Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Corona-Krise wirkt sich auch auf die Innenstädte in Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal aus. Das ergab unser Corona-Check im Bezug auf den Handel.

Der Einzelhändler vor Ort hat Konkurrenz bekommen. Einkaufen im Internet ist rund um die Uhr möglich. Die Corona-Krise wirkt da wie ein Brennglas und beschleunigt negative Entwicklungen in den Innenstädten mit der Folge, dass immer mehr Ladenlokale leer stehen. Nicht nur die Stadtverwaltungen sehen diese Entwicklung kritisch. Auch immer mehr Bürger fürchten um die Attraktivität ihrer Innenstädte. Zumindest, was die corona-bedingten Einschränkungen angeht, haben NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart am Mittwoch Hoffnung gemacht. Schon bald könnte es auch im Ennepe-Ruhr-Kreis Öffnungen geben – unter anderem der Außengastronomie.

Gevelsberg

Von einer Verödung der Innenstadt ist zumindest am Mittwoch in Gevelsberg nichts zu sehen. Es ist Markt und wer im Umfeld der Mittelstraße einen Parkplatz sucht, hat vormittags das Nachsehen. Selbst der große Parkplatz an der Weststraße ist rappelvoll. Das mag natürlich ein Effekt des Feiertags sein, aber auch der Stadtmarketingverein Pro City Gevelsberg zeigte sich zuletzt noch vorsichtig optimistisch angesichts der Lage.

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So sprach der Vorsitzende Andreas Niehues über die Leerstandssituation, die hinterher für eine Bewertung der Lage entscheidend sei. „Am 31. Juli 2008 hatten wir in Gevelsberg 20 Leerstände, am 16. April 2021 waren es sechs. Das sind 2,6 Prozent von 226 zugrundegelegten Geschäftsflächeneinheiten“, hatte er erklärt. Niehues machte aber keinen Hehl daraus, dass die Lage aus seiner Sicht trotzdem ernst ist. Pro City stehe Gewehr bei Fuß, sobald wieder Veranstaltungen möglich seien, um die Innenstadt zu beleben.

Schwelm

Die Kreisstadt war schon immer Ziel auch für die Bewohner der umliegenden Gemeinden. Schwelm kann neben der Eisdiele Conti mit einem historischen Kern punkten und (bislang) mit einer Gastronomie, die besonders in der Oberstadt zum Verweil einlädt. Doch seit Corona und dem damit verbundenen Lockdown ist die Aufenthaltsqualität gleich Null, sind die Gaststuben für Besucher tabu, den Wirten und Restaurantbetreibern bleibt seit Monaten nur das Außer-Haus-Geschäft, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Die Pandemie macht es auch den Einzelhändlern in der Kirchstraße nicht einfacher. Dort hat sich nämlich dank des Kirchstraßenvereins in den vergangenen Jahren eine zweite Fußgängerzone neben der Hauptstraße entwickelt. Offiziell ist dort allerdings nur ein verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Des Themas Erweiterung der Fußgängerzone hat sich ein Bürgerantrag angenommen, hinter dem die Geschäftsleute aus der Kirchstraße stehen und mit dem sich in den kommenden Monaten Verwaltung und Politik auseinandersetzen werden.

Das Thema Innenstadtentwicklung geht aber in Schwelm noch viel weiter. Durch den Bau der „Neuen Mitte Schwelm“ mit Rathaus und Kulturhaus wird sich in den nächsten Jahren das Bild in der Innenstadt gewaltig verändern. Die Stadt Schwelm hat sich mit dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für die Schwelmer Innenstadt bereits 2019 auf den Weg gemacht, die Innenstadt neu zu denken und neu zu gestalten. Davon betroffen sein werden auch die Verkehre im Bereich Neumarkt, Römerstraße und darüber hinaus. In Parkraumkonzept soll erarbeitet werden und im Rathaus wird offen in Richtung „Neue Mobilität“ nachgedacht. Wie kann die Innenstadt für die Menschen attraktiv gehalten werden? Die Umsetzung der Antworten auf diese Frage werden viel Geld kosten.

Deshalb ist es gut, das sich Schwelm um Fördergelder bemüht und diese auch in nicht unerheblicher Höhe bereits bewilligt bzw. in Aussicht gestellt bekommen hat. Bereits im November 2020 hat die 345.000 Euro Fördergelder aus dem „NRW Sofortprogramm Innenstadt 2020“ zugesagt bekommen. Mit einem Teil des Geldes sollen für einen Zeitraum von jeweils zwei Jahren leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt durch die Stadt angemietet werden, um neue Nutzungen zu etablieren und durch eine Weitervermietung zu einer reduzierten Miete Geschäftsgründer zu unterstützen. Weitere öffentliche Gelder sind Schwelm in diesem Jahr in Aussicht gestellt worden. „In der Veröffentlichung des Städtebauförderprogrammes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2021 weist das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW darauf hin, dass die Stadt Schwelm für ein Innenstadtbüro zur Umsetzung einzelner ISEK-Maßnahmen sowie für die Öffentlichkeitsarbeit Fördermittel in der Höhe von 664.000 Euro erhalten soll“, so Heike Rudolph, Pressesprecherin der Stadt Schwelm.

Ennepetal

„Wir haben aktuell keine Auffälligkeiten bei den Gewerbeabmeldungen“, erklärt Dorothea Schleusener vom Amt der Bürgermeisterin und des Rates in Ennepetal. Aus der Händlerschaft sei aber zu vernehmen, dass man sich endlich verlässliche und einheitliche Regeln wünsche. Aktuell arbeite man auch in Ennepetal an der Einführung der Luca-App, so Schleusener. „Das nimmt den Händlern das lästige Führen der Listen ab“, meint Barbara Mittag, Vorsitzende der Händler- und Dienstleistergemeinschaft „My City“. Zudem sei die Einrichtung eines Corona-Schnelltestcenters am Haus Ennepetal sehr hilfreich. Mittag bestätigt, dass keiner zugemacht habe, auch wenn mancher sich Sorgen um seine Zukunft mache. Aktuell stünden aber alle, nicht zuletzt die Gastronomie, in den Startlöchern. Die My-City-Vorsitzende selbst sieht eine Aufbruchstimmung. „Wir haben für das Innenstadtmanagement nun das Büro ,Stadt und Handel’. Außerdem haben wir einiges in Aussicht, das in absehbarer Zeit an den Start gehen soll“, meint sie. „Ich sehe daher positiv in die Zukunft.“