Menden. Anna Baukrowitz war jahrelang bei der Freiwilligen Feuerwehr. Nun hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Was die Feuerwehrfrau an ihrem Job schätzt

In vielen Kinderbüchern ist er einer der Vorzeigeberufe. Jungs, die später mal nicht Baggerfahren möchten, wollen oft als Feuerwehrmann gegen die Flammen kämpfen. Da fällt Anna Baukrowitz fast schon aus dem Raster. Die Mendenerin war zunächst jahrelang ehrenamtlich im Löschzug Süd engagiert. Mittlerweile ist sie hauptberufliche Feuerwehrfrau. Warum sie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat – und was sie an ihrer Arbeit besonders schätzt.

Mehr als Brände löschen

Wann ihre Faszination für die Feuerwehr begonnen hat, das weiß Anna Baukrowitz zwar nicht mehr. Doch wirklich gepackt habe es sie spätestens in der Grundschule. „Das war bei einer Projektwoche“, erinnert sie sich. Heutzutage würde es unter dem Thema der Brandschutzerziehung laufen. Doch bis die heute 26-Jährige Fuß fassen kann in der Wehr, muss sie warten. Jahrelang. „Eine Kinderfeuerwehr hatten wir damals noch nicht“, sagt Baukrowitz. Erst als sie zwölf Jahre alt ist, kann sie der Jugendfeuerwehr beitreten. Ihre Augen funkeln bei der Erinnerung an ein zunächst prägendes Hobby.

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In der Jugendfeuerwehr stehen dann zwar noch keine gefährlichen Einsätze an, doch Anna Baukrowitz kann zumindest so etwas wie Feuerwehr-Luft schnuppern. Kurse, Besprechungen, Übungen prägen diese Zeit. Schon damals war sie eine von vergleichsweise wenigen Frauen in einer sonst männerdominierten Branche. Doch das habe sie nie wirklich gestört. Im Gegenteil. „Mit Männern ist es oft ein bisschen einfacher, weil sie etwas direkter sind“, sagt Baukrowitz und lacht.

Der erste „richtige“ Einsatz war besonders prägend

Die erste große Umstellung ihrer Feuerwehr-Karriere erlebt die junge Mendenerin als sie von der Jugendfeuerwehr in die Freiwillige Feuerwehr wechselt. „Die Einsätze sind schon noch einmal ein großer Schritt“, sagt die 26-Jährige. Besonders prägend damals: der erste Brand, zu dem sie mit Atemschutz ausrücken muss. Eine Gartenlaube steht in Flammen. „Zum Glück ohne Gefahr für Menschenleben“, erinnert sie sich.

Es ist das klassische Bild der Wehr: In voller Montur gegen eine Flammenwand ankämpfen. „Dabei machen wir auch viele Dinge, die dadurch in den Hintergrund rücken“, sagt Baukrowitz. Dazu zählen gemeinsame Übungen ebenso wie die Gerätewartung. Der beste Atemschutz ist schließlich überflüssig, wenn der Sauerstofftank leer ist. Mit den Jahren entwickelt sich das Hobby zu einer richtigen Leidenschaft für die Mendenerin. Sie schätze vor allem die Kameradschaft. Egal ob im Haupt- oder Ehrenamt. „Man braucht diesen Zusammenhalt, weil man sich auf die anderen verlassen muss. Alleine schafft man das nicht.“

Bock darauf, Menschen zu helfen

Dabei ist ihr Weg von der Freiwilligen Feuerwehr hin zur hauptamtlichen Feuerwehrfrau keinesfalls vorgezeichnet. Ganz im Gegenteil. Nach einer Ausbildung als Elektronikerin und einer Weiterbildung steht für sie erst einmal der Büroalltag an. „Da hab’ ich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, sagt Anna Baukrowitz. Stundenlang auf einen Monitor zu schauen – das reicht ihr schlichtweg nicht. Sie möchte Menschen helfen. Langsam aber sicher reift in ihr der Gedanke, das Hobby vielleicht doch zum Beruf zu machen.

2018 ist es dann soweit. Sie bewirbt sich auf eine Stelle zur Brandmeister-Ausbildung bei der Stadt. Gut ein Dreivierteljahr lang bereitet sie sich darauf vor – vor allem mit Blick auf den Sporttest: schwimmen, laufen, tauchen, die Drehleiter hinaufkraxeln. Kraft und Ausdauer sind ebenso gefragt wie theoretisches Wissen. Extrawürste gibt’s nicht. „Man muss am Ende auch einfach das Gleiche leisten wie die Kollegen.“ Die 30 Kilogramm schwere Ausrüstung muss sie als Frau genauso stemmen wie die Männer. Eine Selbstverständlichkeit für Anna Baukrowitz. Wenngleich einige körperliche Unterschiede schlichtweg nicht wegzudiskutieren seien. „Man muss sich auch beweisen“, sagt die junge Mendenerin kämpferisch.

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Dass sie im Grunde als Quereinsteigerin mit Mitte 20 umsatteln will, ist unterm Strich allerdings keinesfalls ein Nachteil. In der 18-monatigen Ausbildung zur Brandmeisterin zählen auch die Stärken abseits von Atemschutz und Löschschlauch. Neben der reinen Feuerwehr-Grundausbildung gehört auch die zur Rettungssanitäterin in Menden dazu. „Es ist sehr breitgefächert.“ Für sie persönlich sei auch der Rettungsdienst interessant. „Ich habe einfach Bock darauf, Menschen zu helfen“, sagt Anna Baukrowitz. Seit Ende Oktober 2020 arbeitet sie als Feuerwehrfrau an der hauptamtlichen Wache.

Viele Weiterbildungsmöglichkeiten

Anders als im mitunter schnöden Büroalltag ist dort kein Tag wie der andere. Und auch die Arbeitszeiten unterscheiden sich mittlerweile grundlegend. Statt Nine-to-Five gibt’s 24-Stunden-Dienste. Heißt: 24 Stunden arbeiten, 48 Stunden Freizeit. Immer im Wechsel. Zu Schichtbeginn gibt’s die Routinekontrolle der Fahrzeuge, anschließend Kurz-Ausbildungen oder Kurse, um Wissen aufzufrischen. Und solange kein Alarm ertönt, widmet sich jeder in der Wache kleineren Projekten. Das kann die Gerätewartung sein oder aber eine Sport-Session im Fitnessraum der Wache. Abends wird gemeinsam gekocht. „Man hat genug Arbeit, um sich den ganzen Tag zu beschäftigen“, lacht die 26-Jährige. Und selbst wenn Wartungsarbeiten irgendwann abgeschlossen sind, gebe es genug Weiterbildungsmöglichkeiten. Langeweile kommt in der Wache nicht auf.

Ihren Wechsel, vom Hobby zum Beruf, hat Anna Baukrowitz nicht bereut. „Es ist ein gutes Gefühl, Menschen helfen zu können.“ Und das tut sie auch weiterhin außerhalb der Wache. Denn im Löschzug Süd ist sie noch immer Teil der Freiwilligen Feuerwehr.