Hagen. Eine Corona-Welle ist über Hagen geschwappt. 253 Menschen wurden im Dezember in Kliniken behandelt, neun starben. Das ist die aktuelle Situation.
Die Zahlen erschrecken. Und sie erinnern daran, dass die Corona-Pandemie, obwohl sie das öffentliche Leben in Hagen nicht mehr dominiert, längst noch nicht Geschichte ist. 253 infizierte Menschen mussten im Dezember in den Krankenhäusern der Stadt aufgrund einer Corona-Erkrankung behandelt werden, bei 84 war Covid-19 der Aufnahmegrund. „Neun Patienten davon sind leider verstorben“, sagt Katrin Aumann, Ärztin in der Abteilung Infektionsschutz und Hygiene im Gesundheitsamt. „Weitere Patienten mussten aufgrund zeitweise mangelnder Bettenkapazität in auswärtigen Krankenhäusern behandelt werden.“
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Dabei weisen offizielle Meldezahlen, die im sogenannten Pandemieradar über das Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht werden, durchaus Lücken auf. Denn im Gegensatz zu den Hochzeiten der Pandemie werden wesentlich weniger Erkrankungen auch statistisch bekannt. Trotzdem geben sie Hinweise auf das Pandemie-Geschehen. So ist die Inzidenz für Nordrhein-Westfalen in der letzten Woche von 14 auf 17 Prozent gestiegen. Bundesweit liegt sie bei 19 Prozent.
Überwachung der Virenlast im Abwasser
„In die Inzidenz-Rechnung gehen ausschließlich PCR-bestätigte Covid-19-Fälle ein“, erklärt auch Katrin Aumann, „daher kommt dabei der Überwachung der Viruslast im Abwasser eine große Bedeutung zu. Die dabei detektierte, wohl höchste Welle der Pandemie hat sich auch in den Hagener Meldezahlen des Dezembers widergespiegelt.“
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Allerdings gibt es auch positive Botschaften: „Aktuell sehen wir in Folge der getroffenen Präventivmaßnahmen nur noch einen kleinen Ausbruch“, so Katrin Aumann. Die Einführung einer mindestens anlassbezogenen Maskenpflicht habe hier für eine unmittelbare Beruhigung des Infektionsgeschehens gesorgt. Ein Umstand, den die Hagener Krankenhäuser - Agaplesion Klinikum Hagen, Katholische Krankenhaus GmbH, Evangelisches Krankenhaus Haspe und Vamed-Klinik Ambrock - so bestätigen.
82 Corona-Fälle in einem Altenheim
In den Alten- und Pflegeheimen wurden im Dezember 37 Covid-19-Ermittlungen durchgeführt. Die wiederum finden nach Auskunft der Stadt immer dann statt, wenn ein einzelner Fall auftritt. In 20 Fällen wiederum ist es zu einem „Ausbruchsgeschehen“ gekommen. „Diese konnten überwiegend schnell eingedämmt werden“, so Katrin Aumann. In sechs Einrichtungen allerdings habe die Zahl der Coronaerkrankten im hohen zweistelligen Bereich gelegen. In der Spitze waren in einem Heim 82 Menschen betroffen. „Auch hier ist es leider zu Todesfällen gekommen“, so Aumann.
„Nach den Feiertagen sehen wir bislang eine vorsichtige Entspannung der Infektionslage“, so die Medizinerin weiter, „aber Covid-19 ist unverändert eine ernstzunehmende Erkrankung vor allem für Risikopatienten.“ Das betreffe sowohl die Akutinfektion als auch auftretende Long- oder Post-Covid-Symptome, die sich nicht auf vorerkrankte oder ältere Menschen beschränken. „Zum Schutz gesundheitlich besonders gefährdeter Gruppen ist entsprechend an die Eigenverantwortung und das solidarische Verhalten zu appellieren.“
Maske schützt vor Ansteckung
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie eine gründliche Händehygiene bei eigenen Erkältungssymptomen oder dem Besuch im Krankenhaus, einer Einrichtung der Alten- und Pflegeheime oder einer Arztpraxis könne das Gegenüber vor Ansteckung schützen, egal ob eine Erkrankug durch Corona-, Influenza-, RS- oder andere Erkältungsviren ausgelöst wurde. „Gerade die Jüngsten sind aktuell zahlreich von RSV-Infektionen betroffen, die Kinderkliniken entsprechend belastet. Auch hier sehen wir schwere Verläufe“, so Katrin Aumann.
Menschen ab 60 Jahren wird ebenso eine jährliche Auffrischungsimpfung empfohlen wie bestimmten Risikogruppen. „Covid-19 wird noch mehrere Jahre zu saisonalen Wellen führen, ein verantwortungsvoller Umgang aller damit kann aber dafür sorgen, dass das Gesundheitssystem diese auch tragen kann und die Zahlt der Opfer begrenzt bleibt“, unterstreicht Katrin Aumann.