Gevelsberg/Schwelm/Ennepetal. Wie sind Einzelhändler in Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal durch die Pandemie gekommen und welche Perspektiven sehen sie für die Zukunft ihres Geschäfts?

Endlich wieder durch die Geschäfte schlendern, das ein oder andere Kleidungsstück anprobieren, Gerät austesten oder einfach nur bummeln. Was viele Monate gar nicht oder nur mit einem Test und für begrenzte Zeit möglich war, geht jetzt wieder – die seit wenigen Wochen bestehenden Lockerungen im EN-Kreis machen es möglich. Das macht Hoffnung bei den verschiedenen Einzelhändlern in Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm. Drei Einzelhändler aus drei unterschiedlichen Branchen aus den drei Städten, erzählen, was genau ihnen Zuversicht macht und welche Lehren sie aus der Pandemie für die Zukunft ziehen.

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Genuss

Zwar durfte ihr Geschäft während der Schließungen weitestgehend offen bleiben, die Auswirkungen der Corona-Pandemie gehen allerdings auch an ihr nicht ganz spurlos vorbei. Die Rede ist von Daniela Weithe und ihrem Geschäft Riesling und Komplizen – Das Weinkontor in Schwelm „Viele Veranstaltungen sind für uns weggefallen, doch persönlich kann ich mich nicht beschweren“, erklärt die Weinverkäuferin. Dadurch, dass die meisten Geschäfte geschlossen hatten, kamen auch zu ihr weniger Kunden zum Einkaufen. Das wäre, so sagt sie, schon eine Durststrecke gewesen. In dieser Zeit gaben ihr ihre Stammkunden Hoffnung und Zuversicht. „Auch während der Pandemie sind sie gekommen oder haben etwas bestellt. Es herrscht ein guter Zusammenhalt, der spürbar war“, sagt Daniela Weithe.

Daniela Weithe hofft darauf, dass der Erlebnischarakter Innenstadt durch die Lockerungen wieder mehr zunimmt. Es gehe nicht nur um das reine Einkaufen, sondern um das Bummeln und Treffen von Freunden in der Stadt, was jetzt wieder möglich ist.
Daniela Weithe hofft darauf, dass der Erlebnischarakter Innenstadt durch die Lockerungen wieder mehr zunimmt. Es gehe nicht nur um das reine Einkaufen, sondern um das Bummeln und Treffen von Freunden in der Stadt, was jetzt wieder möglich ist. © Privat

Mit den jetzigen Lockerungen steigt die Hoffnung der Geschäftsführerin weiter. Die ersten Wochen mit den Lockerungen seien bei ihr gut angelaufen und sie bemerke auch bei den Kollegen in Schwelm ein wahrhaftiges Aufblühen des Optimismus. „Der Betrieb in der Innenstadt ist gut frequentiert in den letzten Wochen. Die Kollegen sind alle froh, wieder im regulären Betrieb für ihre Kunden vor Ort zu sein“, meint Weithe. Dabei gehe es, so sagt sie, nicht nur um das reine Einkaufen, sondern das Bummeln in der Stadt oder das Treffen von Freunden und Familie bei einem Kaffee und Kuchen. „Viele Schwelmer sind gerne in der Stadt. Es ist viel mehr als das reine Einkaufen. Sondern der Erlebnischarakter Innenstadt und die Kleinigkeiten, die dazu gehören und jetzt wieder möglich sind“, erklärt Daniela Weithe. Für die Zukunft möchte sie ihre Online-Präsenz weiter ausbauen, denn gerade das nimmt sie positiv aus der Pandemie mit: „Viele orientieren sich dort, gucken, was das Geschäft zu bieten hat oder wo es was in Schwelm gibt, und kaufen es dann im Laden.“

Mode

Ähnliches hat auch Marcus Romeik vor. Er betreibt zwei Modeboutiquen in der Gevelsberger Innenstadt und sieht eine klare Zukunft in der digitalen Aufstellung von lokalen Geschäften, die durch Corona beschleunigt wurde. „Wir wollen den Webshop ausbauen und zum Beispiel Click & Collect beibehalten. Online können sich die Kunden gut über die Angebote informieren“, erklärt Marcus Romeik. Mit einer guten Internetseite lasse sich so auch die Kundenbindung fördern und verbessern.

