Gevelsberg. Anwohner sollten nach einer Staubwolke in Gevelsberg erstmal kein Obst und Gemüse aus dem Garten essen. Jetzt gibt es einen neuen Stand.
Die Nachricht dürfte für Erleichterung sorgen: Wie die Stadt Gevelsberg am Mittwochabend bekanntgegeben hat, gelten die Verzehrempfehlungen rund um das alte Dieckerhoff-Gelände nahe der Hagener Straße nicht mehr.
Im Zuge der Abbrucharbeiten der ehemaligen Gießerei Dieckerhoff war es Anfang September in Gevelsberg zu Staubfreisetzungen gekommen. Unklar war, ob dieser Staub mit Schadstoffen belastet ist oder nicht. Die Wolke hatte sich in westlicher Richtung über das Wohn- und Gewerbegebiet ausgebreitet. Auf Bitten des Ennepe-Ruhr-Kreises hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Staubproben daraufhin analysiert.
„Bereits bekannt war: Die mit der Staubfreisetzung und den niedergeschlagenen Staubmengen verbundene Zusatzbelastung mit den Schadstoffen Dioxine/Furane, PCB und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe konnte als unbedenklich eingestuft werden“, erklärt die Gevelsberger Stadtverwaltung. „Noch offen waren die Analyseergebnisse der Schwermetallwerte.“
Toxikologische Proben-Bewertung
Vor diesem Hintergrund war Anwohnerinnen und Anwohnern der aus Sicht der Behörden betroffenen Bereiche – insbesondere Oststraße und Gasstraße – auch nach Vorliegen der Ergebnisse der Staubproben empfohlen worden, weiterhin Obst, Gemüse und Eier aus betroffenen Gartenbereichen nach Möglichkeit nicht zu verzehren beziehungsweise – sofern möglich – vorher sehr gründlich zu reinigen.
„Diese Empfehlung kann nach der toxikologischen Bewertung einer untersuchten Löwenzahnprobe jetzt zurückgenommen werden“, heißt es aus dem Gevelsberger Rathaus. In ihr seien die jeweiligen Bewertungskriterien für Nahrungspflanzen für Blei, Cadmium, Nickel, Chrom, Kupfer und Zink unterschritten worden.
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Neben diesem Ergebnis lägen auch die Resultate von in zwei Hausgärten repräsentativ und aus unterschiedlichen Tiefen entnommenen Bodenproben vor, so die Stadtverwaltung weiter. Erkenntnis hier: Für keines der untersuchten Schwermetalle seien die bodenschutzrechtlichen Prüfwerte für die aktuelle Nutzung als Wohngebiet überschritten worden, daher bestünden keine Bedenken gegen den Anbau von Nahrungspflanzen und deren Verwendung in den untersuchten Gärten.
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Eine Einschränkung gibt es trotzdem: „Der in dem in der Gasstraße untersuchten Garten leicht erhöhte Bleigehalt überschreitet zwar geringfügig den bodenschutzrechtlichen Prüfwert für Kinderspielflächen“, erklärte auch Bürgermeister Claus Jacobi in der Stadtratssitzung am Mittwochabend. „Hier findet derzeit allerdings keine regelmäßige und intensive Nutzung durch spielende Kinder statt. Sollte sich dies ändern, würde die Fläche durch die untere Bodenschutzbehörde des Kreises neubewertet.“
Aufwendiges Analyse-Verfahren
Für Verunsicherung hatte auch gesorgt, dass die abschließenden Analyse-Ergebnisse des LANUV aus Sicht von Anwohnern lange auf sich hätten warten lassen. Wie das LANUV auf Nachfrage der Redaktion erklärte, liege das am Verfahren an sich. Es hätten zunächst strategisch gute Punkte zur Entnahme der Bodenproben gefunden werden müssen. Diese Proben seien dann aufbereitet worden, um Messungen vornehmen zu können.
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Diese Messungen müssten schließlich verifiziert werden. Erst dann entstehe der Bericht. Aufwendig sei es auch dadurch gewesen, so ein Sprecher des Landesamtes, da an mehreren Stellen Bodenproben entnommen worden seien, die sich auch voneinander hätten unterscheiden müssen. So sei eine landwirtschaftlich genutzte Fläche etwas anderes als ein Kinderspielplatz, nennt der Sprecher ein grundlegendes Beispiel.
Der Investor, der das frühere Dieckerhoff-Guss-Gelände 2021 gekauft hat, plant, dass nach dem Abriss und dem Bauantrag etwa 20 Monate Bauzeit folgen. Im Jahr 2025 sollen dann unter anderen eine Behinderten-Werkstatt und bezahlbarer Wohnraum auf der Industrie-Brache komplett mit Leben gefüllt sein.