Hagen. Die Probleme rund um die maroden Brücken in Hagen haben sich weiter verschärft. Wir beschreiben, wo die brisantesten Hot-Spots zu finden sind.

Die Situation rund um die maroden Hagener Brücken wird immer brisanter: Bei weiteren gutachterlichen Untersuchung hat sich jetzt herausgestellt, dass die ebenfalls von Spannungsrisskorrosionsproblemen befallene Eckeseyer Brücke, die im Bereich des Hauptbahnhofes über 18 Gleise führt, ohne vorheriges Ankündigungsverhalten nachgeben könnte. Sollte dieser Fall eintreten, müsste das zentrale Infrastrukturbauwerk nicht bloß umgehend für den Straßenverkehr gesperrt werden, sondern Hagen würde über Nacht auch zum Sackbahnhof, weil unter dem Betongiganten keine Züge mehr rollen dürften. Hinzu kommt, dass die Arbeitsamtsrampe inzwischen so baufällig ist, dass sie mit der Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung zum Jahresende 2019 auch für den Autoverkehr gesperrt werden muss.

Uhr für die Fuhrparkbrücke tickt

Elegant schwingt sich die Fuhrparkbrücke über die Bahnanlagen. Doch das 160 Meter lange Bauwerk rostet weg. Der Gutachter taxiert eine Restlebenszeit bis ins Jahr 2028.
Elegant schwingt sich die Fuhrparkbrücke über die Bahnanlagen. Doch das 160 Meter lange Bauwerk rostet weg. Der Gutachter taxiert eine Restlebenszeit bis ins Jahr 2028. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Parallel dazu rostet die Fuhrparkbrücke, die bereits für Fahrzeuge jenseits des 3,5-Tonnen-Limits gesperrt ist, rasant weiter. Laut Gutachter hat die 160 Meter lange Querung über 30 Gleise der Bahn hinweg noch eine maximale Lebenszeit von zehn Jahren. Ein Brückenelement erhält jetzt sogar vorsorglich eine Notstütze, damit es nicht plötzlich auf die Bahnanlagen kracht. Angesichts dieser alarmierenden Zustandsprognose plant die Stadt aktuell, mit der Erneuerung der Fuhrparkbrücke im Jahr 2028 zu beginnen. Mit Blick auf die bislang wenig fruchtbaren Gespräche mit der Deutschen Bahn AG betont jedoch WBH-Brückenbauer Torbjörn Dahlhaus: „Den Zehn-Jahres-Plan halte ich für ausgesprochen ehrgeizig.“ Länger möchte der Gutachter allerdings auf keinen Fall die Verantwortung übernehmen. Sollten sich bei Brückenprüfungen bereits vorher weitere Schwachstellen herauskristallisieren, droht sogar eine frühzeitige Vollsperrung.

Ständige Überwachung

Entsprechend wird bei der erneuerungsbedürftigen Eckeseyer Brücke künftig ebenfalls genauer hingesehen. Zurzeit wird bereits nach einem Monitoringsystem gesucht, um das Neigungsverhalten und weitere Rissbildungen permanent überwachen zu können. Sobald hier Unregelmäßigkeiten auffallen, droht das sofortige Aus für Auto- und Bahnverkehr. Mit den entsprechend dramatischen Auswirkungen auf den Individualverkehr im gesamten Hagener Stadtgebiet. Aber auch die Bahnverbindungen in ganz Westdeutschland würden durcheinandergewirbelt.

„Wir müssen uns konzeptionell besser aufstellen und eine Strategie festlegen, wie wir vorgehen wollen“, deutet Baudezernent Hennig Keune an, dass die Planungsverwaltung ihre Hausaufgaben längst noch nicht gemacht habe. „Wir müssen dringend mit der Bahn über einen Sanierungszeitplan sprechen.“ Denn auch der Verkehrsriese hat nach WP-Informationen Planungen in der Schublade, die Gleise im Einfahrtsbereich des Hauptbahnhofes neu ordnen zu wollen.

Klebelösung funktioniert nicht

Aber die konzeptionellen Überlegungen greifen noch weiter: „Wenn wir die Eckeseyer Brücke anfassen, müssen wir uns auch über die Zukunft der Ebene II (Hochbrücke Altenhagen) im Klaren sein“, macht Keune die Dimensionen des Investitionsprogramms jenseits der 100-Millionen-Euro-Schwelle deutlich.

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Denn auch die Arbeitsamtsrampe, die den Graf-von-Galen-Ring mit der B 54 verbindet, wird neu errichtet werden müssen. Die zuletzt präsentierte die Idee, den bröckelnden Beton des geschwungenen Bauwerks mit Karbonfaserelementen kleben und somit stabilisieren zu können, hat sich inzwischen wieder als untauglich herausgestellt. Zumal weitere gutachterliche Untersuchungen ergeben haben, dass auch die Kragarme, auf denen die Fahrbahn lagert, saniert werden müssen. Diese Millionen-Kosten möchte die Stadt für das marode Betonbauwerk nicht mehr aufbringen, sondern lieber eines Tages eine neue Rampe hinauf zum Kegel-Casino errichten.