Balve. Jörg Rensmann referierte über Antisemitismus. Ein hochspannender Vortrag. Rudolf Rath hatte zudem einen Balver Bezug.
Das Thema im monatlichen Kolpingforum stand schon länger fest. Anlässe gab es viele: den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober vorigen Jahres, bis heute immer noch verschleppte Geiseln, pro-palästinensische Demonstrationen und mehr. So hatte der Vortrag des Fachmanns Jörg Rensmann beim Kolpingforum Balve im Balver Pfarrheim eine besondere Aktualität bekommen.
Überraschend viele Teilnehmer
Nicht nur Referent Jörg Rensmann, auch Bernward Midderhoff von der Kolpingsfamilie freuten sich deshalb über die Resonanz von gut 40 Zuhörern. Für heimatkundliche Themen wie im vergangenen Monat ist so eine Zahl sicher selbstverständlicher als bei allgemeinen politischen Themen im Kolpingforum. „Ich schätze es sehr, dass Sie alle heute hier sind“, betonte Jörg Rensmann, der die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS NRW) leitet.
Am Schluss wurde in der Runde auch noch ausführlich und immer wieder kontrovers diskutiert. Zuvor hatte Rensmann dargelegt, wie sich in Antisemitismus in der heutigen Zeit darstellt: bei Demonstrationen, die nur Solidarität mit Palästinenser zeigten, aber an einer echten Lösung des Konflikts überhaupt nicht interessiert seien. Die Parole „From the river to the sea“ - gemeint ist, dass das komplette umstrittene Gebiet den Staat der Palästinenser bilden soll - leugne das Existenzrecht Israels, so Rensmann. Um zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus zu unterscheiden, gebe es Kriterien. „Das kann man alles kritisieren und diskutieren“, betonte Rensmann. Aber es sei die Grundidee der Staatsgründung gewesen, dass Juden überhaupt auf der Welt erst einen Ort haben wo sie sicher und selbstbestimmt leben können. Das sei Aufgabe auch für uns hier und die Menschen überall, bis heute: „Wir müssen etwas dafür tun, dass sich jüdische Menschen hier sicher fühlen.“
Und er stellte dar, wie Judenhass sowohl von rechtsextremer wie auch islamistischer Seite komme: „Beide eint mehr als man vielleicht meinen möchte.“
Rensmann hatte in seinem gut einstündigen Vortrag auch die Bildsprache von Antisemitismus erläutert, die Darstellung von Juden als Tiere oder mit Davidstern. Vieles sei auch hintergründig und subtil.
Das bewog dann auch Rudolf Rath, Zuhörer am Montagabend und Balver Pfarrarchivar, ein Beispiel vor Ort vorzustellen: zwei kleine und unscheinbare Fenster in der St. Blasiuskirche, die symbolisch einen Gegensatz darstellen zwischen der triumphierenden christlichen Kirche und besiegter, unterworfener Synagoge. Die Fenster sind seit über 100 Jahren in der Kirche, lange habe das niemand beanstandet, so Rudolf Rath. Im Zuge einer Buchveröffentlichung von Josef Sauer seien diese Fenster mehr in den Blickpunkt geraten. „Wie gehen wir damit um?“, so Rudolf Rath. Statt rausreißen oder verdecken habe man sich für erklärende und einordnende Tafeln entschieden.
Ein Vorgehen, dass auch er bevorzuge, so Jörg Rensmann. „Kontextualisierung ist gut, ich finde das sehr wichtig.“ Und er bat Rudolf Rath um weitere Informationen und Austausch, um das Thema auch in die Arbeit der Informations- und Recherchestelle einfließen lassen zu können.