Gevelsberg. Die Situation hatte sich durch den Umbau gerade erst verbessert. Wegen des Hochwassers musste ein Seniorenzentrum in Gevelsberg nun umziehen.

Die Situation hatte sich gerade verbessert, da wird wieder alles anders. Das Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang an der Hagener Straße in Gevelsberg befindet sich aktuell im Umbau. In mehreren Bauabschnitten stellt sich die Einrichtung auf das Wohn- und Teilhabegesetz des Landes NRW ein. Das schreibt unter anderem vor, dass Pflegeheime mindestens 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten müssen.

Nachdem der erste Trakt nun fertig saniert war und die Bewohner in ihre neuen Einzelzimmer ziehen konnten, mussten sie schon wieder ausziehen. Das Hochwasser am 14. Juli hat das Seniorenzentrum ebenfalls getroffen. Der Keller lief voll, mit vereinten Kräften transportierten Personal, Feuerwehr und weitere Helfer am nächsten Tag die Bewohner vom Vogelsang zur Schwestereinrichtung Haus Curanum am Ochsenkamp in Schwelm. Beide Häuser sind Teil der Korian-Unternehmensgruppe.

Spätdienst stellt Wasser fest

„Der Spätdienst hat am Tag des Unwetters Wasser im Keller festgestellt“, sagt Andrea Grünewald, Leiterin der Einrichtung am Vogelsang. „Da wir aber kurz zuvor einen Wasserschaden hatten, haben wir das erstmal darauf zurückgeführt.“ Wegen dieses Wasserschadens hätten schon zuvor fünf Bewohner in die Einrichtung nach Schwelm verlegt werden müssen.

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„In der Nacht haben wir aber gemerkt, dass es doller wurde und irgendwann fielen die Lichter und das Telefon aus“, erinnert sich Grünewald weiter. Kurze Zeit später habe das Wasser schon auf der ersten Kellertreppe gestanden. Einsatzkräfte hätten über die Hagener Straße eine Notstromversorgung hergestellt.

Hochwasser im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang in Gevelsberg. Auch Lagerflächen mit Hilfsmaterialien standen unter Wasser.
Hochwasser im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang in Gevelsberg. Auch Lagerflächen mit Hilfsmaterialien standen unter Wasser. © Korian | Privat

„Am nächsten Tag haben wir schon mittags geplant, wie wir unsere Bewohner zum Ochsenkamp nach Schwelm rüberbringen“, sagt Andrea Grünewald. Abends seien schließlich 27 Bewohner – wegen des Umbaus ist nur ein Teil der Zimmer belegt – transportiert worden. Auch Mitarbeiter, die eigentlich frei gehabt hätten, seien vorbeigekommen. Weil die Küche der Einrichtung am Vogelsang den Wassermassen zum Opfer gefallen sei, habe die Schwelmer Schwestereinrichtung die Gevelsberger bis dahin mit Lebensmitteln versorgt.

Freie Etage für Bewohner

Außer der Küche habe das Wasser auch ein Lager für Pflegehilfsmittel, den Spindraum der Mitarbeiter, das Büro der Sozialen Betreuung, das Büro des Haustechnikers, der Heizungskeller und die Kegelbahn in Mitleidenschaft gezogen.

Das Wasser hat das Untergeschoss im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang in Gevelsberg in Mitleidenschaft gezogen.
Das Wasser hat das Untergeschoss im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang in Gevelsberg in Mitleidenschaft gezogen. © Korian | Privat

Der Transport der Bewohner habe aber gut geklappt, wie Andrea Grünewald berichtet. „Da kann ich allen, die mitgeholfen haben, auch nur noch mal ein großes Dankeschön aussprechen“, sagt sie. Am Ochsenkamp in Schwelm stehe den Bewohnern aus Gevelsberg nun eine ganze Etage zur Verfügung, die ohnehin frei gewesen sei. Sämtliches Personal fahre nun ebenfalls nach Schwelm, statt wie sonst nach Gevelsberg.

Spendenaktion

Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter des Schwelmer Seniorenheimes Haus Augustastraße laufen am Samstag, 7. August, gemeinsam für die vom Hochwasser betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Es geht rund um das Haus Augustastraße. Jeder läuft, so viel wie er kann und mag.

Menschen, die die Spendenaktion „Korian Flutnothilfe“ unterstützen möchten erhalten Informationen unter 02336-91 80 00

Dabei war die Zeit des Umbaus am Vogelsang für Bewohner, Angehörige und Personal der Einrichtung ohnehin schon eine kräftezehrende Zeit. Wegen der Arbeiten standen keine Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Die Bewohner mussten auf ihren Zimmern bleiben. Als Corona dazukam und die Angehörigen gar nicht mehr zu Besuch kommen durften, wurde es noch schwieriger.

Rückkehr wohl erst 2022

Der Umzug in den ersten sanierten Wohntrakt vor einigen Wochen war daher ein echter Lichtblick für alle Beteiligten. Eigentlich sollte der Umbau in diesem Jahr fertig werden. So hätten im Zentrum für Betreuung und Pflege Vogelsang dann insgesamt 90 Betten, davon 64 in Einzelzimmern, zur Verfügung gestanden. Bis die Zimmer aber tatsächlich wieder bewohnt werden, wird es nun wohl noch eine Weile dauern.

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„Das Untergeschoss muss jetzt erneuert werden, parallel wird am zweiten Bauabschnitt weitergemacht“, erklärt Grünewald. „Es wird wohl ein paar Wochen dauern, bis wieder alles trocken ist.“ Sie schätzt, dass erst ab Ostern 2022 wieder Bewohner in die Einrichtung am Vogelsang einziehen können.