Arnsberg. Beim Thema Wohnraum-Not in Arnsberg nimmt der Bürgermeister Kontakt mit Ideengebern aus der lokalen Bau- und Architektenbranche auf.
In die Diskussion um den Mangel an Wohnraum in Arnsberg ließ die Neheimer Architektin Sabine Keggenhoff kürzlich in einem Gespräch mit dieser Zeitung aufhorchen. „Es braucht Neubaugebiete für unsere Industrieentwicklung“, sagte sie, „aber nicht für Eigenheime“. Sie warb für kreative Ideen zum Schaffen von neuem Wohnraum in der Substanz. Angesichts von Grenzen der Ausweisung von Baugebieten ein Ansatz, den auch Bürgermeister Ralf Bittner nun einmal genauer erörtern will. „Ich werde das Gespräch mit Sabine Keggenhoff suchen“, verspricht er, die lokale Kompetenz der preisgekrönten Architektin nutzen zu wollen. Die jüngste in dieser Zeitung aufgegriffene Diskussion um die Wohnraum-Verknappung in der Stadt hat Bittner genau verfolgt und will sich nun mit Ideengebern zusammensetzen.
- Die Ideen von Sabine Keggenhoff zur Schaffung von Wohnraum
- Die bürokratischen Hürden beim Schaffen von mehr Wohnraum
- Kommentar zum Arnsberger Wohnungsmarkt
Insbesondere die Keggenhoff-Aussage trifft in Arnsberg einen sensiblen Punkt. Die Stadtverwaltung und der Bürgermeister werden von der CDU in aller Regelmäßigkeit kritisiert. Immer wieder fordert CDU-Stadtverbandsvorsitzender Dr. Marcel Kaiser die „massive Ausweitung von Wohnbauflächen“. Bittner spricht hier von „Populismus“, weil auch der Politik bekannt sein sollte, dass die Regionalplanung der Bezirksregierung das kaum zulassen kann, weil für die Stadt Arnsberg ein Überhang an Wohnbauflächen festgestellt worden sei. Die Regionalplanung fordert, dass „unter Berücksichtigung einer flächensparenden und bedarfsgerechten Siedlungsentwicklung dieser Überhang abgebaut wird“. Ohne eine zumindest teilweise Rücknahme von Wohnbauflächen, so teilte die Verwaltung der Politik bereits mehrfach mit, seien keine Neuausweisungen zu genehmigen. „Womit der Handlungsspielraum eingeschränkt ist“, so hieß es. Flächen, die aktuell nicht ausgewiesen sind, seien somit gar nicht entwickelbar.
Hindernisse aus dem Weg räumen
Keggenhoff denkt radikal und pragmatisch. „Sie können selbst ein Parkhaus ohne großen Aufwand in ein Wohngebäude umwandeln. Leerstehende Bürogebäude könnte man sehr gut umnutzen und zu Wohnungen umgestalten“, sagt sie und benennt aber auch die Hindernisse auf diesem Weg - gesetzt durch Bauvorschriften, komplizierte Genehmigungsverfahren und Bauverordnungen, die beim Neubau im Bestand nicht in jedem Gebäude nach aktueller Gesetzeslage einzuhalten seien. Die meisten Verordnungen kann eine Kommune kaum umgehen. „Was wir aber selber in der Hand haben, müssen wir optimieren und verschlanken“, sagte Bittner kürzlich, „es braucht einen Entbürokratisierungspakt auf kommunaler Ebene“.
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Probleme mit der Bürokratie kennen einige Investoren: Die Vesda GmbH errichte nach eigenen Angaben in Arnsberg und anderen Städten in NRW bereits neuen Wohnraum in Bestandsobjekten. In Arnsberg würden die Wohnungen zunächst dem Diakonischen Werk angeboten, die geeignete Mieter auswählt. „Leider versagt die Behörde oftmals die Mietzusage, wenn Kaltmieten von 8 Euro/Quadratmeter in zentraler Lage allein aus Kostengründen kalkuliert sind und verweist die Anfragenden auf preiswerteren Wohnraum in Randgebieten wie Linnepe oder Meinkenbracht“, so Joachim Drees von der Vesda GmbH kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zusammenarbeit mit anderen Städten beweise, dass es mit etwas gutem Willen auch anders gehe - insbesondere bei Nebenkostenabrechnungen. Das alles würde Investoren verunsichern.
