Balve. Digitalisierung der Berufsberatung in der Realschule Balve. Darum bringen VR-Brillen nie gekannte Einblicke.
Um den Jugendlichen die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz zu erleichtern, lässt sich die Balver Realschule zusammen mit der Agentur für Arbeit immer wieder neue Möglichkeiten einfallen. So wird jetzt mit der Möglichkeit einer VR-Brille den Schülern und Schülerinnen der Klasse 9, eine virtuelle Führung durch diverse Betriebe ermöglicht.
Hinter VR verbirgt sich Virtual Reality: Die Brille zeigt eine künstliche Realität; zu sehen sind gewissermaßen Filme.
Vorgestellt wurde diese neue Möglichkeit der Ausbildungsplatzsuche durch Lehrer Olaf Weber und Sandra Friedrich von der Mendener Agentur für Arbeit. „Heute haben wir zum ersten Mal diese VR-Brillen mitgebracht und sind gespannt, wie es den Jugendlichen gefällt. Mit diesen Brillen ist es jetzt möglich, etwa 100 verschiedene Berufe virtuell kennenzulernen. Hier kann sich jeder das aussuchen, woran er Interesse hat und welcher Berufszweig ihm interessiert.“ Was ist zu sehen?
180-Grad-Blickwinkel möglich
Zwei virtuelle Auszubildende zeigen in der virtuellen Welt den Jugendlichen einen ersten Einblick in einen Ausbildungsbetrieb. „Die Betriebe setzten sich zum Teil aus Betrieben der Umgebung und aus ganz Deutschland zusammen“, erklärt Friedrich. Ziel sei es, dass die Jugendlichen, mit der ihr gut bekannten virtuellen Welt einen Einblick bekommen, welche Berufe in Zukunft für sie in Betracht kommen. Friedrich: „Man kann einen 180-Grad-Eindruck von einem Betrieb bekommen. Man muss nur seinen Kopf bewegen, um alles zu sehen und virtuell zu erleben.“
Weiter erklärt Olaf Weber, dass bereits in der achten Klasse mit der Berufsfelderkundung begonnen werde. „Da haben die Kinder ja schon einen Tag in einem Berufsfeld, und mit den Brillen möchten wir daran anknüpfen. Was total super ist, dass wir für die neunten Klassen zwei Stunden Berufsorientierung in der Woche anbieten können. Das ist ja eigentlich kein Schulfach, aber dadurch, das wir hier ein paar Umstrukturierungen in der Unterrichtsverteilung vorgenommen haben, ist es mir als Berufsorientierungslehrer möglich, dieses Angebot zu machen. Ich habe jetzt 90 Minuten in der Woche Zeit, den Schülern der Klasse neun mehr zu vermitteln. Sei es, die Betreuung für die Praktiken zu organisieren oder mal eben solche Aktionen vorzubereiten. Das ist eigentlich ganz gut.“
Hilfe bei Suche nach Lehre nötig
Festzustellen bleibt, dass viele der Schüler noch Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz benötigen. Olaf Weber: „Es gibt welche, die müssen wir echt noch an die Hand nehmen und ein bisschen Druck machen. Da bieten wir aber auch jetzt ein neues Programm an, wo solche Kandidaten durch einen Träger enger gefördert werden. Hierzu suchen wir dann die Kandidaten aus, welche unserer Meinung viel Unterstützung brauchen. Bei dieser Berufseinstiegsbegleitung, welche auch durch die Agentur für Arbeit gefördert wird, sollen Schüler, die eine engmaschige Förderung brauchen, gezielt unterstützt.“
Die Hoffnung, erzählt Weber, bestehe darin, dass auch diese Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bekommen und ihm vor allem behalten: „Das funktioniert aber auch nur bei Schülern, die es wollen und nicht bei den sogenannten Versorgungsfällen. Das sind Schüler, die trotz aller Unterstützung keine eigene Motivation mitbringen, die hierfür eine Voraussetzung ist.“ Man merke oft, dass die Schüler einfach überfordert seien. „Es gibt viele gute Angebote von Firmen. Viele werben extrem um Auszubildende. Da fällt es den Schülern oft schwer, die für sich richtige Entscheidung zu treffen. Einerseits ist es ja gut, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen so hoch ist, anderseits haben hier die Jugendlichen oft die Qual der Wahl.“
So sagt Weber, dass viele einfach oft Angst vor einer Entscheidung hätten. „Wir wollen versuchen durch unsere ganzen Maßnahmen die Jugendlichen bei der Wahl der richtigen Entscheidung zu begleiten und ihnen die Angst zu nehmen und ihre Stärken und Schwächen festzustellen. Auch eine Unterstützung auf ein Vorstellungsgespräch bieten wir an. Viele haben oft Angst, wie zum Beispiel vor dem Telefonieren. Das ist oft der medialen Welt geschuldet, wo zum Beispiel es nur Sprachnachrichten oder Texte, mit teils interessanten Abkürzungen, gibt. Wir helfen ihnen dabei, sich quasi auf den Weg zu machen. Wir bringen ihnen oft bei, sich verbal gut auszudrücken und sich bei einem Gespräch gut zu verkaufen.“
Ergänzend fügt Sandra Friedrich hinzu, dass zwar viel von ihnen fit mit dem Umgang der Neuen Medien seien, aber sich wirklich zu verkaufen und auf Fragen gezielt zu antworten, falle vielen von ihnen sehr schwer. „Interesse zu zeigen und Selbstinitiative ist für viele nicht so einfach. Aber dafür sind wir ja da, um den Jugendlichen zu helfen und sie für ihre berufliche Zukunft zu unterstützen.“