Gevelsberg. Jan Winning aus Gevelsberg hat sich aus Spaß beworben und wurde überrascht. Jetzt könnte er „Mister Handwerk 2023“ werden. Das steckt dahinter.
„Sehr lustig, spontan, verrückt, kerniger Ruhrgebietler“ – so kurz wie aussagekräftig beschreibt Jan Winning aus Gevelsberg sich selbst in seinem Steckbrief. Dazu ist ein Bild von ihm mit weit aufgerissenen Augen und einem breiten Grinsen zu sehen. Mit einem Daumen zeigt er nach oben. Eine eigentlich nicht wirklich ernst gemeinte Bewerbung, mit der es der 31-jährige Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aber schon zum Kalender-Model geschafft haben könnte.
Und als wäre das nicht genug, könnte er sogar noch den Titel „Mister Handwerk 2023“ gewinnen. Gemeinsam mit dem weiblichen Pendant „Miss Handwerk“ würde er dann ein Jahr lang das Deutsche Handwerk öffentlich repräsentieren. Den Wettbewerb dazu hat das Deutsche Handwerksblatt ins Leben gerufen. Seitdem findet er jährlich statt. Bewerben kann sich dabei jeder, der einen Handwerksberuf ausübt und präsentieren möchte, wie das Handwerk Tradition, Modernität und Innovation miteinander vereint.
Für Jan Winning aus Gevelsberg genau das Richtige: „Es ist schon so, dass ich das Handwerk ein bisschen mehr lebe als andere“, verrät er. „Als ich den Power-People-Fotokalender gesehen habe, dachte ich: geil, da muss ich doch rein.“ „Power People“ ist laut Handwerksblatt eine Dachmarke für selbstbewusste Handwerkerinnen und Handwerker. Der Kalender zeigt großflächige Fotomotive von jeweils sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei ihren Berufen – vom Auszubildenen bis hin zum Meister.
Professionelles Foto-Shooting
„Ich dachte, ich bewerbe mich einfach“, sagt Winning. Ein lockeres Foto, ein flapsiger Spruch – kurze Zeit später findet er sich mit einem Kandidaten-Profil auf der Internetseite von „Handwerks Miss & Mister“ wieder. Online können Besucher der Seite nun für ihn oder andere Kandidatinnen und Kandidaten aus ganz Deutschland abstimmen. Im Anschluss setzt sich eine Jury – dazu gehören als Sponsoren die Signal-Iduna-Gruppe, die IKKclassic und der Partner Haix – zusammen und bestimmt, wer mit den meisten Online-Stimmen eine Runde weiter und hinterher in den Power-People-Kalender kommt.
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„Ich habe das dann rumgeschickt und darum gebeten, dass die Leute für mich abstimmen“, erklärt der Gevelsberger. Mit Erfolg. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich weiterkomme“, gibt er zu. Jetzt könnte er einer von zwölf Finalistinnen und Finalisten und damit gleichzeitig Fotomodel werden.
Eine Gruppe aus professionellen Fotografen, Videoproduzenten und Visagisten hat ihn dafür bereits abgelichtet. Als Kulisse diente die Firma Lück in Silschede, bei der Winning seit elf Jahren arbeitet. „Ich habe dann draußen die Wärmepumpe ein bisschen gewartet oder auch einen Siphon gewechselt“, erinnert sich Winning. Dabei lässt er sich fotografieren. Auch ein Werbevideo für das Handwerk dreht er an diesem Tag.
Schließlich ist es auch das, worum es bei „Miss & Mister Handwerk 2023“ geht. „Dass das Handwerk eine Image-Aufbesserung bekommt“, erklärt Winning den Hintergrund des Wettbewerbs mit eigenen Worten. „Weil wir immer noch ein Image haben, das ein bisschen hinterher hängt.“
Fachkräftemangel bemerkbar
Das Gerede von „Gas, Wasser, Sch****“ ist ihm nicht fremd. Den Fachkräftemangel würden sie auch in der eigenen Firma merken. „Wir bekommen kaum Azubis, und Praktikanten kommen zum Teil schon nach einem Tag nicht wieder“, schildert er die Situation. „Mir geht es darum, dass wir das in den Griff kriegen.“
Als Geselle macht es ihm großen Spaß, seine eigene Begeisterung für das Handwerk an die Auszubildenden weiterzugeben. „Der Umgangston bei mir ist schon rauer manchmal, aber ich versuche Inhalte zu vermitteln und dass die Azubis stolz darauf sein können, Handwerker zu sein“, erklärt der 31-Jährige. „Und wenn es mal laut wird, lachen wir fünf Minuten später wieder zusammen.“ Ein besondere Erfolgserlebnis ist für ihn, wenn der sprichwörtliche Funke überspringt. „Das merkt man, wenn die Azubis auf einmal anfangen von alleine Fragen zu stellen und nicht einfach nur daneben stehen“, weiß er.
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Und auch wenn seine Bewerbung eigentlich aus einem Spaß heraus kam, will er sehr gerne als „Mister Handwerk 2023“ bei anderen möglicherweise künftigen Handwerkerinnen und Handwerkern Begeisterung wecken. „Jetzt habe ich Blut geleckt“, sagt Jan Winning siegessicher und lacht.