Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg. Die Hotels in der Region dürfen wieder für Touristen öffnen. Drei Hotelbetreiber erzählen, wie der Start läuft und was Hoffnung schenkt.

Die neuen Lockerungen der Corona-Regeln geben den Bürgern und Bürgerinnen Stück für Stück ein wenig Normalität zurück. Die Hoffnung auf Sommerurlaube, den unbeschwerten Restaurantbesuch und Veranstaltungen steigt und damit auch die Zuversicht auf die kommenden Monate. Das merken auch die Hotelbetreiber der Region. Nach monatelanger Pause, in der nur Geschäftsreisende beherbergt werden durften, können Hotels, Ferienunterkünfte, Campingplätze und Co. seit dem 15. Mai auch wieder für touristische Gäste öffnen. Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählen drei Hotelbetreiber, je aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm, wie sie den Neustart empfinden, was sie sich für die Zukunft vorgenommen haben und was genau ihnen Zuversicht macht.

Hotel Weltmann

„Es ist total bekräftigend, dass wieder Gäste da sind und endlich wieder Leben ins Haus kommt“, sagt Marcus-Philipp Weltmann direkt zum Anfang des Gesprächs. Das Hotel Weltmann feiert im Juni sein zweijähriges Bestehen in Ennepetal. Für das Ehepaar Weltmann, Marcus-Philipp und Marlene Weltmann, die gemeinsam das Haus leiten, sind die Öffnungen das perfekte Geburtstagsgeschenk. Denn als sie im Juni 2019 das Hotel eröffneten, hatte natürlich noch keiner gewusst, dass Corona bereits ein Jahr später zu solchen Einschränkungen des Betriebs führt. „Wir haben direkt in ein Raumluft- und Filtersystem investiert. Auch das Hygienekonzept wurde zunächst super von den Gästen angenommen“, sagt Marcus-Philipp Weltmann. Außerdem wurde die Zeit genutzt, um hinter dem Haus eine freie Fläche in einen Biergarten umzugestalten, ein kleiner Spielplatz ist auch noch geplant.

Marcus-Philipp und Marlene Weltmann haben das Hotel & Restaurant Weltmann im Juni 2019 eröffnet.
Marcus-Philipp und Marlene Weltmann haben das Hotel & Restaurant Weltmann im Juni 2019 eröffnet. © Max Kölsch

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Die Resonanz seiner Gäste und seines Personals ist es, was ihm in den letzten Wochen Hoffnung gegeben hat. Und wenn es auch nur die Geschäftsreisenden waren, die er beherbergen durfte. Noch mehr Zuversicht machen ihm die touristischen Gäste, die jetzt wieder kommen dürfen. „Es ist einfach ein anderes Feedback. Monteure zum Beispiel brauchen einfach eine Unterkunft, mehr nicht. Privat-Reisende entscheiden sich klar für uns und wissen unsere Arbeit zu schätzen. Der Genuss der Gäste macht einfach Spaß“, erklärt er. Der neue Start seit den Lockerungen sei im Hotel Weltmann gut angelaufen und Marcus-Philipp Weltmann merke vor allem eins: Dass die Leute gar nicht mal so weit weg fahren wollen. „Zu uns kommen viele Kurzurlauber für einen Ausflug innerhalb NRWs. Das geht ganz spontan und die Kosten sind überschaubar.“ Bedenken müsse man dabei natürlich, dass die Region hier eher nicht von Langzeiturlaubern besucht werde, sondern auch schon vor der Corona-Zeiten von Wochenendtouristen. „Wir freuen uns aber über jeden. Die Resonanz in den ersten Wochen war super und wir hoffen, dass die Inzidenzzahlen so bleiben“, sagt Weltmann.

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Hotel Alte Redaktion

Ähnlich zuversichtlich und voller Euphorie über die neuen Perspektiven ist Volker Pfeiler, Leiter des Hotel Alte Redaktion inmitten von Gevelsberg. „Wir sind begeistert und können uns vor Anfragen nicht retten“, sagt Volker Pfeiler. Besonders die Tagungsnachfragen seien aktuell sehr hoch. Tagungen und Kongresse waren nämlich die gesamte Zeit der Einschränkungen nicht erlaubt, erst jetzt mit den Lockerungen sind diese wieder möglich. Das mache Hoffnung für die Zukunft, genauso wie die Nachfragen von Stammgästen, endlich mal wieder zu kommen. „Wir hatten einen Anruf einer Stammgästin, die ein Jahr nicht mehr hier war. Sonst kommt sie immer für zwei/drei Tage, jetzt hat sie direkt eine ganze Woche gebucht“, freut sich Volker Pfeiler. „Auch unsere Mitarbeiter scharren mit den Hufen, jeder freute sich darauf endlich wieder arbeiten zu gehen“, meint er. Durch die Kurzarbeit habe er keinen seiner zwölf Mitarbeiter entlassen müssen.

