Hagen. .
Die Jugendredaktion der Westfälischen Rundschau hat Bezirksschülersprecherin Jana Grunert, Frank Kortmann, Leiter des Schulverwaltungsamts Hagen, Thomas Bleicher, Pressesprecher der Stadt Hagen sowie Gina Fitzner und Sefa Ayrik vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AstA) des Rahel-Varnhagen-Kollegs zu einem Redaktionsgespräch eingeladen. Thema war der voraussichtlich im Sommer 2013 in Kraft tretende Schulentwicklungsplan für Hagen. In welchem Umfang der Schulentwicklungsplan in Kraft tritt, entscheidet der Rat der Stadt Hagen. Diskutiert wurde über das Gutachten von Wolf Krämer-Mandeau vom Bonner Biregio-Institut.
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Die Stadt Hagen hatte vor einigen Monaten den Schulgutachter Wolf Krämer-Mandeau vom Bonner Biregio-Institut um ein Gutachten für die Schullandschaft der Stadt Hagen gebeten. Krämer-Mandeau stellte Anfang September sein unabhängiges Gutachten vor. In den verschiedenen Stadtteilen gab es dazu dann Info-Veranstaltungen, wo sich die Hagener genau informieren konnten. Grund für den Schulentwicklungsplan ist die stetig sinkende Schülerzahl in Hagen. „Man kann klar ablesen, wer jetzt geboren wird, geht in etwa sechs Jahren auf die Grundschule und in zehn Jahren auf eine weiterführende Schulform“, sagt Pressesprecher Thomas Bleicher. Für das Gutachten bereiste Wolf Krämer-Mandeau jede Schule im Hagener Stadtbereich und stellte eine klare Empfehlung. Der demografische Wandel ist deutlich zu spüren.
„Ist es nicht so, dass bei Sekundarschulen sich alle Schüler der Realschulen mit den Hauptschülern vermischen und so die guten Schüler schlechter werden?“, fragte Jana Grunert, Bezirksschülersprecherin. Thomas Bleicher betonte, dass dies bereits geschehe, denn die Eltern haben die Hauptschulen längst abgeschrieben und Schüler mit einer Hauptschulempfehlung werden bereits heute häufig an Realschulen unterrichtet. Die Realschulen sollten schon längst darauf reagiert haben, um die schwächeren Schüler in den Unterricht stärker einzubinden.
„Die aktuellen Schüler betrifft der Schulentwicklungsplan nicht, die momentane Schulform wird auslaufen. Das heißt, irgendwann wird es an einer Schule keine 5. Klasse geben und ein Jahr später keine 6., bis es gar keine Schüler mehr an einer Schulform gibt. Pech hat nur der, der sitzen bleibt“, erwidert Kortmann. Dieses Prinzip soll dann wahrscheinlich ab 2013 eingeführt werden, so dass man sich an keiner Realschule und Hauptschule für das Schuljahr 2013/2014 mehr anmelden kann. Ob das aber wirklich eintrifft, stehe noch nicht fest.
„Es gibt derzeit verschiedene Sekundarschulmodelle, wir warten auf das Gesetz, das vom Düsseldorfer Landtag beschlossen werden muss“, so der Leiter des Schulverwaltungsamts Hagen Frank Kortmann. Dann werden wahrscheinlich ab Sommer 2013 Sekundarschulen die Hagener Schullandschaft prägen.
Daraufhin werden alle Hauptschulen und Realschulen nach dem Auslaufen geschlossen. „5 bis 6 Sekundarschulen, mindestens dreizügig, sollen dann die Haupt- und Realschule ersetzen“, so Kortmann.
Zum Bedauern der Eltern wird bei zwei der drei Gesamtschulen zudem ein Zug abgegeben. „Die Eltern lieben die Gesamtschulen“, so Bleicher.