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Bittner wehrt sich grundsätzlich gegen den Vorwurf, dass sich in der Stadt in puncto Bauen und Flächen gar nichts täte. Er verweist auf Flächen in Bruchhausen („Im Dorfe“), die in der Vermarktung seien. In Oeventrop am Alten Kloster sei ein Bebauungsplan in Bearbeitung, was sich allerdings schon länger hinzieht. Einen Aufstellungsbeschluss gebe es rund um den Berliner Platz, jedoch hatte sich der Investor noch nicht gerührt. Im Enkerhof in Wennigloh gäbe es zudem noch freie Grundstücke. In Arnsberg wurde damit begonnen ein Baufeld an der Ruhrstraße herzurichten. Anfragen einiger privater Investoren gäbe es an verschiedenen Stellen der Stadt, wie zum Beispiel am Hüstener Schützenwerth, in der Marktstraße und Apothekerstraße. „Wir entwickeln zudem gerade den Stadtbruch als unser größtes neues Wohngebiet“, so Ralf Bittner. Er verweist aber auf eine umfangreiche Umweltproblematik, „sodass es nur langsam vorangeht“. Der Bürgermeister verspricht: „Wir arbeiten kontinuierlich an neuen Wohnbauflächen“. Man müsse nun nur auch auf der Flächennutzungsplanebene weiterkommen.
In der Vergangenheit hatte die Verwaltung bereits mit vielen Beteiligten über Lösungen gesprochen, wie vor allem die auf dem Wohnungsmarkt eine Chance bekommen könnten, die es schon immer schwer hatten, Wohnraum zu finden und in Zeiten zunehmenden Drucks auf dem Wohnungsmarkt noch mehr Probleme hätten. Zu Beginn des vergangenen Jahres gab es dazu ein Fachgespräch mit Blick auf die Zielgruppen Psychisch Kranke, Suchtkranke, Menschen in materieller Notlage, Zuwanderer, Großfamilien, Gehandicapte, Alleinerziehende, Frauen mit Gewalterfahrung und Menschen in besonderen Lebenslagen. Hier wird ausdrücklich von Wohnungsnot gesprochen.
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Wenn noch nicht die Not, aber auf jeden Fall der Mangel an geeignetem und angemessenem Wohnraum hat aber in Arnsberg auch längst die Mittelschicht erreicht. Familien, die sich vergrößern möchten, oder aus beruflichen Gründen von auswärts in die Stadt ziehen wollen und aufgrund der Probleme bei der Suche nach einer adäquaten Unterkunft erst viele Monate später nachziehen lassen können. Den Traum von der eigenen Immobilie kann sich der Mittelstand derzeit oft nicht leisten.
Mietwohnungsbau mit sozial angepassten Mieten
Der Arnsberger Immobilien-Kaufmann Wilhelm Meyer setzt mit seinem Unternehmen auf sozialen und geförderten Wohnungsbau - und das schon seit den 90er-Jahren. Das Geschäftsmodell ist Mietwohnungsbau mit sozial angepassten Mieten. Die Bindung liegt bei 6 Euro pro Quadratmeter, mit 1,7 Prozent Steigung pro Jahr über eine Laufzeit von 25 bis 30 Jahre. 60 Prozent der Baukosten stammen aus Fördermitteln. „Das ist keine Hochrentabilität und das ist nicht einfach, aber eine sichere Wertanlage“, so Wilhelm Meyer. Aus seiner Sicht mangele es aber an den nötigen Bauplätzen in Arnsberg - für mehrgeschossige Häuser ebenso wie für öffentlich geförderte Reihenhäuser für junge Familien. Es müssten Baulücken geschlossen werden und auch großflächig projektiert werden. „Beides ist wichtig - und das kann man lokal steuern“, so Meyer, „wenn man uns Bauland gibt, würden wir das machen.“ Auch hier verspricht Bittner, dass er sich zeitnah dazu mit dem Investor austauschen wolle.
Bleibt noch die Idee einer neuen Arnsberger Wohnungsbaugenossenschaft, die auf städtischen Grundstücken neuen Wohnraum zu besseren Konditionen schaffen könnte. Hierfür wirbt die Arnsberger SPD um die Unterstützung der CDU. Diese aber zeigt sich bislang abgeneigt. „Den Wohnungsbau sollte man denen überlassen, die sich damit auskennen“, sagte Peter Blume (CDU) auf dem Stadtverbandsparteitag der CDU im Herbst. Auch Investoren fürchten hier nur noch mehr Bürokratie.