Hagen. Polizei und Stadt sind mit einem Großaufgebot bei den Freeway Riders angerückt. Es wurden Waffen gefunden, der Alkohol-Ausschank wurde verboten.
150 Polizeibeamte, rund 40 Einsatzwagen und dazu noch Kräfte des Ordnungsamtes: Mit einem Großaufgebot haben Stadt und Polizei am Donnerstagabend die Halloween-Party der Rockergruppe Freeway Riders auf dem Club-Gelände in Hagen-Kückelhausen quasi „gesprengt“. Offizieller Anlass: Gefahrenabwehr, Verkehrskontrollen und das Überprüfen von ordnungsrechtlichen Auflagen.
Inoffiziell wollte der Staat aber wohl auch ein Zeichen in Richtung Rocker geben, dass man die Szene weiterhin im Blick hat und den Druck hoch halten. Im vergangenen Jahr hatte ein zum Teil blutiger Rockerkrieg zwischen den Freeway Riders und den Bandidos, die in Hagen Fuß fassen wollen, getobt.
Ausschank von Alkohol wird untersagt, Händler müssen schließen
Die Kontrollen haben am Abend dazu geführt, dass die Stadt Hagen den Ausschank von alkoholischen Getränken untersagt hat. Begründung: Da es sich um eine Feier mit öffentlichem Zutritt handele und nicht um eine private Fete, hätte eine Genehmigung für den Alkohol-Ausschank beantragt werden müssen. Und auch zwei Händler, die vor dem Clubhaus ihren Stand aufgebaut hatten, mussten wieder einpacken.
Polizei-Großeinsatz bei Freeway Riders
Der Einsatz des städtischen Ordnungsamtes auf dem Clubgelände wurde von einem Großaufgebot der Polizei abgesichert. „Das tun wir im Rahmen der Amtshilfe“, so Polizeisprecher Michael Siemes vor Ort gegenüber der WESTFALENPOST. „Zudem kontrollieren wir auch die Personalien von Gästen und lassen derzeit auch keine weiteren Gäste auf das Gelände.“ Neben Kräften aus Hagen war auch die Bereitschaftspolizei aus Wuppertal mit einer Hundertschaft vor Ort sowie Polizeihunde-Führer.
Verkehrskontrollen: Autos werden herausgewunken
Außerhalb des Club-Gebäudes fanden zudem unter Federführung der Polizei Verkehrskontrollen statt. An der Minervastraße war ein Kontrollpunkt aufgebaut worden. Vom Konrad-Adenauer-Ring wurden zahlreiche Autos von den Beamten herausgewunken, um dort kontrolliert zu werden.
Die Bilanz der Polizei nach der mehrstündigen Aktion lautete gegen 22 Uhr: Es wurden 177 Menschen und 55 Fahrzeuge kontrolliert. Im Vereinsheim wurden mehrere Lang- und Kurzwaffen sowie Elektroschockpistolen gefunden. Die Gegenstände werden auf strafrechtliche Relevanz untersucht, so die Polizei.
Druck auf Rockerszene
Einen Durchsuchungsbefehl gab es für das Clubhaus nicht, die Polizei unterstützte „nur“ die Ordnungsamts-Aktion. Und auch einen konkreten neuen Vorfall, der Anlass für solch eine Groß-Aktion gewesen sein könnte, hat es nicht gegeben, wie auch Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli am Abend der WP bestätigte.
„Aber die Freeway Riders haben in der jüngeren Vergangenheit Bezüge zu kriminellen Handlungen gezeigt, so dass es angebracht ist, dass wir eine Party wie diese im Blick haben“, so Polizeisprecher Michael Siemes. „So wie die Polizei die gesamte Rocker-Szene in NRW im Blick hat.“ Noch deutlicher am späten Abend nach der Aktion der Einsatzleiter, Polizeidirektor Hubert Luhmann: Er freute sich über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den anderen Behörden. „Wir werden den Druck auf die Rockerszene aufrecht erhalten“, so Luhmann.
Besucher äußern ihren Unmut über Polizei-Aktion
Da sich die Kontrollen, die gegen 18.30 Uhr gestartet waren, herum gesprochen hatten, reisten nicht mehr viele Gäste an. Die, die auf dem Gelände waren und kontrolliert wurden, verhielten sich offensichtlich kooperativ. Die Situation ist augenscheinlich ruhig.
Vor dem Clubgelände äußerten Besucher der Party und offensichtliche Anhänger der Freeway Riders aber im WP-Gespräch ihren Unmut über die Aktion von Ordnungsamt und Polizei. „Der offene Abend ist jeden Monat, dass die heute hier bei der Halloween-Party so eine Aktion machen, ist nur Schikane“, so ein Gast.
Rockerprozess läuft am Landgericht Hagen
Zuletzt war es ruhig geworden um die Rockerszene in Hagen, in der es im vergangenen Jahr zu einer teils blutigen Auseinandersetzungen zwischen Bandidos und Freeway Riders gekommen war. Doch die Sicherheitsbehörden halten den Druck auf die Szene hoch.
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Derzeit läuft vor dem Landgericht Hagen ein Prozess gegen ein Mitglied der Freeway Riders wegen versuchten Totschlags. Der Angeklagte soll auf ein Bandidos-Mitglied an der Frankfurter Straße in der Hagener City geschossen haben. Für Mitte November wird ein Urteil erwartet.
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Bei den bisherigen Ermittlungen in dem Hagener Rocker-Krieg war schon bislang ein großes Arsenal an illegalen Waffen gefunden worden. Sowohl gegen die Bandidos als auch gegen die Freeway Riders, die seit gut 40 Jahren ihren Stammsitz in Hagen haben, hatte es Durchsuchung gegeben. Im Dezember vergangenen Jahres hatte ein Großaufgebot der Polizei unter anderem mit einem Räumpanzer das Club-Gelände der Freeway Riders in Kückelhausen gestürmt.