Gerade in Gevelsberg merkt Marcus Romeik, dass die Bürger und Bürgerinnen wieder in ihre Innenstadt und die Händler vor Ort unterstützen wollen. „Wir merken seit den Eröffnungen, dass die Frequenz angezogen ist. Die Öffnungen der Gastro gab noch mal einen zusätzlichen Push.“ Die harten Monate habe er gut überstanden und dank Kurzarbeit alle seine Mitarbeiter halten können. Dass es durch die Einschränkung allerdings zu weniger Umsätzen gekommen ist, liege auf der Hand. Und auch Engpässe bei den Lieferungen, die ähnlicherweise im Handwerk oder der Industrie auftraten, gab es in der Modebranche: „Knöpfe, Garne und Stoffe fehlten in den Produktionen. Wir haben nicht alles bekommne, was wir bestellt haben.“

Unsere Aktion

Unsere Zeitung startet die Aktion „Zuversicht“ zur Unterstützung von Einzelhandel, Gastronomie und Kultur in unserer Region.

Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich Städte modernisieren.

Natürlich werden wir auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben.

Weitere Texte finden Sie online unter zuversicht

Jetzt hofft Marcus Romeik auf ein gute Sommergeschäft. Im Vergleich zu anderen umliegenden Städten sei Gevelsberg dafür deutlich besser aufgestellt, was den Mix in der Innenstadt angehe, meint er. Das sei natürlich ein klarer Vorteil und schaffe zusätzlich Zuversicht. Außerdem lobt er das gute Management durch ProCity, zum Beispiel durch die Gutscheine oder Aktionen in der Innenstadt, genauso wie die Stadt Gevelsberg für ihre Förderung der Attraktivität der Innenstadt. „Die Stadt ist hier aktiv, das muss man schon klar sagen.“

Elektronik

Was die Innenstadt in Ennepetal betrifft, sieht Markus Hilfert, Marktleiter von Euronics Berlet, noch deutliches Förderungspotenzial. „Wir müssen gemeinsam mehr Aktionen planen. Dafür stehe ich auch im Austausch mit Barbara Mittag von My City. Ennepetal muss blühen“, sagt der Marktleiter mit Blick in die Zukunft. Die aktuell sinkenden Zahlen geben ihm Zuversicht, dass es langsam wieder Richtung Normalität geht. Zwar seien die Kunden in Ennepetal in den ersten Tagen noch recht verhalten gewesen und es hätte noch zahlreiche Nachfragen gegeben, was jetzt erlaubt sei, doch langsam nehme der Betrieb bei Euronics Berlet wieder Fahrt auf. „Die Rückmeldungen sind positiv. Viele freuen sich auf den unbeschwerten Einkauf, einige sind aber noch vorsichtig“, sagt Markus Hilfert.

Markus Hilfert ist Marktleiter des Euronics Berlet in Ennepetal. Die Corona-Pandemie hat sein Geschäft gut überstanden, dank Online-Auftritt. So konnten Geräte bestellt und am Markt abgeholt werden.
Markus Hilfert ist Marktleiter des Euronics Berlet in Ennepetal. Die Corona-Pandemie hat sein Geschäft gut überstanden, dank Online-Auftritt. So konnten Geräte bestellt und am Markt abgeholt werden. © Privat

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Euronics Berlet Ennepetal ist nur eine der Filialen des Elektrofachhändlers in Westfalen. Für alle Standorte gibt es einen übergreifenden Webshop, der, so sagt Marktleiter Markus Hilfert, in der Pandemie gut genutzt wurde. „Die Kunden konnten die Bestellungen bei uns im Markt abholen. Außerdem haben wir telefonische Beratungen angeboten.“ Die Konkurrenz durch andere Online-Shops im Bereich Elektronik sei nicht so hoch gewesen. Problematisch war die Küchenplanung, die auch im Markt in Ennepetal möglich ist. Das ginge in der Zeit der Schließung nur telefonisch und wurde dementsprechen weniger angenommen. Für die kommenden Monate, hofft Hilfert darauf, dass mit sinkenden Corona-Zahlen das Sicherheitsgefühl der Kunden steigt und wieder mehr in die Ennepetaler City kommen.

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