Hagen. Der Zustand der Hagener Radwege lässt zunehmend zu wünschen übrig. Doch die Stadt geht davon aus, alles im Griff zu haben.
Der Schwarze Weg in Haspe scheint zugleich ein schwarzer Fleck auf den Wegekarten des Rathauses zu sein. Die schmale Route für Fußgänger und Radler zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Heubing und der Gesamtschule führt parallel zur Büddinghardt in Richtung Gevelsberg. Doch vor allem für Zweirad-Nutzer zählt der gepflasterte Abschnitt zu den letzten großen Abenteuerpfaden im Stadtgebiet. Denn die angrenzende Pappelreihe drückt mit ihren Wurzeln immer wieder den Belag in die Höhe, es entstehen Auffaltungen, sodass heftige Schläge auf die Lenkstangen die Fahrradfahrer ohne Mountainbike-Federung und vor allem E-Scooter-Nutzer ins Straucheln bringen. Ein Gefahrenabschnitt, der dringend beseitigt werden müsste – wenn er denn überhaupt bekannt wäre. „Ein umfassendes Kataster über Radverkehrsanlagen besteht zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, räumt Hagens Stadtsprecher Michael Kaub auf Anfrage der Stadtredaktion ein. Lediglich das eher sparsame regionale Radwegenetz ist im NRW-Radroutenplaner, der von Stadt, RVR, Straßen-NRW und dem NRW-Verkehrsministerium betreut wird, auch für Hagen vollständig hinterlegt.
Das Gros der Radwegeführungen verschwindet in Hagen bekanntlich in irgendwelche Mischnutzungen in Form von Kombi-Wegeführungen gemeinsam mit den Fußgängern oder als pinselmarkierten Spuren entlang der Fahrbahnen. Dabei ist der Pflege- und Sicherheitszustand der Trassen häufig dem Zufall geschuldet. Viele Abschnitte sind gerade in dieser Jahreszeit mit Astwerk, Scherben und Unrat (teilweise auch Granulat-Streugut aus dem Winter) verschmutzt und können somit kaum gefahrlos genutzt werden. Hinzu kommt angesichts der aktiven Vegetationsphase reichlich Grün, das in die Fahrwege hineinwuchert.
Letzte Plätze im Deutschland-Ranking
„Ich kann diese Kritikpunkte nur bestätigten“, sagt Peter Matthias, Sprecher des ADFC in Hagen. „Für uns wäre es wichtig, dass die Stadtverwaltung ein eigenes Interesse an einem guten Zustand der Hagener Radwege hat“, verweist er auf die stets unbefriedigenden Ergebnisse beim ADFC-Fahrradklima-Test. Im bundesweiten Vergleich der Städte bis 200.000 Einwohner landete Hagen hier zuletzt auf dem vorletzten Platz – mit einer Schulnote, die nicht zur Versetzung ausgereicht hätte. Hinzu kommt: Die Stadt versucht gerade dem E-Scooter-Anbieter „Lime“ als drittem Verleiher, der sich in Hagen ausprobiert, den roten Teppich auszurollen. Und gerade für die Nutzer der Elektroroller erscheint angesichts der kleinen Räder der Fahrzeuge das Risiko besonders hoch.
Die Stadt Hagen räumt grundsätzlich ein, dass ein lokales Kataster aller Radwege für eine vollständige Kartierung durchaus hilfreich sei. „Für die Datenerfassung ist im Rahmen des kommunalen Pakets ,Digitalisierung im Radverkehr‘ das Vorhaben angedacht. Aus dieser Datengrundlage könnte sich zukünftig entsprechend ein Radwegekataster entwickeln lassen“, stellt Stadtsprecher Kaub in Aussicht. Ein konkreter Realisierungszeitraum könne aktuell jedoch nicht genannt werden.
Flächen im Reinigungsplan hinterlegt
Hinsichtlich der Sauberkeit der Trassen verweist die Verwaltung darauf, dass bei der Reinigung von Radwegen grundsätzlich zu unterscheiden sei zwischen Radwegen, die zur Fahrbahn gehören, und solchen, die als kombinierter Fuß- und Radweg gelten. Erstere werden turnusgemäß vom Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) mit gereinigt – in der Regel mit der Kehrmaschine. Bei einem kombinierten Fuß- und Radweg sind entweder der Anlieger, der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) oder der HEB für die Reinigung und den Winterdienst zuständig. Somit sei auch die Finanzierung der Radwege-Reinigung über die Straßenreinigungs- bzw. Winterdienstgebühr abgedeckt.
Um eventuell erforderliche Reparaturen auf den Radwegen kümmert sich zumindest im kleineren Rahmen der WBH mit seinen eigenen Teams. Größere Aufträge, deren Mittel aus dem allgemeinen Unterhaltungstopf stammen, werden hingegen von beauftragten Fremdfirmen erledigt. Angaben zur Höhe des dafür vorgesehenen Budgets vermag die Stadt Hagen auf Anfrage der Stadtredaktion nicht zu machen. Entsprechend gibt es auch keine Angaben zu möglichen Prioritätenlisten, nach denen marode Radwege wieder instandgesetzt werden. Zumal auch hier gilt: Dafür müsste man sie im Rathaus zumindest mal alle kennen.