Balve. Früher gingen die christlichen Konfessionen auf Abstand. Längst zählt Zusammenarbeit. Das sagen die Beteiligten.
Früher, erinnert sich Pfarrarchivar Rudolf Rath, trennte ein Zaun katholische und evangelische Schüler. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Wie steht es um die Ökumene? Die Westfalenpost hat sich im Balver Stadtgebiet umgehört.
Raimund Neuhaus ist Geschäftsführer der Malteser in Balve. Der Hilfsdienst versteht sich als katholische Organisation. Raimund Neuhaus spricht von gelegentlicher Zusammenarbeit mit der evangelischen Seite. Aber von Angeboten, die sich erklärtermaßen um das Thema Ökumene drehen, könne nicht die Rede sein. Immerhin: „Bei uns kann sich jeder engagieren, egal welcher Glaubensrichtung. Und jedem wird geholfen.“
Angelika Schulte von der Kfd St. Blasius Balve betont, Ökumene sei bereits seit langem ein Anliegen der Frauengemeinschaft: „Frau Kastens (ehemalige Balver Pfarrerin, Red.) hat das gelebt, und der Sven (Körber, evangelischer Gemeindereferent, Red.) lebt das auch. Wir haben ihn Karneval eingeladen. Sven hat gesagt: Nächstes Jahr, bei der Karnevalsfeier der Senioren, helfe ich Euch mit. Das mache ich gerne.“ Gemeinsame Aktion zwischen den Konfessionen gebe es „mehr als früher“.
Oliver Prior ist seit kurzem Archivar der Evangelischen Gemeinde Balve. Der bestens bekannte Balver hat in seiner Jugendzeit erlebt, dass ihm Hauptamtliche wie der inzwischen verstorbene Pfarrer Kinkel reserviert begegnet seien. Davon könne heutzutage keine Rede mehr sein. Gerade auf der praktischen Ebene laufe es super. Die Zusammenarbeit mit seinem katholischen Gegenüber Rudolf Rath lobt er ausdrücklich: „Das passt.“ Da Oliver Prior noch neu ihm Geschäft ist, könne er selbst dem Pfarrarchiv wenig anbieten: „Ich bekomme eher was von Rudolf – beispielsweise bei Haushaltsauflösungen.“
Rudolf Rath gibt die guten Worte gern zurück. Seinen Blick auf die Ökumene will er auf das Archiv der Evangelischen Gemeinde begrenzen: „Alles andere ist nicht meine Sache.“ Die Zusammenarbeit mit Oliver Prior sei „gut angelaufen“. Rudolf Rath ist sich sicher, dass sie genauso reibungslos funktionieren werde wie mit Oliver Priors Vorgänger Herbert Matzke. „Wir haben schon unterhalten, beim Neujahrsempfang. Wir haben uns für einen Besuch verabredet - und hatten ein gutes Gespräch.“
Bernward Midderhoff hat den Neujahrsempfang ausgerichtet. Er gehört dem Vorstand der Balver Kolpingsfamilie an. Der Auftakt des gesellschaftlichen Lebens in Balve ist seit Jahren eine gemeindeübergreifende Veranstaltung. Neben der Evangelischen Gemeinde ist auch die Freie evangelische Christus-Gemeinde dabei. Bernward Midderhoff lobt die Zusammenarbeit mit Pfarrerin Antje Kastens und ihrem Nachfolger Sven Körber. Das Thema Ökumene stehe derzeit nicht auf dem Programm der Vorträge des Kolpingforums. Es sei aber denkbar: „Wir sind da offen. Wir strecken gerade unsere Fühler aus, wer uns bei den Themen helfen kann.“
Doreen Wahl kümmert sich um die Jugendarbeit in der Evangelischen Gemeinde. Vor kurzem erst hat sie, gemeinsam mit Pastor Christian Naton und Gemeindereferentin Theresa Wagner, einen ökumenischen Jugendkreuzweg organisiert: „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“ Doreen Wahl nennt mehr als nur den Jugendkreuzweg. Sie spricht Schulgottesdienste und mehr zur Sprache: „Kinder von Balve und den Dörfern erleben uns oft gemeinsam. Das, finde ich, ist ein schönes Außenbild.“ Was außen klappt, klappt auch innen: Doreen Wahl und Sven Körber werden inzwischen auch in Sitzungen des Pastoralverbundes einbezogen, sogar in Hemer.
Sven Körber knüpft da an, wo seine Frau Doreen Wahl aufhört: „Ich finde die Zusammenarbeit sehr gut. Ich höre aus der Geschichte manche Dinge, die anders gelaufen sind. Wir haben sehr freundschaftliche Kontakte zu Theresa Wagner und Christian Naton. Ich finde auch die Zusammenarbeit mit (Dechant, Red.) Andreas Schulte und (Diakon, Red.) Gerd Eisenberg sehr gut. Ich finde es auch schön, dass wir immer mehr einbezogen werden. Das ist auch ein großer Verdienst von Antje Kastens. Ich bin sehr dankbar für die Ökumene.“
Theresa Wagner erlebt die übergreifende Zusammenarbeit ebenfalls als positiv: „Sie macht sehr viel Spaß. Wir sind alle sehr motiviert, das weiter so zu machen. Durch die vielen Kollegen bekommt man eine Vielfalt. Das ist nicht selbstverständlich in einer Zeit, wo wir immer weniger werden. Da ist es fast egal, ob die Kollegen katholisch oder evangelisch sind. Es ist hilfreich, wenn man sich gegenseitig austauschen kann.“ Im Team sei die Arbeit für sie allemal leichter, als wenn sie als Einzelkämpferin unterwegs sei.
Manchmal ist Ökumene sehr alltagsnah. Sven Körber erinnert sich gern daran, dass er beim Offenen Weihnachtssingen des Musikvereins Balve in der Höhle gemeinsam mit Küster Ralf „Schlotti“ Schlotmann hinterm Tresen gestanden habe: „Auch das ist Ökumene.“