Balve/Menden/Fröndenberg. Der Naturhistorische Verein Hönnetal macht „Heimat“ bei Facebook zum Thema. Mehr als 2000 Mitglieder diskutieren auffallend friedlich.
Dem Naturhistorischen Verein Hönnetal (NHV) ist ein Kunststück gelungen. Er hat das Thema „Heimat“ erfolgreich bei Facebook etabliert. Die geschlossene Gruppe „Historisches Hönnetal – alte Bilder und Dokumente“ hat inzwischen die 2000-Mitglieder-Marke übersprungen. Damit liegt sie bei den lokalen Facebook-Gruppen hinter „Du bist Balver, wenn...“ (4036 Mitglieder) und „Leben und wohnen in Balve“ (2701 Mitglieder) auf Rang 3. NHV-Chef Andreas Kolarik aus Menden hat eine Erklärung für den Erfolg.
Die Gruppe besteht seit knapp neun Monaten. Wie hat sich die Mitgliederzahl entwickelt?
Andreas Kolarik Wir hatten nie einen großen Sprung. Vielmehr hat sich die Mitgliederzahl kontinuierlich erhöht. Am Anfang kamen die Leute von selbst, jetzt kommen sie immer häufiger, weil sie von Gruppen-Mitglieder eingeladen werden.
Wissen Sie, warum Gruppen-Mitglieder für ihr Gruppe werben?
Wer wirbt, sagt: Da ist eine Gruppe, die funktioniert super, da herrscht eine tolle Stimmung, und da gibt es etwas Tolles zu sehen. Das macht eine Menge aus.
Im Hönnetal – von Fröndenberg bis Neuenrade – leben 100.000 Menschen. Spiegelt sich das in der Gruppe wider?
Der größere Teil der Mitglieder kommt aus Balve, gefolgt von Menden, fast gleichauf. Dann gibt es Mitglieder aus Neuenrade, Hemer und auch ein paar aus Fröndenberg. Natürlich sind wir weltweit vertreten (lacht)...
Sie haben es gerade erwähnt, und auch mir ist es bei der Sichtung der Kommentare in der Gruppe ausgefallen: Die Diskussionen sind sachorientiert und friedlich – was in den sozialen Netzwerken keineswegs Standard ist. Haben Sie eine Erklärung, warum das so ist?
Es geht ein gemeinsames Thema, und das ist unsere Heimat. Dieses Thema verbindet alle Menschen in unserer Gruppe, und alle wollen etwas über unsere Heimat erfahren. Da gibt es nur ganz wenige Punkte, wo man aneinander aneckt. Und wenn man aneckt, dann ist das wirklich auf einem sachlichem Niveau, wo es um Fakten geht und nicht um Befindlichkeiten. Das ist wirklich angenehmer, solche Diskussionen zu führen, als in anderen örtlichen Gruppen.
Wie ist die Altersstruktur der Gruppe?
Sie ist gemischt. Gut, die etwas Älteren sind häufiger anzutreffen. Wir haben aber auch sehr viele junge Menschen, so ab Anfang 20. Die jungen Leute stellen nicht so sehr Bilder ein. Aber sie verfolgen sehr aufmerksam, was abgebildet wird, und kommentieren auch fleißig. Uns hat wirklich erstaunt, wie viele junge Menschen in unserer Gruppe sind.
Die Erfahrung, dass sich für Geschichte eher ältere Menschen interessieren, die in ihrem Leben nicht mehr so stark nach vorn schauen, sondern eher zurück.
Ja, aber das Thema „Heimat“ geht alle etwas an, auch junge Menschen.
Das Medium in der Gruppe ist das Foto. Ist das der Schlüssel für ein neues Geschichtsbewusstsein?
Der Menschen ist visuell. Dieses Bedürfnis kann man mit Fotos gut bedienen. Und wenn man dann noch jemanden auf den Fotos erkennt, steigt das Interesse noch.
Die Gruppe kann Identität bewahren und vielleicht sogar stiften.
Sowohl als auch. Das Thema „Heimat“ wird auch von anderen Vereinen bedient. Aber in den 90er und frühen 2000er Jahren ist einiges kaputt gegangen. Das hat zur Folge, dass viele Vereine vom Aussterben bedroht sind, weil ihre Altersstruktur zu hoch ist.
Hinter der Gruppe steht ein Verein. Spiegelt sich das steigende Interesse an den Facebook-Aktivitäten auch in steigenden Mitgliedszahlen im Verein.
Junge Leuten zieren sich noch etwas, sich in einem Verein zu engagieren. Wir haben knapp 40 Mitglieder. Und wer Mitglied ist, engagiert sich auch. Wir wollen keinen Vorstand, der den Mitgliedern etwas vorkaspert.