Im unserem Fall gibt es in Hagen vor der Entscheidung eine Elternbefragung, in der Eltern gefragt werden, wo sie ihre Kinder am liebsten hinschicken möchten. „Gegen den Elternwillen geht nichts“, betont Frank Kortmann. Es ist also nicht auszuschließen, dass Hagen eine vierte Gesamtschule bekommt, solche Entscheidungen trifft am Ende der Rat. Die umfangreiche Elternbefragung soll eine Grundlage für solche Entscheidungen sein.
Dass die Schullandschaft in Hagen optimiert werden muss, dafür ist das Rahel-Varnhagen-Kolleg ein optimales Beispiel. Für das Rahel-Varnhagen-Kolleg stellte der Gutachter den Umzug von Wehringhausen zur Realschule Emst in Aussicht, da der momentane Standort an der Eugen-Richter-Straße in Wehringhausen sehr marode und stark sanierungsbedürftig ist. Das Gebäude der Realschule Emst ist mit 37 Räumen inklusive Fach- und Mehrzweckraum „kollegtauglich“ und technisch in einem guten Zustand, da vertraut jedenfalls Bleicher auf die zahlreichen Referenzen und den Fachwissen von Gutachter Wolfgang Krämer-Mandeau.
„In unserem momentanen Gebäude in Wehringhausen sieht es sehr schlimm aus. Zwei Räume können schon wegen Schimmelbefall nicht betreten werden, weshalb vor allem die Englischkurse vom Vormittag in den Abend gelegt werden müssen“, sagte Gina Fitzner, vom Rahel-Varnhagen-Kolleg. Ihrer Meinung nach fehlt es vor allem auch an Räumen.
Der mögliche Umzug wurde am Kolleg umfangreich diskutiert. Die Asta-Vertreterin spricht sich gegen einen möglichen Umzug nicht aus. „Wir werden jede Entscheidung hinnehmen, wie sie ist und nicht daran zweifeln“, so Fitzner. Auch wenn die Entscheidung für einen Umzug fällt, wollen die Schüler bis zum letzten Tag am Wehringhauser Standort weiter kreativ sein. Für sie ist es ein Haus der Weiterbildung und ein wichtiger Bestandteil der Hagener Bildungslandschaft.
Die Realschule Emst am Schwelmstück ist nicht nur in der Natur gelegen, ein paar Probleme bringt der Umzug mit sich. So arbeitet der Rahel-Varnhagen-Kolleg viel mit Institutionen aus Wehringhausen, „da denke ich an die SIHK und die Handwerkskammer, mit der wir gut kooperieren“, so Fitzner.
Ein weiterer Knackpunkt beim Umzug ist, dass in Emst die Busse unter der Woche nur bis 22 Uhr fahren und der Unterricht bis 21.45 Uhr geht. „Da wird es schon schwer den letzten Bus zu bekommen.“, meint Sefa Ayrik, AStA-Vertreter vom Rahel-Varnhagen-Kolleg.
Generell sind nach Aussagen von Kortmann die Anmeldezahlen sehr stabil bis steigend an den Hagener Kollegs. Das ist aber abhängig von der Wirtschaftslage„bis 2020 werden die Schülerzahlen sicherlich auch an den Kollegs zurückgehen.“
Viele Schulen in Hagen sind nicht behindertengerecht gestaltet, deshalb ist es für Sefa Ayrik ein wichtiges Anliegen, dass die Stadt das bei ihrer Planung mit berücksichtigt. „Die Schulen müssen für Rollstuhlfahrer umgebaut werden.“ Wenn es brennt, wäre seine einzige Möglichkeit aus dem Fenster zu springen, denn den Aufzug kann er im Brandfall nicht benutzen und die Treppen kommt er nicht hinunter. „An manchen Schulen ist bereits eine sogenannte Raupe vorhanden, mit dem Rollstuhlfahrer die Treppe überwinden können“, so Bleicher. „Priorität haben Lernbehinderte, Sprachbehinderte und Emotional-sozial-Behinderte, körperlich Beeinträchtigte stehen hinten an“, so Kortmann. „Auch an auslaufenden Schulen wird, wenn baulich zwingend etwas getan werden muss, wie Brandschutzarbeiten, dran gearbeitet, diese auch umzusetzen.