Hagen. Sieg für die TV-Trash-Familie „Die Geissens“: Kollegah und Rapper Nuhsan C. alias Jigzaw aus Hagen hatten die Töchter äußerst vulgär beleidigt.

Jetzt ist der juristische Erfolg für die TV-Familie Geiss besiegelt: Der in Hagen aufgewachsene Rapper Nuhsan C. (alias Jigzaw), sein deutschlandweit bekannter Förderer Kollegah und dessen Produktionsfirma Alpha Music müssen an die beiden Töchter der Geissens, Shania (15) und Davina (16), 100.000 Euro Schmerzensgeld bezahlen. Der Grund ist eine äußerst vulgäre, beleidigende und auch als Drohung zu verstehende Passage in dem Rap-Song „Medusablick“ von Nuhsan C..

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Die zuständigen Richter am Landgericht Mannheim haben damit bestätigt, was sie schon im Oktober nach einer ersten Verhandlung angekündigt hatten, wie Gerichtssprecher Dr. Joachim Bock der WESTFALENPOST bestätigt: „Die beiden Musiker sowie das Plattenlabel sind als Gesamtschuldner verurteilt worden, jeder Klägerin 50.000 Euro als Schmerzensgeld zu zahlen.“ Macht also in Summe die 100.000 Euro, auf Nuhsan C. kämen damit 33.333 Euro zu.

Anwalt der Geissens hofft auf Signalwirkung durch Urteil

Doch der kennt nach eigenen Angaben den Richterspruch aus Mannheim noch gar nicht. „Ich habe mich in Deutschland abgemeldet, hier in der Türkei ist noch kein Brief angekommen“, so Nuhsan C. gegenüber der WP. „Deshalb kann ich mich auch nicht äußern.“ Kollegah, der den Song produziert hat, und das Plattenlabel Alpha Music ließen eine Anfrage der WP bislang unbeantwortet.

Im Juni am Flughafen Düsseldorf: Skandal-Rapper Nuhsan C. „Jigzaw“, Kollegah verabschiedete seinen Schützling am Düsseldorfer Flughafen
Im Juni am Flughafen Düsseldorf: Skandal-Rapper Nuhsan C. „Jigzaw“, Kollegah verabschiedete seinen Schützling am Düsseldorfer Flughafen © Alex Talash | Alex Talash

Sehr erfreut zeigt sich hingegen Dr. Andreas Boele, der Anwalt der aus dem Privatfernsehen bekannten Familie von Robert und Carmen Geiss: „Es ist ein hervorragendes Urteil, das hoffentlich auch seine Wirkung in die Szene entfalten wird.“ Denn mit der Entscheidung hätten die Mannheimer Richter deutlich gemacht, dass eben nicht jede Beleidigung oder gar Drohung in den Rap-Songs toleriert werde.

„Die sollen sich von mir aus ja in ihren Songs beleidigen, wenn es mehr auf einer abstrakten Ebene geschieht, aber es kann nicht sein, dass ganz konkret Personen angegriffen werde, wie die Töchter meiner Mandanten“, so Dr. Andreas Boele. Die Familie Geiss sei froh über das Urteil: „Insbesondere Kollegah hatte sich ja - aus welchem Grund auch immer - auf meinen Mandaten eingeschossen. Das hat nun hoffentlich ein Ende.“

Umstrittenes Album wird zeitweise vom Markt genommen

Ob der juristische Streit nun auch tatsächlich zu Ende ist, wird sich noch zeigen. Denn gegen das Urteil können die Verurteilten noch Rechtsmittel einlegen. Das Schmerzensgeld-Urteil ist dabei schon der zweite Akt im Streit um die Passage in dem Song „Medusablick“: Schon vor einem Jahr, im Dezember 2018, hatte das Landgericht München in einer einstweiligen Verfügung bestimmt, dass die vulgären und beleidigenden Zeilen über die Geissen-Töchter entfernt werden müssen. Das Album wurde zeitweise vom Markt genommen.

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In dem Schmerzensgeldverfahren in Mannheim waren weder Kollegah noch Nuhsan C. selbst anwesend. Letzterer befindet sich auch seit Sommer in der Türkei. Mit seiner freiwilligen Ausreise war er einer drohenden Abschiebung zuvor gekommen. Er ist zwar in Hagen geboren, hat aber nur die türkische Staatsangehörigkeit.

Die Behörden via Youtube aus dem Untergrund verhöhnt

Eigentlich hätte er schon vor Jahren wegen einer Gewalttat, die ihm einige Jahre Jugendhaft eingebracht hatte, abgeschoben werden sollen. Der hatte er sich aber mehrfach entziehen können, unter anderem hatten die Behörden nach dem Tod seines Vaters einen Aufschub bewilligt, später beantragte er sogar – letztlich erfolglos – Asyl wegen einer möglichen Gefährdung in der Türkei. Dann kam im Sommer 2017 eine Messerattacke auf dem Wilhelmsplatz, bei der ein anderer Mann durch ihn schwer verletzt worden war. C. floh nach der Tat, lebte monatelang im Untergrund und verhöhnte via Youtube die Behörden – und wurde dadurch erst bekannt.

Nachdem er schließlich doch geschnappt wurde, wurde er in erster Instanz am Amtsgericht Hagen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Kollegah zahlte eine hohe Kaution und holte ihn medienwirksam aus der Untersuchungshaft. In einem monatelang sich hinziehenden Berufungsverfahren vor dem Landgericht bekam er schließlich eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Zuletzt war es um ihn in der Türkei ruhig gewesen. Angeblich will er aber in Kürze wieder musikalisch in die Offensive gehen.