Schwelm. Dhana Stuckmann betreibt in Schwelm den Laden „Tischcultura“ und spricht darüber, was sie hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.

Dhana Stuckmann lacht. Herzhaft, ehrlich, voller Lebensfreude und von Grund auf positiv eingestellt, wenn sie nach vorn blickt – auf eine Zeit nach der Pandemie, die für sie und viele andere Schwelmer Geschäftsleute mit den jüngsten Lockerungen begonnen hat. Im Interview spricht die Inhaberin der „Tischcultura“ an der Kirchstraße über die Dinge die ihr Mut gaben und die sie jetzt zuversichtlich halten. Sie spricht über lokalen Einzelhandel, dessen Online-Angebot, und warum Stoizismus ihr erheblich dabei geholfen hat, heute noch so unbeschwert zu lachen.

Was stimmt Sie zuversichtlich?

Ich sehe, dass die Menschen wieder in die Innenstadt kommen. Sie haben das Leben im Zentrum Schwelms vermisst. Ich spüre so etwas wie eine regionale Solidarität. Ich hatte das große Glück, dass ich wegen meines Lebensmittelangebots durchgehend geöffnet bleiben durfte, nur meine Gastronomie schließen musste. Jetzt merkt man, dass die Menschen sofort wieder da sind. Das ist ein schönes Gefühl.

Wie sind Sie persönlich durch diese schwere Zeit gekommen?

Keine Frage: Wirtschaftlich geht das an die Substanz, denn in der Schwelmer Innenstadt war bislang das gesamte Jahr über tote Hose. Ich habe mich während dieser Zeit intensiv mit dem Stoizismus beschäftigt, versucht so ruhig und gelassen wie nur eben möglich zu bleiben. Ich war viel in der Natur, habe viel nachgedacht und immer nach neuen Optionen gesucht, mich und mein Geschäft zu entwickeln.

Welche waren das?

Ich habe zum Beispiel meinen Online-Shop deutlichstärker bespielt, dadurch auch Kunden von weiter her bekommen. Außerdem bin ich auf Facebook und Instagram aktiv. Jetzt wo es wieder losgeht, merke ich aber, dass ich damit quasi neben dem Geschäft und der Gastronomie eine drittes Gewerbe aufgebaut habe.

Kann ein Einzelhändler im Jahr 2021 überhaupt noch ohne Web-Shop und Social-Media-Aktivitäten erfolgreich sein?

Es schadet auf jeden Fall nicht. Ob nun jeder einen Online-Shop benötigt, das kann ich nicht beurteilen. Am Wichtigsten für eine gute Innenstadtentwicklung ist aus meiner Sicht, dass alle – Stadtverwaltung, Werbegemeinschaft, Stadtmarketing – an einem Strang ziehen. Hier muss ein attraktiver Mix aus Handel, Gastro, Dienstleistungen und Gewerbe erhalten bleiben, damit die Menschen weiterhin gern in die Innenstadt kommen. Sie muss ein Ort der Begegnung bleiben, des sozialen Miteinanders – nicht nur, aber vor allem auch für die älteren Menschen.

Welche Perspektiven sehen Sie für die Kirchstraße, für die Schwelmer Innenstadt?

Über die Kirchstraße mache ich mir für die Zukunft keine Gedanken. Hier herrscht Zuversicht. Für die gesamte Innenstadt glaube ich, dass wir – wie bereits schon vor der Pandemie begonnen – noch enger zusammenrücken können. Uns muss klar werden, dass es nach der Krise Zuversicht gibt. Mal ganz im Ernst: Wenn ich als Einzelhändler Corona überstanden habe, was soll einem da noch passieren? Wir sind jetzt quasi alle schon davon überrascht worden, wie schnell wir wieder öffnen durften. Warum soll das nicht so weitergehen?

Wie treten die Kunden auf Sie zu?

Die meisten sind noch genauso vorsichtig wie ich. Die Zeit hat einen geprägt. Manche sind verunsichert, wie sie sich verhalten sollen und mir geht es oft nicht viel anders. Ich werde mit der Außengastronomie auch noch warten, bis ich durchgeimpft bin.

Öle, Gin, Lakritz, Pesto und, und, und – Sie sind bekannt dafür, immer wieder neue Produkte zu kreieren. Welche Pläne und Projekte stehen als nächstens für Sie an?

Ich habe so einiges in der Schublade, das wegen der Pandemie nun lange auf Eis lag. Ich musste mich auf das Wesentliche fokussieren, die Lage mit starken wirtschaftlichen Einbrüchen war zwischendurch so dramatisch, dass ich überlegen musste: Was will ich, und wohin will ich? Meine Antwort lautete stets: Ich habe mir mein Geschäft über so viele Jahre aufgebaut. Das lasse ich mir von einem Virus nicht kaputt machen. Ich hätte im Mai meinen achten Firmengeburtstag gefeiert. Das will ich gern noch nachholen.

Was wünschen Sie sich für die Zeit nach der Pandemie?

Ich will auch in Zukunft noch arbeiten und deshalb wünsche ich mir, dass ich mich nicht anstecke. Im Zentrum der Pandemie steht schließlich nicht das Geld sondern der gesundheitliche Aspekt. Ich kenne mittlerweile viele Leute, die sich mit den Corona-Virus angesteckt haben. Einige von Ihnen hat es richtig schwer erwischt. Das möchte ich nicht. Deshalb auch die Entscheidung, erst nach meiner vollständigen Impfung wieder die Gastronomie zu öffnen.

Haben Sie denn für die Zukunft ausreichend Personal?

Auch hier blicke ich zuversichtlich in die Zukunft. Ich hatte vor der Pandemie immer so etwa fünf, sechs, sieben Leute, auf die ich zurückgreifen konnte, wenn Not am Mann war. Aktuell sind wir inklusive mir zweieinhalb Stellen. Ich habe ja vorhin schon gesagt, dass der Online-Handel viel Zeit bindet, weiß aber auch noch nicht so genau, ab wann ich wie hoch aufstocke. Ich möchte zunächst die Sicherheit haben, dass nicht der nächste Lockdown kommt.