Gevelsberg. Mitten im Umbau schlägt das Hochwasser zu: Ein Pflegezentrum in Gevelsberg musste deshalb nach Schwelm umziehen. So geht es nun weiter.

Die Bilder sind ihnen noch in guter Erinnerung: Das Wasser steht bis zur Kellertreppe. Die Küche ist überschwemmt. Ein Lager für Pflegehilfsmittel, der Spindraum der Mitarbeiter, das Büro der Sozialen Betreuung, das Büro des Haustechnikers, der Heizungskeller und die Kegelbahn sind ebenfalls in Mitleidschaft gezogen. Auf dem Wasser im Flur schwimmen Inkontinenzmaterialien.

Als das Hochwasser das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang an der Hagener Straße in Gevelsberg trifft, müssen Einrichtungsleiterin Andrea Grünewald, ihr Team und die Bewohner das Gebäude verlassen und in der Schwelmer Schwestereinrichtung Haus Curanum am Ochsenkamp unterkommen. Dabei war das Zentrum in Gevelsberg gerade mitten im Umbau.

Jetzt – etwa ein halbes Jahr später – sind die Bewohner und ihre Pflegekräfte aus Gevelsberg immer noch in Schwelm. Der Umbau in Gevelsberg geht wieder voran. Alle hoffen, im Sommer, spätestens aber Weihnachten 2022 wieder an die Hagener Straße ziehen zu können.

Verzögerung in Gevelsberg

Ursprünglich hatte Andrea Grünewald mal geschätzt, dass Ostern 2022 wieder die ersten Bewohnerinnen und Bewohner nach Gevelsberg zurückkehren können. 29 sind derzeit am Ochsenkamp in Schwelm auf einer eigenen Etage untergebracht. Glück im Unglück: Diese Etage stand schon vor dem Hochwasser leer und war so für die Gevelsberger frei.

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Die Arbeiten an der Hagener Straße haben sich aber verzögert. „Der Trockenbauer hatte Konkurs angemeldet, dann ging erstmal nichts“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Hintergrund der Umbauarbeiten am Vogelsang ist das Wohn- und Teilhabegesetz des Landes NRW. Das schreibt unter anderem vor, dass Pflegeheime mindestens 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten müssen. Das Zentrum für Betreuung und Pflege stellt sich in mehreren Bauabschnitten darauf ein.

Als das Hochwasser am 14. Juli 2021 kam, war gerade der erste Trakt fertig saniert und die Bewohnerinnen und Bewohner in ihre neuen Einzelzimmer gezogen. Unmittelbar danach mussten sie wieder ausziehen.

Kommunikation wichtig

„Am Anfang waren wir in Schwelm noch auf verschiedenen Etagen untergebracht, weil noch Zimmer renoviert werden mussten“, blickt Andrea Grünewald auf den Beginn der neuen Situation zurück. Das Team habe viel laufen müssen. Das habe sich in der Zwischenzeit geändert.

Warteliste für Betreuungsplätze

Das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang, Hagener Straße 367-371, ist Teil der Korian-Unternehmensgruppe (früher Curanum) und bietet in dem Gebäude, das derzeit umgebaut wird, vier Wohnbereiche auf vier Etagen.

Für die zusätzlichen Betreuungsplätze, die nach dem Umbau wieder zur Verfügung stehen, gibt es eine Warteliste. Interessierte können sich bei Regina Willim, 02336/9291-164, und Andrea Grünewald, 02336/ 9291-162, melden.

Eine gute Kommunikation zwischen den beiden Einrichtungen war entscheidend. „Wir mussten uns von Anfang an mit den Mitarbeitern am Ochsenkamp absprechen“, sagt Grünewald. „Das ist wichtig, wenn man quasi in ein anderes Unternehmen eindringt.“ Selbst wenn beide Häuser Teil der Korian-Gruppe sind.

„Am Anfang hat uns der Ochsenkamp auch mit Pflegematerialien geholfen“, beschreibt die Einrichtungsleiterin die Zusammenarbeit weiter. Problematisch seien bis heute Lieferungen für die Gevelsberger Einrichtung. „Die Lieferanten fahren dann nach Gevelsberg, rufen an und fragen, wo wir sind“, so Andrea Grünewald.

Mit Situation arrangiert

Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten sich mit der Zwischenunterbringung arrangiert, wie Regina Willim erklärt. Sie ist Belegungsmanagerin und leitet den Sozialen Dienst im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang in Gevelsberg. Auch die Angehörigen würden den Umweg nach Schwelm ohne Probleme in Kauf nehmen.

Lediglich an Weihnachten habe das Team gemerkt, das einige Bewohnerinnen und Bewohner dem Umzug nach Gevelsberg entgegenfiebern. „Zu Weihnachten machen wir eine Wunschbaumaktion, wo die Bewohner sich etwas wünschen können“, erklärt Regina Willim. „Da haben sich einige gewünscht, wieder nach Gevelsberg zu können.“

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Dort laufen die eigentlichen Umbauarbeiten nun wieder seit Mitte Januar. Die Hochwasserschäden sind laut Andrea Grünewald weitestgehend wieder beseitigt. „Im Küchenbereich musste alles ‘rausgeräumt werden, da werden jetzt bald Fliesen verlegt, die Küchengeräte mussten gereinigt werden und werden dann wieder eingebaut“, zählt sie auf.

90 Betten nach Umbau

Im Mitarbeiterraum und im Lager habe ein neuer Estrich gelegt werden müssen. Ein Wasserschaden, den es noch vor dem Hochwasser in vier Doppelzimmern gegeben habe, solle ebenfalls noch behoben werden. Wieder zurück nach Gevelsberg gehe es dann, wenn alles bezugsfertig ist.

„Wenn es so weitergeht wie im Moment, können wir im Sommer rüber“, schätzt Grünewald. Dann kann das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang auch auf seine volle Kapazität von 90 Betten ausschöpfen. 14 davon sind im Bereich der Kurzzeitpflege. Nach dem Umbau teilen sich die Zimmer auf 13 Doppelzimmer und 64 Einzelzimmer auf.