Elsey. Angebote für Jugendliche in Hohenlimburg sind mau? Nicht unbedingt, sagen sie im Café Real - und haben ein Beispiel, das überrascht.
Ihre Mitschülerin ist tot, sie hat Selbstmord begangen. In Trauer vereint stehen sechs Schülerinnen auf der Bühne in der Aula der Realschule Hohenlimburg, in ihren Händen halten sie das Skript für dieses aufwühlende Theaterstück. Ein Selbstmord, der Schuldgefühle bei den hinterbliebenen Klassenkameraden zurücklässt - das ist der Stoff, den die Theater-AG des Jugendcafé Real in gut drei Monaten bei den Jugend-Theatertagen im Hagener Stadttheater vorführen will.
„Hast du meine Anmerkungen für den Dialog ergänzt?“, fragt Ronja Biedermann (15) von der Bühne hinunter zu Frank Siebel, der in der ersten Publikumsreihe sitzt. „Ja, die Änderungen sind drin“, antwortet der Sozialarbeiter, der nicht nur die Theater-AG, sondern auch das Jugendcafé Real leitet, gemeinsam mit der Pädagogin Sarah Treude. Die jungen Leute ernst nehmen und mitbestimmen lassen, das sei ihnen wichtig, sagen sie.
Jugendzentrum Reh vor dem Aus
Montags bis Freitags steht das Jugendcafé Real in den Räumen der Realschule in Elsey von mittags bis abends allen Kindern und Jugendlichen offen. Kostenlos. Eines von drei Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Hohenlimburg. Jüngst kam das Thema in die Schlagzeilen, weil eine dieser Einrichtungen, das Kinder- und Jugendzentrum im Paul-Gerhardt-Haus in Reh, aus Kostengründen und Personalmangel beim Träger geschlossen werden soll.
Politischer Gegenwind kam prompt von den Bürgern für Hohenlimburg, die fordern, das Angebot in Reh zu erhalten. Die CDU Hohenlimburg schlägt vor, auch die lutherische Kirchengemeinde als Hausherr des Paul-Gerhardt-Hauses mit ins Boot zu holen, und setzt das Thema auf die Tagesordnung der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung (29. Februar, 15 Uhr, Rathaus Hohenlimburg).
Treue zu ihrem Jugendcafé
Die Existenz des Jugendcafé Real ist derweil nicht gefährdet - zur Erleichtung der Jugendlichen, die dort teils schon seit Jahren regelmäßig vorbeikommen, wie Casandra Hasrama: „Ohne das Jugendcafé hätte ich kein Leben mehr“, sagt die 14-Jährige.
Rund 25 Kinder- und Jugendliche kommen mehr oder weniger regelmäßig in dem Jugendcafé vorbei. Es geht familiär zu, denn die überschaubare Gruppe bringt es mit sich, das sich alle gut kennen. „Für die Jugendlichen ist es wie ein zweites Wohnzimmer“, sagt Leiter Frank Siebel. „Sie können hier ihre Freunde treffen, sich untereinander austauschen oder mit uns Pädagogen.“ Zum Programm gehören neben der Theater-AG auch gemeinsames Kochen, Ausflüge sowie Kicker-, Billard oder Fußballturniere.
Gewohntes Umfeld
Treffpunkte wie das Jugendcafé seien wichtig für die jungen Leute, weil sie das soziale MIteinander fördern, sagt Frank Siebel. Genug Platz hätten sie im Jugendcafé Real, um auch Neulinge aus Reh oder Henkhausen künftig willkommen zu heißen, sollte das dortige Jugendzentrum schließen. „Ich hätte aber kein Interesse, in ein anderes Jugendzentrum zu gehen“, räumt Ronja Biedermann ein. Die 15-Jährige kommt schon seit einigen Jahren regelmäßig ins Café Real, schätzt das gewohnte Umfeld und hat dort ihre Freunde.
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Verschiedene Treffpunkte
Doch bei aller Treue zu ihrem Jugendcafé in Elsey: Wer mit jungen Leuten dort länger spricht, der merkt, dass nicht allein die Einrichtung entscheidend ist. „Es kommt immer darauf an, mit wem man etwas unternimmt“, sagt Merle-Marie Steinmann. Wenn es um Angebote für junge Leute geht, malt sie Hohenlimburg gar nicht in so schlechtem Licht, wie es ältere Semester oft tun: „Man könnte es besser machen, aber das Angebot ist in Ordnung“, denkt die 15-Jährige an den Lennepark und die Schulhöfe in Elsey als Treffpunkte. Casandra Hasrama nickt und hat ein weiteres - überraschendes - Beispiel parat: „Auch Rossmann in Elsey ist ein beliebter Treffpunkt geworden, besonders bei den Mädchen.“