Hagen galt lange als Hauptstadt der Freeway Riders, doch jetzt wollen sich auch die Bandidos etablieren.
Lange war die Lage in Hagen klar: Während sich in anderen Ruhrgebietsstädten die Frage stellte, ob sie zum Einflussgebiet der Rockergruppierungen Bandidos oder Hells Angels gehörten, galt Hagen als Zone der Freeway Riders.
Hagen ist so etwas wie die Hauptstadt der Freeways. Vor mittlerweile 44 Jahren wurde hier die erste Abteilung gegründet, inzwischen gibt es bundesweit 35 Chapter. Die Freeway Riders hatten immer betont, nicht in den Konflikt zwischen Bandidos und Hells Angels hineingezogen werden zu wollen. Der Club mache sein eigenes Ding, habe mit Rotlichtmilieu, Drogen oder Waffenhandel nichts zu tun. Allerdings machten Mitglieder schon 2009 im WP-Gespräch deutlich, dass die Freeway Riders die einzige Rockergang in Hagen seien: „Wir dulden nicht, dass hier andere reinkommen.“
Und so war die Situation schon einmal vor knapp zwei Jahre in Hagen angespannt. Eine „Anwärter-Abteilung“, ein so genanntes „Prospect Chapter“ der Bandidos, sollte in Hagen gegründet worden sein. In der Folge gab es einen von einem Großaufgebot der Polizei begleiteten „Spaziergang“ von etwa 200 Freeway-Riders-Mitgliedern aus ganz Deutschland. Ein Freeways-Sprecher erklärte damals: „Das ist ein Zeichen an alle, dass Hagen unsere Hauptstadt ist.“
Danach war es zumindest für die Öffentlichkeit lange ruhig. Das änderte sich in diesem Jahr. Inzwischen ist klar, dass es ein eigenes Bandidos-Chapter Hagen gibt, die Präsenz im Stadtbild ist auch deutlich erkennbar. Zumindest ein Mitglied war zuvor auch Mitglied bei den Freeway Riders. Am 27. Juni gab es schließlich eine große Polizeiaktion: Das Clubhaus der Bandidos in Delstern wurde ebenso durchsucht wie die Privatwohnung des Chapter-Präsidenten. Hintergrund war der Vorwurf einer möglichen räuberischen Erpressung in einer Shisa-Bar im Bahnhofsviertel. Gefunden wurden aber lediglich zwei Reizgasfläschchen.