Hagen-Mitte. . Die marode Arbeitsamts-Rampe in Hagen soll mit aufgeklebten Kunststofflamellen wieder stabilisiert werden. Doch erst kommt eine lange Sperrung.

Während im Rathaus noch die besorgniserregende Nachricht von der maroden und vor allem irreparablen Fuhrparkbrücke verdaut wird, kündigt sich bereits die nächste temporäre Sperrung einer wichtigen innerstädtischen Verkehrsachse an: Nach Einschätzung der verantwortlichen Gutachter muss die Rampe hinter dem Arbeitsamt, die den Graf-von-Galen-Ring mit der B 54 verbindet, bereits im kommenden Jahr für mehrere Monate gesperrt werden, um sie nachhaltig zu verstärken.

In Deutschland bislang einmaliges Verfahren

Dabei soll ein in Deutschland bislang einmaliges Verfahren angewendet werden, indem die Stahlbetonkonstruktion einfach geklebt wird. Sie gehört zu den durch Spannrisskorrosion gefährdeten Brücken im Stadtgebiet und zeigt bei Einsturzgefahr kein ausreichendes Ankündigungsverhalten.

Nach Einschätzung des Gutachters muss dies bereits 2019 geschehen, weil der aktuelle Zustand angesichts der drohenden Einsturzgefahr nicht länger toleriert werden könne. Seit Monaten ist die Straße zur Entlastung für Lkw und Busse komplett gesperrt. Zudem dürfen Pkw die Rampe hinauf zum Märkischen Ring lediglich noch einspurig nutzen.

Kosten von zwei Millionen Euro

Erneute statische Nachrechnungen haben jetzt ergeben, dass das mit schadhaftem Stahl konstruierte Bauwerk mit kohlefaserverstärkten Kunststofflamellen (CFK-Lamellen) verstärkt werden kann. „Diese

Auch auf diesen Hagener Brücken gibt es Einschränkungen

B54, Brücke Volmetalstraße zwischen Stadthalle und Delstern: Tempo auf 50 km/h begrenzt, die Prüfintervalle vom dreijährigen auf vierteljährlichen Rhythmus reduziert und Teilsegmente der sieben Brücken abgestützt. Langfristig: die Straße auf den Boden zurückverlegen.

Volmebrücke Eilper Straße: Es gilt ein Tempolimit von 30 km/h, Beschränkung auf 30 Tonnen, der Verkehr wird in die Mitte der Fahrbahn gedrängt, um die Kragarme zu entlasten – halbjährlich wird das Bauwerk vermessen.

Brücke Ischeland: Belastung auf 30 Tonnen limitiert, langfristig soll Betonbeschichtung entfernt werden, um Risse zu erkennen.

Talbrücke Helfe: halbjährliche Prüfung. Unter das Bauwerk kommt ein Stützrahmen, auf den sich die Brücke absenken kann.

Ebene 2 – Altenhagener Brücke: Gutachter gehen von einem Ankündigungsverhalten aller Brückenabschnitte aus. Die Prüfungen finden jährlich statt.

Brücke Ribbertstraße: Laut Gutachter ist das Ankündigungsverhalten gesichert, keine Maßnahmen.

Stennertbrücke: akustisches Monitoringsystem sammelt täglich zwei Gigabyte akustische Daten, um brechende Spannglieder herauszuhorchen.

Fuhrparkbrücke: massive Schäden insbesondere am Verbindungsstück zwischen Brückenbogen und Brinkstraße machen einen Neubau erforderlich. Schon heute gilt eine Sperrung für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen.

Karbonfaserelemente werden an der Unterseite der Konstruktion sowie auf dem Fahrbahnbelag mit einem Epoxydharz aufgeklebt“, verspricht Matthias Hegerding, verantwortlicher Fachbereichsleiter beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), eine umfassende Verbesserung der Standfestigkeit der Brücke.

Die Karbonfasern sollen dabei über eine vier- bis fünfmal so starke Zugkraft wie die Spannstahlelemente verfügen. „Wir wären damit die ersten in Deutschland, die dieses Verfahren in dieser Größenordnung im Alltag anwenden.“ Bei dieser Gelegenheit kann dann auch gleich der in die Jahre gekommene Fahrbahnbelag auf diesem Straßenabschnitt erneuert werden. Nach Abschluss dieser Sanierungsarbeiten, für die ein grober Kostenrahmen von zwei Millionen Euro geschätzt wird, wäre die Rampe für etwa zwei weitere Jahrzehnte wieder voll – also auch durch Lkw – nutzbar.

Zustand der Kragarme ungewiss

Unklar bleibt bislang noch, in welchem Zustand sich die Kragarme befinden, die ebenfalls aus Spannstrahl konstruiert wurden. Auf diesen Elementen liegt die sogenannte Arbeitsamts-Rampe auf. Die gutachterlichen Untersuchungen laufen aktuell noch. Sollten diese Träger ebenfalls nachzugeben drohen, müsste über Stützkonstruktionen im Volme-Flussbett oder in den Uferbereichen nachgedacht werden. Die dafür erforderlichen Kosten sind noch völlig unklar.