: zwei Millionen Euro.

Die Stadt investiert zwei Millionen Euro in ein Gebäude, das abgerissen werden soll. 1,2 Millionen Euro sind bereits verbaut, weitere 800.000 Euro sollen im nächsten Jahr folgen.

Es ist das Schulzentrum an der Eugen-Richter-Straße in Wehringhausen, das - marode und ungastlich wie es ist - am Ende seiner Tage noch einmal kräftig aufgepäppelt wird. Im Schulentwicklungsplan, erstellt vom Bonner Gutachter Wolf Krämer-Mandeau, wird nahegelegt, die sanierungsbedürftige Immobilie abzubrechen. Die derzeit in dem Haus untergebrachten Schulen - das Varnhagen-Kolleg und die Förderschule Bodelschwingh - sollen in andere Objekte umziehen.

Widerstand gegen den Abriss der Schule hat es bislang nicht gegeben. Kein Wunder, denn mit der Abwicklung der Immobilie hätte die Stadt einen teuren Klotz weniger am Bein. Experten beziffern den Sanierungsstau auf mehrere Millionen Euro.

Haus auf uraltem Stand

Neben der angekränkelten Bausubstanz fehlt es an sanitären Einrichtungen, Unterrichtsräumen und Parkmöglichkeiten. Energetisch ist das Haus auf einem uralten Stand, die breiten Flure sind regelrechte Wärmeschleudern. Die Schulkonferenz des Varnhagen-Kollegs (Abendgymnasium, Abendrealschule, Kolleg) hat schon Bereitschaft für den vom Gutachter vorgeschlagenen Umzug in das Gebäude der Realschule Emst signalisiert.

Wer nun meint, der Schulbetrieb könne bis zum Umsetzen der Schulreform in zwei, drei Jahren elegant auslaufen und das marode Gebäude dann ohne weiteren Kapitaleinsatz dem Erdboden gleichgemacht werden, sieht sich getäuscht. Die Stadt, die sich aufgrund leerer Kassen kaum in der Lage sieht, ihre Beamten fristgerecht zu befördern, steckt noch einmal zwei Millionen Euro in das morbide Schulgebäude. Grund: der Brandschutz. „Die Sicherheit der Kinder hat für uns oberste Priorität“, so Rita Rachor-Ebbinghaus, Abteilungsleiterin der Gebäudewirtschaft (GWH). „Und die Sicherheit muss auch in einem Gebäude, das aufgegeben werden soll, gewährleistet sein.“

Sonderanfertigungen

Die Stadtverwaltung sieht sich in einer Zwangslage. Denn das vom Landtag in Düsseldorf verabschiedete Brandschutzgesetz erfordere eine sofortige Umsetzung der Sicherheitsbestimmungen, so Stadtsprecher Thomas Bleicher: „Selbst wenn wir wollten, dürften wir die Brandsanierung nicht hinauszögern.“ Das sei so wie bei einem Baum, der auf die Straße zu fallen drohe: „Da wartet man ja auch nicht ab, bis er auf ein Auto kracht, sondern fällt ihn sofort.“ Zudem wisse niemand, ob das Gebäude wirklich abgerissen werde: „Die politischen Gremien haben sich in dieser Frage noch nicht positioniert.“

Also werden im Schulzentrum Wehringhausen alle Eingänge, Durchlässe und Flure mit Brandschutztüren ausgestattet. Die sind allerdings nicht von der Stange zu haben, vielmehr erfordern die großräumigen Trakte des Gebäudes teure Sonderanfertigungen. Die Wände, die in vielen Räumen nicht bis zur Decke führen, müssen erhöht und mit einem schwer brennbaren Material ausgekleidet werden, damit ein etwaiges Feuer nicht sofort ins Nachbarzimmer übergreifen kann. Hinzu kommen ein zweites Fluchttreppenhaus und Neuerungen an Elektrik und Alarmanlage.

Sollte das Schulzentrum, wie im Schulentwicklungsplan vorgesehen, in einigen Jahren wirklich abgerissen werden, würde auch die hochmoderne, neue, zwei Millionen Euro teure Brandschutzausstattung zerstört.