Unsere Aktion

Unsere Zeitung startet die Aktion „Zuversicht“ zur Unterstützung von Einzelhandel, Gastronomie und Kultur in unserer Region.

Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich Städte modernisieren.

Natürlich werden wir auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben.

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Zwar ist es auch in seinem Hotel so, dass eher Geschäftsreisende oder Tagestouristen die Zielgruppe sind, doch gerade jetzt merke Volker Pfeiler auch, dass genau das derzeit gefragt ist – das Wochenende nicht weit weg von zuhause, einfach, um mal raus zu kommen. „Wir hatten schon in den letzten Jahren viele Wochenendgäste. Das kommt jetzt wieder. Gerade die Möglichkeiten in Gevelsberg darf man nicht unterschätzen und wir sind hier direkt in Innenstadtlage.“

Corona hatte auch etwas Gutes, betont der Hotelbetreiber. Die Digitalisierung des Hotels konnte schneller als geplant in Angriff genommen werden. „Wir haben eine digitale Telefonanlage eingeführt und Highspeed-WLAN für die Gäste. Gerade für den Tagungsbereich ist das notwendig gewesen“, erklärt Volker Pfeiler. Außerdem sind neben den schon bestehenden E-Bikes, zwei E-Autos angeschafft worden, die die Gäste ausleihen können. Für die Zukunft plant Volker Pfeiler Schritt für Schritt die Übergabe des Betriebs an seinen Sohn Alexander, der jetzt bereits das direkt anliegende Restaurant „Hoch Zehn“ führt, das am 14. Juni wieder seine Pforten für Gäste öffnet. Was Volker Pfeiler aus der Corona-Pandemie als Lehre mitgenommen hat: „Halte an deinen Mitarbeitern fest, dann stehen sie auch zu dir!“

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Das Schulhaushotel

Das Schulhaushotel in Schwelm ist ähnlich wie das Weltmann-Hotel in Ennepetal noch recht jung. Auch hier sind ein Großteil der Hotelgäste geschäftlich dort, der Rest für Wochenendbesuche. „Der Start ist bei uns ganz gut angelaufen. Auch vor der Krise hatten wir nicht so viele Privatgäste hier, eher Tagungen“, erklärt Hotelbetreiber Kurt Hermandung. Anfragen für Tagungen seien bereits einige eingegangen, weswegen in der Zeit der Schließung vorsorglich gerade in diesem Bereich aufgerüstet wurde. „Wir haben die Technik verbessert, gerade was die Ausstattung für Online-Konferenzen betrifft“, so Kurt Hermandung. Andere Reservierungen von privaten Touristen kämen eher kurzfristig, doch auch dort seien bereits Buchungen da, was den Hotelbetreiber optimistisch stimmt. „Die Anfragen sind da. Je mehr gelockert wird, desto mehr wird gereist“, sagt Hermandung.

Inhaber Kurt Hermandung (Links) und Geschäftsführer Marc Konopatzki vor dem zum Hotel gehörenden Restaurant „Die Turnhalle“.
Inhaber Kurt Hermandung (Links) und Geschäftsführer Marc Konopatzki vor dem zum Hotel gehörenden Restaurant „Die Turnhalle“. © Bernd Richter

Anders als die Kollegen aus Gevelsberg und Ennepetal musste Kurt Hermandung die meisten Mitarbeiter entlassen, oder diese haben sich anderes orientiert. Das müsse man natürlich verstehen, so Hermandung. Ohne die Kurzarbeit hätte das Hotel aber nicht überleben können, sagt der Hotel- und Restaurantbetreiber klar. Den Betrieb habe er in der Zeit der Schließung mit seinem Partner Marc Konopatzki und zwei Auszubildenden alleine geführt. „Die Gäste finden das gut, dass man selber da ist und persönliches Engagement zeigt“, meint Kurt Hermandung. Trotz alldem sehen er und sein Partner optimistisch der Zukunft entgegen, denn, so sagt er schließlich: „Alle wollen wieder und alle werden wieder!“