Hagen. Die Groß-Kontrollen holen den Rocker-Krieg in Hagen wieder in die Öffentlichkeit: In Kürze wird es weitere Entscheidungen geben. Ein Überblick.
Der Großeinsatz von Polizei und städtischem Ordnungsamt gegen die Freeway Riders hat wieder eine Szene in das öffentliche Bewusstsein geholt, um die es zuletzt eher still geworden war: Doch der Rocker-Krieg in Hagen beschäftigt weiter die Behörden.
Die Rocker von Bandidos und Freeway Riders hatten sich im vergangenen Jahr einen teils blutigen und brutalen Kampf um die Vorherrschaft in Hagen geliefert. Dass zuletzt die großen Schlagzeilen fehlten, bedeutet aber weder, dass die Rocker nicht mehr aktiv sind in Hagen, noch, dass die Ermittler nicht weiter mit Hochdruck an dem Komplex „Rocker-Krieg“ arbeiten – um alte Straftaten aufzuklären und neue zu verhindern.
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Oberstaatsanwalt: Aktuell ist die Lage ruhig
Dass für die Kontrollen bei der Halloween-Party der Freeway Riders im Clubhaus in Kückelhausen keine neue Tat der Anlass war, bestätigt der zuständige Hagener Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli im Gespräch mit der WESTFALENPOST: „Aktuell ist die Lage ruhig.“ Die massiven Aktionen – unter anderem die Razzia im vergangenen Dezember, bei der auch ein großes Waffenlager gefunden wurde – scheinen Wirkung gezeigt zu haben.
Und auch die strafrechtliche Aufarbeitung läuft weiter. Schon seit Mai muss sich ein 58 Jahre altes Mitglied der Freeway Riders wegen versuchten Totschlags verantworten. Auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes ist möglich. Er soll auf der Frankfurter Straße auf einen Bandido geschossen haben. War zunächst schon im Sommer ein Urteil erwartet worden, so hat sich der Prozess zuletzt erheblich gezogen, weil von der Verteidigung des bislang nicht vorbestraften Kfz-Sachverständigen immer neue Beweisanträge gekommen waren.
Polizei-Großeinsatz bei Freeway Riders
Doch jetzt scheint der Prozess tatsächlich auf die Zielgerade einzubiegen: Mitte November soll ein Urteil fallen. Und Oberstaatsanwalt Pauli ist zuversichtlich, dass es auch zu einer Verurteilung wegen eines versuchten Tötungsdelikts kommen wird. „Aus unserer Sicht hat die Hauptverhandlung nichts anderes ergeben.“
Weiter Mordversuch-Verdacht gegen Bandido
Und ähnlich optimistisch beurteilt er auch die weiteren Ermittlungen gegen ein Mitglied der anderen Rocker-Gruppierung, der Bandidos. Einem Mitglied der Gruppe, die versucht, in Hagen Fuß zu fassen und damit einen Konflikt mit den seit 45 Jahren in Hagen präsenten Freeway Riders heraufbeschworen hatte, wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vor. Er soll im September 2018 in der Innenstadt auf einen Freeway Rider geschossen haben.
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Der 31-Jährige Bandido sitzt derzeit schon wegen eines anderen Vorfalls aus dem Hagener Rockerkrieg in Haft. Er hatte gestanden, an der Saarlandstraße aus seinem Auto heraus auf einen Pkw geschossen zu haben, in dem zwei Freeway Riders und eine Frau saßen. Der Vorwurf des versuchten Mordes ließ sich in dem Prozess zwar nicht beweisen, doch der Bandido wurde zu drei Jahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ist sich nun aber sicher, ihm in dem anderen Fall die versuchte Tötung nachweisen zu können. Sein Verteidiger Reinhard Peters, der derzeit in mehreren Rocker-Prozessen im Ruhrgebiet Bandidos vertritt, zweifelt das gegenüber der WP an: „Da ist unser Ansicht nach dünn.“
Mehrer Verfahren wegen Waffen-Delikten
Und daneben arbeitet die Staatsanwaltschaft auch an weiteren Strängen des Rockerkriegs, unter anderem an mehrer Verfahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz. Denn in dem Hagener Rockerkrieg waren viele illegale Waffen eingesetzt worden. Hier gibt es auch Verbindungen zu den Angeklagten, die sich derzeit vor dem Landgericht Arnsberg verantworten müssen. Im Mittelpunkt des Prozesses steht ein Mitarbeiter des Waffenherstellers Umarex, der Waffenteile aus der Firma geschmuggelt, zusammengebaut und weiterverkauft haben soll.
Zu anderen Rocker-Verfahren, die derzeit Schlagzeilen machen (unter anderem der Mord an einem Freeway-Riders-Mitglied in Gelsenkirchen) scheint es keine direkten Bezüge zu dem Hagener Rockerkrieg zu geben. Vier Männer sind angeklagt, die zu den Bandidos gehören sollen.