Gevelsberg. Andreas Pempel vom Rathskeller in Gevelsberg und Stammgast Sven Weiß erklären, warum Gaststätten für die Menschen so wichtig sind.

„Eigentlich wäre hier mein Stammplatz“, sagt Sven Weiß und zeigt auf den Tisch in einer hinteren Ecke. Der 28-Jährige steht mitten im Gastraum des Rathskellers an der Mittelstraße. Normalerweise ist er hier Stammgast. Normalerweise. Im Moment ist aber nichts normal. Der Rathskeller ist leer. Die Biergläser hängen in ihrer Halterung über der Theke.

Aus der Zapfanlage kommt kein Tropfen. In den vergangenen Monaten war es still um die Gaststätte. So still, dass viele Angst hatten, sie habe den Lockdown nicht überlebt. Daher das Wichtigste vorab: Ja, den Rathskeller gibt es noch.

Nicole Rilli, Andreas Pempel und ihr Team warten sehnsüchtigst darauf, ihre Gäste wieder in gewohnter Manier empfangen zu dürfen. Umso schöner, dass Pempel die Türen des Rathskellers für diese Zeitung schon etwas früher wieder aufgeschlossen hat.

Skepsis wegen Start in der Nach-Corona-Zeit

Auf Bitte der Redaktion traf er sich mit Stammgast Sven Weiß corona-konform zum Gespräch. Darüber, wie wichtig Gaststätten für unsere Gesellschaft sind. Und über ihre Sorge, dass die Menschen nach der Pandemie nur zögerlich an diese Begegnungsorte zurückkehren könnten.

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Denn da sind Pempel und Weiß sich einig: Gaststätten sind Begegnungsorte. „Gerade an der Theke entsteht Gemeinschaft“, macht Pempel klar. „Gerade wenn die richtigen Leute am Tresen sitzen, wird das gut“, ergänzt Sven Weiß. Dort würden diejenigen sitzen, die kurz mal auf ein oder zwei Bier vorbeischauten. Eine bunte Mischung aus jung und alt.

„Die Leute wollen den neusten Schnack aus Stadt, über das Wetter, über Fußball“, sagt Weiß. „Das hat schon etwas Familiäres“, findet auch Pempel. „Man ist ja mehr als nur Mundschenk. Man ist Verbindungselement.“ Viel habe er in den Jahren über seine Stammgäste erfahren.

Ohne Gastronomie fehlt die Gemeinschaft

„Und wenn die Leute reinkommen und mit den Worten ,wie immer’ bestellen, fühlen sie sich auch wohl“, so der 60-Jährige. Dass es das im Moment nicht gebe, sei auch für ihn komisch.

Für Sven Weiß ist es sogar mehr als das. Für ihn ist mit der Schließung der Gastronomie etwas verloren gegangen. „Mir fehlt ganz viel, mir fehlen meine Freunde, ich sitze hier auch mit meinem Badmintonverein oder meinen Nachbarn“, sagt der 28-Jährige.

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„Ich habe hier im Rathskeller schon ganze Nächte verbracht.“ Auch neue Leute könne er in der Gaststätte kennenlernen. „Hier kommen die Menschen zusammen“, bestätigt Andreas Pempel. „Und ihnen fehlt diese Gemeinschaft, ganz egal, welche Küche sie bevorzugen.“

Stürmen die Gevelsberger nach Corona also wieder die Lokale der Stadt? Pempel und Weiß sind da skeptisch. „Schon beim ersten Lockdown waren die Leute verhalten“, weiß Andreas Pempel. „Selbst in der ersten Woche nach der Öffnung waren sie noch vorsichtig.“

Innenleben des Rathskellers wird ändern

Leute, die sonst sonntagmittags zum Essen gekommen seien, seien auf einmal weggefallen. Besonders die Älteren. „Wir haben dann den Sonntagmittag nicht mehr aufgemacht“, sagt der 60-Jährige. „Das wird uns bei der nächsten Öffnung auch wieder beschäftigen.“

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Auch Sven Weiß denkt, dass vor allem die älteren Gäste nach Corona noch vorsichtig sein werden und sich in keine volle Gaststätte setzen. „Ich würde danach wieder in Menschenmassen gehen, aber ich bin auch jung, geimpft und fit," sagt Weiß.

Das Innenleben des Rathskellers wird sich aus seiner Sicht ändern. „Der Austausch zwischen jung und alt wird vielleicht wegfallen“, beschreibt er seine Befürchtung. „Auch einen spontanen Austausch am Tresen könnte es dann nicht mehr geben.“