Hagen. Rückenschmerzen? Kein Problem – der Hagener Physiotherapeut gibt einfache Tipps, wie man auch ohne Sport im Alltag gut vorbeugen kann.

Michael Bobras hatte schon viele Patienten auf der Behandlungsliege. Die häufigste Ursache für einen Besuch in seiner Emster Praxis lautet ganz klassisch: Rückenschmerzen. Rund 70 Prozent, so schätzt der Physiotherapeut, machen Wirbelsäulenpatienten in seiner Praxis an der Cunostraße in Hagen-Emst aus.

Er rückt sozusagen wieder zurecht, was andere verursacht haben: „Die meisten kommen hierher, weil sie ihren Körper vernachlässigt und irgendwo auch geschlampt haben. Man könnte auch sagen: Sie haben einem wichtigen Bereich in ihrem Leben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt“, sagt Bobras.

Die Krankenakte eines jeden Patienten ist individuell. Einer der Gründe für Rückenprobleme ist jedenfalls langes Sitzen, vor allem im Job. Ein Umstand, der durch die Corona-Pandemie und mehr Home Office nicht gerade besser geworden ist, wenn auch nicht spürbar schlechter: „Wir haben jetzt nicht unbedingt mehr Fälle als vorher, aber es sind konstant viele“, sagt Bobras

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    Wer zu wenig tut, muss zum Physio

    Büroarbeit, vor allem im Home Office, sei bei vielen ein entscheidender Faktor: „Die meisten sind zuhause nicht so gut ausgestattet wie im Büro“, erklärt Bobras. Und wer sich nach Feierabend nicht genügend bewegt und zu wenig Muskulatur im Rückenbereich hat, der landet dann nicht selten beim Physiotherapeuten.

    Michael Bobras hatte in seiner Praxis auf Emst schon viele Patienten auf der Liege.
    Michael Bobras hatte in seiner Praxis auf Emst schon viele Patienten auf der Liege. © WP | Carlo Czichowski

    Bobras, der seine Praxis Lichtblick.life auf Emst mit zwei Partnern führt, verfolgt einen Ansatz, bei dem körperliche Probleme ganzheitlich begriffen werden sollen. Denn je nach Verletzung oder Leiden kann die körperliche Komponente mit der psychischen zusammenhängen: Nicht selten haben Rückenschmerzen oder andere körperliche Probleme mit zu viel Stress zu tun, sind in wenigen Fällen sogar psychosomatisch (das bedeutet, dass uns die Psyche quasi Schmerzen vorgaukelt).

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    Den menschlichen Körper mit seinen „Wehwehchen“, so erklärt Bobras, könne man sich wie einen Eimer voll Wasser vorstellen. Der ist gefüllt mit Ballast, der aus körperlichen und geistigen Problemen besteht. „Bei manchen ist er voller, bei manchen weniger gefüllt“, erläutert Bobras. Stress, viel Arbeit, dazu noch eine Fehlhaltung: „Und wenn es dann zu viel wird, läuft der Eimer eben über“, sagt der Physiotherapeut, der neben Hagen-Emst eine weitere Praxis samt angrenzendem Fitnessstudio in Lüdenscheid betreibt.

    Und genau wenn der Eimer übergelaufen ist, setzt die Arbeit des Physiotherapeuten an. Er behandelt Patienten, berät sie in allen relevanten Bereichen der körperlichen Gesundheit und gibt ihnen auch Übungen und Hilfestellungen an die Hand, um das Problem langfristig selbst anzugehen. Wer zu ihm kommt, habe meistens aber schon recht starke Schmerzen, erklärt Bobras. Für solche Patienten komme Vorbeugung dann zu spät.

    Zwei Wochen warten, dann zum Arzt

    „Eigentlich ist die Faustregel, dass du zwei Wochen warten solltest, zumindest wenn die Schmerzen nicht so schlimm sind. Wenn das Problem in dieser Zeit nicht von alleine wieder weg geht, solltest du dir Hilfe suchen“, sagt der erfahrene Physiotherapeut.

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    Wer weniger starke Rückenschmerzen hat und sie gerade in ihren Anfängen spürt oder wer präventiv tätig werden will, für den hat er einen Tipp parat, bei dem man noch nicht mal richtig Sport machen muss. Im Alltag sei es immer gut, das Blut in Zirkulation zu behalten. Zu diesem Zweck stellt man sich einfach aufrecht hin und verlagert abwechselnd das Gewicht von der Verse zur Fußspitze und wieder zurück. „Und das macht man dann, bis es brennt“, erläutert Bobras und meint damit, dass man nach einigen Wiederholungen so etwas wie einen kurzen Muskelkater spüren sollte, ehe man mit der Übung aufhört.

    Körper besteht zu 90 Prozent aus Wasser

    Diese Übung sorge dafür, dass das Blut einmal durch den Körper gepumpt wird und sich nach langem Sitzen nicht in den Beinen staut: „Das ist eine simple Sache der Schwerkraft. Und der Körper besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Wenn man sich zu wenig bewegt, kriegen viele Menschen deshalb auch Wasserablagerungen in den Beinen.“

    Gerade im Home Office sei zudem nicht nur wichtig, statt lange zu sitzen auch mal zu stehen: „Man sollte sich vor allem auch bewegen“, sagt der Physiotherapeut. Ansonsten sei aber ein guter Mix aus Sport und der richtigen Ernährung ausschlaggebend, wenn man einen Termin beim Physiotherapeuten vermeiden will. Aber wie seine Auftragsbücher eben zeigen: Nicht jeder kann sich dazu aufraffen.