Hagen. .

Gelassen reagieren die Schulleitungen der fünf Hagener Berufskollegs auf den Schulentwicklungsplan der Bonner Projektgruppe Biregio. Das Gutachten erkennt zwar den Standortfaktor an, den die fünf Berufskollegs darstellen, schlägt aber gleichzeitig die Vorbereitung von Fusionen vor. Demnach sollten die Kaufmannschule I und II ebenso fusionieren wie die Cuno-Berufskollegs I und II. So könnten Räume für die benachbarten Gymnasien, Fichte und Ricarda, freigezogen werden.

Zwar untermauert der Gutachter Wolf Krämer-Mandeau seinen Vorschlag mit erheblich sinkenden Schülerzahlen – immerhin zirka 15 Prozent bis 2015 und weitere 15 Prozent weniger bis 2020 – doch genau diesen Trend zweifeln die Schulleiter an.

KII-Chef Bernhard Limbeck rät dem Gutachter daher, „sehr genau hinzuschauen“, während Cuno-I-Leiter Krämer-Mandeau gar vorwirft, nur auf das reine Raumprogramm zu schauen und pädagogische Überlegungen überhaupt nicht in Betracht gezogen zu haben. Schon jetzt gebe es an den Berufskollegs sogenannte Wanderklassen, die über keinen eigenen Klassenraum verfügten. Diese nutzten fremde Klassenräume, wenn diese Schüler in den Fachräumen unterrichtet werden. Sinkende Schülerzahlen linderten demnach nur die aktuelle Not.

Zudem seien in den vergangenen Jahren viele Fachräume und Labore kostspielig aufgemotzt worden. Und mit denen könnten die benachbarten Gymnasien eher wenig anfangen.

Es wird für die Politik nicht leicht werden, hier den goldenen Mittelweg zu finden. Denn zum einen sind die Biregio-Zahlen demografisch fundiert; die Schülerzahlen eines Kollegs mit Schülern ab 16 Jahren lassen sich heute schon ziemlich genau abbilden. Zum anderen kennen die Schulleiter den pädagogischen Ablauf an ihren Kollegs aus dem Effeff. Gleichwohl das nicht automatisch bedeutet, dass sie deshalb uneingeschränkte Objektivität walten lassen.

Thomas Luig verweist darüber hinaus nicht zu unrecht auf die offenbar anerkannte Ausbildungsqualität der Hagener Kollegs, die als Bildungsdienstleister für die gesamte Region fungieren. Hagen sei vom Land sogar als sogenanntes Bildungscluster auserkoren worden.

Mit Blick auf den prognostizierten Schülerrückgang haben die Schulleiter zudem ein gewichtiges Argument parat: Demnächst werde Deutschland Azubis aus Spanien oder Portugal anwerben und die müssten dann schließlich auch zur Berufsschule gehen.

Bei aller Gelassenheit, auch die Berufskollegs werden von der Umstrukturierung der Hagener Schullandschaft betroffen sein. In welchem Maße, das werden die politischen Beratungen der kommenden Wochen zeigen. Es steht zu befürchten, dass die Politik an dieser Stelle rigider vorgehen könnte als an anderen Schulenformen, denn lautstarker Elternprotest ist hier eher nicht zu erwarten.