Menden/Balve. Statt in die Breite, soll es zwischen Asbeck und Eisborn nach Plänen des Kalkwerks in die Tiefe gehen. Was auf der Wilhelmshöhe besprochen wurde.

Auf dem Papier ist es zunächst nur eine Formalie. Wenngleich eine wichtige: Der Erörterungstermin zwischen Lhoist und Einwendern auf der Wilhelmshöhe in Menden. Doch aus dem runden Tisch könnten schlussendlich die Eckpfeiler für eine mögliche Steinbruch-Erweiterung absehbar werden. Was es damit auf sich hat - und wie es nun weitergeht.

Was hinter dem Verfahren in Balve steckt

Dass Steinbrucherweiterungen mitunter zu Interessenkonflikten führen können, wird zwischen Asbeck und Eisborn seit geraumer Zeit deutlich. Dabei leben die Menschen im Hönnetal bereits seit 200 Jahren mit dem Kalkabbau. Doch Lhoist will auch in Zukunft dort weiterarbeiten, wo sie seit Jahrzehnten tätig sind. Nach ersten Plänen für eine flächenmäßige Erweiterung des Steinbruchs will man nun in die Tiefe statt in die Breite. Um Interessenkonflikte auszuräumen, gibt‘s auf der Wilhelmshöhe nun einen ersten Erörterungstermin.

Termine dieser Art sind nichts außergewöhnliches bei Projekten einer solchen Tragweite. Sie gehören auch zum Prozedere, wenn eine Autobahn ausgebaut werden soll oder Windräder an bestimmten Orten geplant werden. Und doch ist es Teil des sogenannten Planfeststellungsverfahrens. Dabei soll zwischen den Interessen von Anliegern, Interessenverbänden, aber auch Behörden und dem Vorhabenträger - in diesem Falle Lhoist - abgewogen und vermittelt werden. Doch wie in einem Gerichtsprozess gibt es einen geregelten Ablauf. So können nur diejenigen ihre Bedenken vorbringen, die diese bereits schriftlich beim Märkischen Kreis eingereicht haben. Zum Überblick: Dazu zählen nicht nur die BGS Eisborn oder der Naturhistorische Verein Hönnetal, sondern etwa auch der LWL, Straßen NRW, der Geologische Dienst oder aber die Kreisumweltbehörde, die Stadt Balve und die Landwirtschaftskammer.

Das Kalkwerk will die Produktion mit der Steinbrucherweiterung mittelfristig sichern.
Das Kalkwerk will die Produktion mit der Steinbrucherweiterung mittelfristig sichern. © Westfalenpost | Arne Poll

Ziel ist es demnach, den Abbau bis Mitte der 2040er-Jahre zu sichern. Danach würde ein zweiter See neben der blauen Lagune entstehen. Dr. Johannes Osing, Fachdienstleiter Umwelt beim Märkischen Kreis, führt durch den Erörterungstermin. Allzu große Hoffnungen sollte sich aber keiner der Beteiligten machen: Ein Ergebnis werde es nach dem Termin nicht direkt geben. Im Zweifel ist sogar eine zweite Sitzung in Planung, sollten nicht alle Bedenken vorgebracht werden können. Einen Planfeststellungsbeschluss könnte es frühstens in einem Jahr geben. Darin ist dann geregelt, ob Lhoist überhaupt - und falls ja, in welchem Rahmen - weiterhin Kalk im Hönnetal abbauen darf.

Allgemein-abstrakte Einwände finden in dem Prozess allerdings keinen Platz. Dazu zähle laut Osing auch die Frage, „ob Deutschland überhaupt noch einen Kalkabbau braucht“. Vielmehr geht es um konkrete Betroffenheit: Welche Tierart könnte bedroht sein? Welche Lärmschutzgrenzen müssen bei Sprengungen eingehalten werden?

Anwohner, Vereine, Initiativen auf der Wilhelmshöhe

Und genau hier zeigen sich Balverinnen und Balver rege interessiert auf der Wilhelmshöhe. Andreas Kolarik (Naturhistorischer Verein Hönnetal) und Bernhard Krutmann (BGS Eisborn) sehen vor allem Gefahren für das Grundwasser und das angrenzende FFH-Gebiet. Konkret befürchten sie, dass die Hönne langfristig trockenfallen könnte. Gleichwohl: Durch eine höhere Einleitung in den Asbecker Bach könne gleichermaßen Hochwasser im Hönnetal drohen. Zudem zweifeln sie am Hydrologischen Gutachten des Kalkherstellers; dabei gebe es noch Unklarheiten mit Blick auf die Durchlässigkeit der Gesteinsschichten sowie der Grundwasserströme.

Dem Naturhistorischen Verein Hönnetal liegt der Bereich rund um das Kalkwerk am Herzen.
Dem Naturhistorischen Verein Hönnetal liegt der Bereich rund um das Kalkwerk am Herzen. © Westfalenpost | Arne Poll

Anwohnern wie Klaus Schulte sind Lärm, Licht und Staub buchstäblich ein Dorn im Auge. Konkret geht es ihm wie anderen um Grenzwertüberschreitungen in der Vergangenheit sowie möglicherweise deutlich mehr Sprengungen in der Zukunft. Mehr Sprengungen führen dabei zwangsläufig zu höheren Betriebszeiten und Transporten im Hönnetal.

Innerhalb eines Monats wird die Untere Wasserbehörde des Märkischen Kreises eine Niederschrift über den Erörterungstermin verfassen. Diese Niederschrift ist die Grundlage für das weitere Planfeststellungsverfahren. „Anschließend wird die Untere Wasserbehörde als Planfeststellungsbehörde prüfen, inwiefern die Voraussetzungen für einen Planfeststellungsbeschluss gegeben sind. Aus dem Erörterungstermin ergab sich vereinzelt der Bedarf, durch die Vorhabenträgerin (Firma Lhoist) Unterlagen zu ergänzen bzw. zu präzisieren“, erklärt Kreis-Pressesprecher Alexander Bange dazu.