Hohenlimburg. Hohenlimburgs Bezirksvertretung kämpft für die kleinen Friedhöfe in Berchum und Holthausen. Diese sollen langfristig geschlossen werden:

Die Bezirksvertretung Hohenlimburg will die Friedhöfe in Berchum und Holthausen langfristig erhalten. Einstimmig stellte sich das Gremium daher hinter einen Antrag von CDU und SPD, die beiden kleinen Ruhestätten nicht zu schließen. Stattdessen sollen Pflegekosten reduziert werden und die Verwaltung soll eine Umplanung für den Friedhof Berchum samt Kostenschätzung erstellen.

Drei Friedhöfe sollen schließen

Es ist eine Empfehlung an den Hagener Rat, sich gegen die Vorschläge zum Friedhofsentwicklungsplan des WBH-Verwaltungsrates auszusprechen. Der Verwaltungsrat verantwortet die kommunalen Friedhöfe und will die Ruhestätten in Berchum, Holthausen und Garenfeld langfristig schließen und stilllegen (diese Zeitung berichtete). Was die Zahl der Bestattungen angeht, so liegen diese Friedhöfe abgeschlagen auf den letzten Plätzen unter den Ruhestätten im Stadtgebiet. Dass Mitarbeiter riesige Flächen und Wege pflegen, entlang derer sich niemand mehr beerdigen lässt, verursacht Millionen-Verluste beim Wirtschaftsbetrieb.

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Konkret sehen die Pläne vor, dass ab dem 1. Januar 2025 keine neuen Nutzungsrechte für Gräber auf den Friedhöfen in Berchum, Holthausen und Garenfeld vergeben werden. Wer noch kein Grab auf einem der drei Friedhöfe besitzt, der könnte demnach noch bis Ende 2024 ein Nutzungsrecht erwerben. Auch Angehörige, deren Nutzungsrecht für Gräber nach dem 1. Januar 2025 abläuft, könnten noch bis zum 31. Dezember 2024 letztmalig eine gebührenpflichtige Verlängerung erhalten. Danach würden auf den zur Schließung anstehenden Friedhöfen keine neuen Nutzungsrechte für Gräber mehr vergeben – und damit im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Grabstätten langsam auslaufen und in ferner Zukunft stillgelegt.

Der WBH macht es sich zu einfach, nur Flächen und Zahlen der Bestattungen heranzuziehen.
Detlef Reinke, - CDU Hohenlimburg, will die kleinen Friedhöfe erhalten.

Andere Lesart des Gutachtens

Dass die kleinen Friedhöfe im Bezirk eine Zukunft verdient haben, davon sind Bewohner aus den betroffenen Orten überzeugt und nutzten die Einwohnerfragestunde, um die Schließungspläne kritisch zu hinterfragen. Das Gremium griff die Stimmungslage auf. Detlef Reinke (CDU) will zu einer anderen Lesart des 100-seitigen Gutachtens ermutigen, das der Friedhofsentwicklungsplanung zugrunde liegt.

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„Der WBH macht es sich zu einfach, nur Flächen und Zahlen der Bestattungen heranzuziehen“, will er stattdessen die Vorschläge zur Kostenreduzierung hervorheben, die im Gutachten erwähnt werden. „Das Gutachten sagt auch aus, das Schließen von Friedhöfen bringt keine Kosteneinsparung.“

Auf dem Friedhof in Holthausen sollen nach den Plänen des Wirtschaftsbetriebs Hagen ab Anfang 2025 keine Nutzungsrechte mehr vergeben werden. Nach Ablauf der Ruhezeiten aller Gräber plus Verlängerungen würde der Friedhof in ein paar Jahrzehnten geschlossen und entwidmet.
Auf dem Friedhof in Holthausen sollen nach den Plänen des Wirtschaftsbetriebs Hagen ab Anfang 2025 keine Nutzungsrechte mehr vergeben werden. Nach Ablauf der Ruhezeiten aller Gräber plus Verlängerungen würde der Friedhof in ein paar Jahrzehnten geschlossen und entwidmet. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Prognose fraglich

Die im Gutachten prognostizierten Zahlen zu den Sterbefällen im Stadtgebiet bis 2040 sieht er skeptisch. „Wir haben schon einmal in einem Gutachten fragliche Zahlen präsentiert bekommen, die sich im Nachhinein nicht bestätigt haben“, erinnert er an das Gutachten von Krämer-Mandeau, das die Schließung von Schulen in Hagen vorschlug – und nach dem Zuzug zahlreicher geflüchteter Familien mit Kindern von der Wirklichkeit überholt wurde. „Eine Zeit lang musste man in Hagen Schulgebäude unbedingt verkaufen, jetzt kaufen wir sie für Millionen zurück“, schlägt Mark Krippner (SPD) in die gleiche Kerbe. „Ich wäre mit solchen Maßnahmen sehr vorsichtig.“

Längere Fahrtwege

Peter Arnusch (Bürger für Hohenlimburg) erinnert an die Folgen, die eine Schließung der Friedhöfe zum Jahresende für die Bewohner vor Ort haben würde. „Man kann den Menschen nicht zumuten, bis zum 31. Dezember 2024 mehrere Nutzungsrechte zu kaufen, um in den nächsten Jahren Gräber zu haben. Wer soll sich das leisten?“ Die Stadt solle sich nicht nur als Wirtschaftsunternehmen betrachten. „Der WBH mag mit der Schließung Fahrtkosten für Mitarbeiter sparen, die Menschen vor Ort aber nicht“, sagt Arnusch. „Sie müssten künftig weite Wege fahren, um zu ihren Friedhöfen zu kommen.“

Vertreter des Wirtschaftsbetriebs Hagen verwiesen in der Bezirksvertretung darauf, dass eine Schließung erst Jahrzehnte nach dem Beschluss umgesetzt würde. Zudem wiesen die drei kleinen Friedhöfe ein Defizit von bis zu 50.000 Euro auf.

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Rat entscheidet

Auch die Bezirksvertretungen in Haspe, Hagen-Mitte und Hagen-Nord werden sich in ihren nächsten Sitzungen mit den geplanten Friedhofsschließungen befassen. Final entschieden wird das Thema im Hagener Rat. Aus der Ratsfraktion von CDU und SPD ist zu hören, dass man sich noch keine abschließende Meinung zu den Vorschlägen des WBH-Verwaltungsrates gebildet habe.

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