Gevelsberg. Seit dem Hochwasser 2021 ist ein Altenheim aus Gevelsberg in Schwelm untergebracht. Darum zeichnet sich eine Rückkehr immer noch nicht ab.

Schon mehr als ein Jahr ist es her, dass das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang aus Gevelsberg umziehen musste. Wer sich erinnert: Der Vogelsang war einer der Bereiche in der Stadt, die vom Hochwasser Mitte Juli 2021 am stärksten betroffen waren.

In der Nacht auf den 15. Juli war auch die Einrichtung an der Hagener Straße zum plötzlichen Umzug gezwungen. Und das obwohl die Renovierung gerade in vollem Gange war. Damit wollte sich das Zentrum auf das Wohn- und Teilhabegesetz des Landes NRW einstellen. Das schreibt vor, dass Pflegeheime mindestens 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten müssen.

Der erste Trakt war schon wieder bewohnbar. Davon hatten die Bewohnerinnen und Bewohner aber nicht viel. Seit dem Hochwasser-Umzug sind sie im Haus Curanum am Ochsenkamp in Schwelm untergebracht. Beide Häuser sind Teil der Korian-Unternehmensgruppe. Hatten Einrichtungsleiterin Andrea Grünewald und ihr Team darauf gehofft, noch vor Weihnachten 2022 wieder zurückzuziehen, stehen die Zeichen im Moment wohl doch eher auf Ostern 2023.

Unsicherheit in Personalplanung

„Wir hatten damals gedacht, dass in ein paar Wochen alles durch ist“, sagt Grünewald nicht ohne eine Spur von Galgenhumor. Zwar sei es gelungen, die Bewohnerinnen und Bewohner aus Gevelsberg statt wie anfangs auf drei Bereiche in Schwelm nur noch auf einen zu verteilen. 28 seien es derzeit insgesamt. „Das ist hilfreich für alle“, erklärt die Einrichtungsleiterin.

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Trotzdem bleibe die Unsicherheit, zum Beispiel in der Personalplanung. 25 Personen zählt das Team aktuell, nur in den Bereichen Pflege und Betreuung. „Wir sind jetzt auch dabei, Mitarbeiter zu rekrutieren“, verrät Grünewald. Dabei hat sie schon die Rückkehr nach Gevelsberg im Blick. Ist die Einrichtung dort fertig umgebaut, fährt das Team auch die wegen des Umbaus ursprünglich reduzierten Kapazitäten wieder hoch. Dann soll es dort insgesamt 90 Betten geben, 14 davon im Bereich der Kurzzeitpflege. Die Zimmer teilen sich auf 13 Doppelzimmer und 64 Einzelzimmer auf.

Warteliste für betreutes Wohnen

Aktuell finden auch Sanierungsarbeiten im Bereich für das betreute Wohnen am Vogelsang statt. Die Wohnungen seien nicht vom Hochwasser betroffen gewesen, wie Regina Willim erklärt. Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten in der Vergangenheit die Angebote im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang, Hagener Straße 367-371, mitnutzen können. Durch die Umzugssituation sei das aktuell aber nicht möglich.

„Wir sanieren die Wohnungen jetzt nach und nach“, sagt Willim. Wer Interesse habe, das Angebot künftig in Anspruch zu nehmen, könne sich dafür bereits jetzt auf eine Warteliste setzen lassen. Interessierte können sich bei Regina Willim unter 02336-9291 164 melden.

Weitere Infos auch unter www.bestens-umsorgt.de

„Aber wenn ich jemanden einstelle, für wann?“, fragt sich Andrea Grünewald. „Ich könnte Leute auch in anderen Einrichtungen zwischenparken, aber vielleicht bleiben die ja dann lieber da.“ Auch unter Angehörigen, Bewohnerinnen und Bewohnern gebe es vereinzelte Stimmen, die dem Umzug nach Gevelsberg entgegen sehnten.

Kommunaktion mit Bewohnern

„Wir kommunizieren das unseren Bewohnern ganz offen“, erklärt Regina Willim, verantwortlich für den Sozialen Dienst und Belegungsmanagerin der Einrichtung, und meint damit den aktuellen Stand der Dinge. „Die Bewohner haben Verständnis.“

Regina Willim (links) und Andrea Grünewald vom Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang aus Gevelsberg vor dem Haus Curanum am Ochsenkamp in Schwelm.
Regina Willim (links) und Andrea Grünewald vom Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang aus Gevelsberg vor dem Haus Curanum am Ochsenkamp in Schwelm. © WP | Max Kölsch

Schon vor dem Hochwasser habe es in der Gevelsberger Einrichtung einen Wasserschaden gegeben, hakt Andrea Grünewald ein. Der sei bis heute noch nicht final behoben. Gleiches gelte für die Schäden, die das Hochwasser selbst hinterlassen habe. „Das Untergeschoss braucht zum Beispiel noch die Küche“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Diese sei nach dem Unwetter-Ereignis gereinigt und desinfiziert worden und könne daher wieder verwendet werden.

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Die Renovierung der Zimmer sei bis auf Kleinigkeiten soweit fertig. „Der Eingangsbereich muss noch gemacht werden“, sagt Grünewald. „Alle freuen sich drauf, wieder zurückzukommen“, weiß auch Regina Willim.

Bauarbeiten verzögern sich

Nicht zuletzt weil die aktuelle provisorische Situation auch eine Herausforderung ist. „Meine Schwierigkeit ist hier, dass wir ja auch Versorgungsmaterial für uns bestellen müssen“, nennt Andrea Grünewald ein Beispiel für ganz praktische Probleme. „Am Anfang habe ich den Lieferanten vermittelt, dass wir am Ochsenkamp sind.“ Die hätten irgendwann aber nicht mehr gekennzeichnet, für welche der beiden Einrichtungen am Ochsenkamp die Bestellung ist. Zusätzlicher Stress im Arbeitsalltag.

Wie bei vielen anderen Bauprojekten auch, gibt es wegen der aus verschiedenen Gründen schwierigen Weltlage aber Verzögerungen. „Mein letzter Stand war, dass Material schwer zu besorgen ist“, sagt Andrea Grünewald. Aktuell würden die Arbeiten aber weiterlaufen. Bis alles fertig ist, bleibt die Hoffnung, so schnell wie möglich mit dem Kapitel „Hochwasser und Renovierung“ abschließen zu können.