Hohenlimburg. Dass der Fürst in Hohenlimburg einen Begräbniswald errichten will, sticht in ein Wespennest. Denn Hagen steht vor einer großen Entscheidung.

Die Sache ist viel größer, als dass man nur auf den Wunsch des Fürstenhauses zu Bentheim-Tecklenburg schauen könnte, das im Umfeld des Schlosses Hohenlimburg einen Begräbniswald errichten möchte. Die Bezirksvertretung Hohenlimburg stellte sich nun zwar schon mal mehrheitlich an die Seite des Fürsten und bittet die Stadt, die Realisierung eines zweiten Ruheforstes in Hagen zu prüfen. Doch dieser Begräbniswald, so stellt sich nun heraus, wird noch warten müssen. Denn Hagen steht vor der größten Friedhofs-Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte.

Die Intention des Fürstenhauses zu Bentheim-Tecklenburg, im Umfeld des Hohenlimburger Schlosses einen Begräbniswald zu errichten, damit Bürgerinnen und Bürger sich in unmittelbarer Nähe des Wahrzeichens bestatten lassen können, fand zuletzt auch in den heimischen Kirchengemeinden unterschiedlichen Anklang. Hagens Dechant Dieter Aufenanger schrieb an Bezirksvertretung und OB: „Ich sehe dafür keine Notwendigkeit“, so Pfarrer Aufenanger, „wir können in Hagen alles bieten. Nur keine Weltraum- und keine Seebestattung. Wir bekommen deshalb alle unter. Es gibt auf den Friedhöfen bereits zu viele freie Flächen.“ Und Burkhard Blesel,Mitglied im Kirchenvorstand und Förderer des Heide-Friedhofs, fand: „Wir registrieren dieses mögliche neue Angebot für Hohenlimburg nicht gelassen. Jede Beerdigung ist für uns wichtig und zählt. Unsere Gemeinde benötigt 30 bis 35 Beerdigungen pro Jahr, um den Friedhof zu finanzieren und zusätzlich Rücklagen zu bilden.“

Die Haltestelle „Wesselbach“ an der Straße in der Arche. Aus dem fürstlichem Forst im Hintergrund könnte bald ein Begräbniswald werden.
Die Haltestelle „Wesselbach“ an der Straße in der Arche. Aus dem fürstlichem Forst im Hintergrund könnte bald ein Begräbniswald werden. © Marcel Krombusch

Die Kirchenkritik wiegelte die Bezirksvertretung einhellig ab. Es sei eine freie Entscheidung jedes Einzelnen, den Ort seiner Bestattung zu wählen. Das könne die Kirche niemandem vorschreiben. Doch das Problem in Hagen ist ein ganz anderes und liegt aktuell auf den Schreibtischen der Friedhofsfachleute des Wirtschaftsbetriebs Hagen. Das Projekt heißt „Friedhofsbedarfsplanung“ und beschreibt nichts anderes, als die Flickenteppiche auf den städtischen Friedhöfen irgendwie in sinnhafte Nutzung zu überführen. Denn die meisten Friedhofsanlagen weisen riesige leere Grünflachen auf, auf denen sich niemand mehr erdbestatten lassen möchte – also im Sarg. Längst ist das die Ausnahme, der Großteil der Menschen lässt sich einäschern und in kleinen Urnengräbern beisetzen.

Der Rembergfriedhof gehört zu jenen Anlagen, die zukunftstauglich in Hagen sind. Die zentrale Lage und das Aufnahmevermögen sprechen dafür.
Der Rembergfriedhof gehört zu jenen Anlagen, die zukunftstauglich in Hagen sind. Die zentrale Lage und das Aufnahmevermögen sprechen dafür. © Hans Blossey

Wie groß das Problem ist, zeigen die nackten Zahlen. In Hagen gibt es rund 60 Hektar städtische Friedhofsflächen. Das sind 84 Fußballfelder. 40 bis 50 Hektar nehmen kirchlichen Friedhöfe ein. „So lange die Friedhofsbedarfsplanung nicht abgeschlossen ist, kann auch ich abschließend nichts sagen“, erklärte Hans-Joachim Bihs, Chef des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH), der Bezirksvertretung. Die Anlagen seien vermessen worden, nun müsse die Lage genau analysiert werden. Doch schon jetzt ist klar: Nur noch ein Bruchteil der Friedhofsflächen in Hagen wird überhaupt noch benötigt. Und, so sagt Hans-Jochim Bihs, die Anzahl der Friedhöfe sei angesichts der Einwohnerzahl hoch. In der Theorie, so Bihs’ persönliche Einschätzung, könnten allein der Waldfriedhof Loxbaum, der Rembergfriedhof und der Ruheforst am Kuhlerkamp sowie der Friedhof Delstern alle Bestattungen aufnehmen.

Hinzu kommt, dass noch ungeregelt und unbesprochen ist, wie es mit einem möglichen Begräbniswald am Schlossberg weitergehe, wenn das Fürstenhaus aus irgendwelchen Gründen theoretisch nicht mehr dafür zuständig wäre. Wie dafür Sicherheiten hinterlegt würden, werde Gegenstand von Gesprächen in der Zukunft sein, so Bihs.