Balve. Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Balves legendäre Wirtin Maria Waltermann verstorben ist. Nun gibt‘s einen neuen Betreiber.

Wer in Balve kennt nicht diese gastliche Haus in der Sankt-Johannes-Straße? Und wer kannte nicht die legendäre Gastgeberin Maria Waltermann? Im hohen Alter von 94 Jahren ist sie im November 2022 verstorben, nachdem sie über sieben Jahrzehnte und auch noch im Monat vor ihrem Tod in der Pension unzählige Menschen bewirtet, Gästen von außerhalb ein Bett und Dach über dem Kopf gegeben hatte. Nun gibt es eine Zukunft für die Pension Waltermann. Die Hintergründe.

Nachfolger in Balve kein Unbekannter

Alle, die sie kannten, beschrieben Maria Waltermann als eine überaus gastfreundliche und warmherzige Frau, ein echtes Balver Original eben. Seit ihrem Tod standen der große Essensbereich wie auch die Gästezimmer darüber leer. Nun sollen dort wieder Gäste einziehen, Feiern stattfinden, Vereine oder Familien sich treffen. „Und zwar jetzt, ab sofort!“ Das betont Christian Eisenberg ganz ausdrücklich.

Unsere Tochter, neun Jahre alt, hat zu den Räumen hier gesagt, dass sie so herrlich altmodisch sind.
Christian Eisenberg

Vielen Balvern und Menschen aus der Umgebung dürfte er kein Unbekannter sein. Zusammen mit seiner Gattin Angela ist er schon viele Jahre in der Hönnestadt und in der Nachbarschaft in der Gastronomie aktiv. Beide bringen viel Erfahrung mit, waren unter anderem im Landmarkt Mellen aktiv. Und, so erzählen die beiden, hätten sich zuletzt in der Stadt Balve selber umgeschaut, um ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern. Da kam ihnen auch die Pension Waltermann in den Sinn. Und es passte, dass man auch dort in Überlegungen für eine neue Nutzung steckte. Stephan Klein und Beate Rüßmann sind die Nichten der selber kinderlosen Maria Waltermann und verwalten nun ihr Erbe. Gästezimmer, Essensräume, und Küche - das habe man nach dem Tod Waltermanns zunächst auch erst einmal in Ruhe lassen wollen und müssen, erzählen die beiden. Andere Pläne und Interesse von außerhalb gab es seit dem vergangenen Jahr immer mal wieder. So stand etwa im Raum, dass die Stadt dort Flüchtlinge unterbringt. Überhaupt gab es Interesse an einemUmbau zu Wohnungen. „Aber am Ende war das alles nicht das richtige“, sagt Beate Rüßmann.

Außenanblick
Außenanblick © WP | Alexander Lück

Bis sich dann das Ehepaar Eisenberg meldete. Unbekannt war man da bisher aber keineswegs. Vor allem Christian Eisenbergs Vater Gerd ist mit Maria Waltermann und ihrer Familie lange und tief verbunden. Nach dem Tod der legendären Gastwirtin stand er den Angehörigen bei, auch in seiner Funktion alsDiakon in der Gemeinde, aber vor allem eben in persönlicher Vertrautheit. So trafen sich Klein und Rüßmann mit Eisenberg junior und seiner Ehefrau, unter anderem auch an Maria Waltermanns erstem Todestag, wie sie erzählen, und schnell bestand dann Einigkeit über die neue Nutzung der Pension.

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Sehr vieles soll dabei bleiben wie es ist. Die Gasträume sind wie eine Zeitreise, erzählen die vier direkt am Tisch im Essensraum. Die Zeit erscheint wie stehen geblieben: Möbel, Tische mit Dekoration, ohne dass es auch nur ansatzweise irgendwie vernachlässigt wirkt. Es ist auch der Geist, das Ambiente des Hauses, welches die Eisenbergs in den Gästezimmern unbedingt erhalten wollen. Auch deshalb ist kein großer Umbau nötig und sie können nun wirklich ab sofort wieder Gäste empfangen. „Unsere Tochter, neun Jahre alt, hat zu den Räumen hier gesagt, dass sie so herrlich altmodisch sind“, lacht Christian Eisenberg. Die Anzahl der Betten von knapp unter 30 bleibt unverändert. Ob durch Monteure, die in Balve und Umgebung tätig sind, Touristen oder die vielen Gäste und Akteure der Balver Großveranstaltungen - vom Reitgelände Wocklum bis zur Höhle: den Bedarf für diese Unterkunft sehen Angela und Christian Eisenberg auf jeden Fall als gegeben. Sie verweisen vor allem darauf, dass im vergangenen Sommer wegen des Fehlens der Pension Waltermann bei Großveranstaltungen in der Hönnestadt auch Unterkünfte weiter entfernt hätten gebucht werden müssen. Und auch Stephanie Klein und Beate Rüßmann bestätigen, dass im vergangenen Jahr viele Fragen nach der Zukunft, Fragen nach Zimmern in der Pension an sich gerichtet worden wären.

Gewohntes soll erhalten bleiben

Dann aber schwelgen sie in Erinnerungen an ihre Tante. Wie Maria Waltermann immer wieder, etwa bei den Musikfestivals in der Höhle, internationale Gäste beherbergte und bemutterte und dabei nur kleinste Fetzen englisch sprechen konnte. Natürlich verstand man sich trotzdem und manche Musiker spielten Ständchen für ihre Gastgeberin. Und dann ist da der persönliche Brief von Rudolf Schock. Christian Eisenberg weiß um die Bedeutung von Haus und Wirtin, er betont wie sehr er sich freut, auch weiter in den ehrwürdigen Räumen die Geschichten voller Erinnerungen zu hören. Gleichzeitig wissen die Eisenbergs um die großen Fußstapfen. „Aber wir machen uns nicht bange.“ Der Geist von Maria Waltermann soll erhalten bleiben, auch wenn sie selbst nicht mehr da ist. „Natürlich werden wir auch ein paar Sachen anders machen“, sagt Angela Eisenberg. Aber behutsam. Sie starten ab sofort mit dem Pensionsbetrieb, natürlich werden die Übernachtungsgäste auch verpflegt. Sie freuen sich auf Anfragen für Familien- und andere Feiern.

Natürlich werden wir auch ein paar Sachen anders machen.
Angela Eisenberg

Der Gedanke, sagt Christian Eisenberg, dass jemand, der vor einiger Zeit zum Beispiel seine Erstkommunion hier gefeiert hat, nun auch die Goldhochzeit in den Räumen begehen könnte, berührt ihn sehr. Auch Vereine sollen sich dort wieder treffen, wie es bis 2022 viele Jahre üblich war, für Sitzungen oder gesellige Anlässe; außer Haus werden sie Catering anbieten. Außerdem seien die Torten von Angela Eisenberg beliebt und geschätzt, genauso wie ihre Küche, die auf regionale und frische Produkte setze, betont der Gatte. Ob es einen regelmäßigen Restaurantbetrieb geben wird, muss die Zeit zeigen, betonen beide, und die Nachfrage, in Zeiten, in denen es für die Gastronomie nicht einfacher werde, etwa mit der Rücknahme der Mehrwertsteuerermäßigung zu Jahresanfang. Dennoch gehen sie mit Optimismus und Tatkraft ans Werk, alle möglichen Interessenten können sich ab sofort bei ihnen melden. Der Name der Pension Waltermann bleibt natürlich unangetastet und auch die in Balve vielen vertraute Telefonnummer für die Kontaktaufnahme: 02375 2524 oder 0176/21114751.