Balve. Kuntay Mertens ist in der digitalen Welt zuhause und hat so zu seinem Traumjob bei der Stadt gefunden. Was die Ausbildung für ihn besonders macht
Die IT-Abteilung ist so etwas wie das Gehirn jeden Unternehmens. So auch bei der Stadt Balve. Laufen die Rechner im Rathaus nicht, droht schnell der Stillstand; der Teufel steckt sprichwörtlich oft im Detail. Kuntay Mertens ist Auszubildender in der städtischen IT-Abteilung – und so etwas wie die Nachwuchshoffnung für eine immer stärker digitalisierte Welt.
Serverschränke und Schreibtische
Wer durch das Rathaus in der Stadtmitte schlendert, der ahnt sicher nicht, dass die Arbeit dort – wie auch an vielen Orten der Welt mittlerweile – nur möglich ist, weil kilometerlange Kabel in Wänden und Boden Signale übertragen. Zwei, die dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft, sind Henning Kaiser und Kuntay Mertens. Sie inspizieren Serverschränke, helfen bei Problemchen der Kolleginnen und Kollegen im Haus und greifen bei einem großen Stromausfall auch mal zu ganz herkömmlichen Hilfsmitteln.
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Dass die städtische IT-Abteilung mit Kuntay Mertens mittlerweile auch einen Auszubildenden hat, ist teil einer großangelegten Digitalisierungsoffensive bei der Stadt. Immer mehr Unterlagen, Akten und Dienstleistungen müssen mittlerweile digital abrufbar sein, von Gesetzes wegen. Seit dem 1. August ist – zumindest die Bereitstellung der digitalen Infrastruktur – auch eine Aufgabe für Kuntay Mertens. Und genau so digital wie sein Beruf mittlerweile ist, hat er auch zu seinem Job in der Hönnestadt gefunden. „Ich hab’ zuhause auf dem Handy durch Instagram gescrollt und da die Werbung der Stadt gesehen“, sagt er. Fachinformatiker Systemintegration. Für ihn, der in diesem Jahr sein Fachabitur im Bereich Informatik am Hönne-Berufskolleg absolviert hat, die ideale Stelle, wie er sagt. „Und ich brauche nur vier Minuten zu Fuß zu Arbeit“, ergänzt der 19-Jährige mit einem Lachen.
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Für Henning Kaiser ist der junge Kollege ein regelrechter Glücksgriff. „Als Unternehmen ist es oft schwer, junge Leute aus dem näheren Umfeld zu finden.“ Seit über 20 Jahren ist er mittlerweile – zusammen mit einem Kollegen – für die IT-Abteilung zuständig. Serverschränke warten, Verbindungskabel prüfen, Arbeitsplätze einrichten. Und auch wenn er selbst noch ein paar Jahre bis zur Rente habe, so sei es langsam aber sicher an der Zeit, die nächste Generation an die Arbeit heranzuführen. „Das ist auch eine Reaktion auf künftige Herausforderungen“, erklärt Kaiser. Dass das dringend nötig ist, zeigt auch ein Beispiel der digitalen Fachverfahren. Über 40 davon gibt es mittlerweile. Von der Beantragung von einem Gewerbeschein, über einen neuen Personalausweis, eine Hochzeit oder die Zahlung eines Knöllchens: Jedes Verfahren hat unterschiedliche technische Hintergrundprozesse – und doch muss alles reibungslos funktionieren. Jeden Tag. „Das lernt man nicht von heute auf morgen. Es gibt immer Kollegen, bei denen irgendwas nicht funktioniert“, sagt Kaiser und lacht. Noch dazu müsse man im Zweifel cool bleiben, wenn nichts mehr geht.
Dickes Fell bei IT’lern gefordert
So wie vor einigen Wochen, als ein größerer Stromausfall das Rathaus zeitweise lahm legte. Bei Bauarbeiten traf ein Handwerker laut Kaiser eine Hauptstromleitung. Die Server haben zwar eine Notstromversorgung, doch wenn der Ausfall länger dauere, „dann muss man vielleicht auch mal eine Kabeltrommel vom Gerätehaus zum Rathaus ausrollen“, scherzt Kaiser. Doch was passiert, wenn ein Ausfall nicht aufgrund eines Unglücks droht, sondern aufgrund von Angriffen aus dem Netz? „Da sind wir relativ sicher“, so Henning Kaiser. Angeschlossen ist die Stadt Balve – wie viele Kommunen in der Region – ans Sicherheitsnetz der Südwestfalen-IT. Dass Hacker also die Rathaus-Server lahmlegen, sei äußerst unwahrscheinlich. Und doch nehme die Gefahr in den vergangenen Jahren stetig zu.
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Dass sich Kuntay Mertens nach seinem Fachabitur doch lieber für eine Ausbildung statt ein Studium entschieden hat, hat für den 19-Jährigen ganz praktische Gründe: Nach 13 Jahren Schulbankdrücken sei es nun genug Theorie. „Ich will vor allem erst einmal die Praxis erleben. Die ist nämlich schon deutlich anders.“ Ihn fasziniere besonders die Netzwerkstruktur, also wie ein Gebilde wie im Rathaus von grundauf entsteht und betrieben wird. Zusammen mit einem weiteren Auszubildenden werkelt Kuntay Mertens zudem an einer App für alle Stadtbediensteten. Die soll künftig einen einfacheren Zugang zum Intranet ermöglichen.
Dass die IT-Abteilung schnell auch mal der Buhmann werden kann, weil etwas banales nicht funktioniert wie gewohnt, ist für Mertens und Kaiser allerdings kein Problem. „Man braucht schon ein dickes Fell“, so der Fachmann.