Arnsberg. Auf angespanntem Mietwohnungsmarkt in Arnsberg fordern Investoren Bauland für sozialen Wohnungsbau und Flexibilität der Behörden.

Bezahlbare Mieten in Arnsberg bewegen Verwaltung und Politik. In die zuletzt wieder aktualisierte Diskussion um fehlenden Wohnraum in der Stadt schalten sich auch Investoren ein. „Das Problem ist doch schon seit Jahren bekannt“, sagt Joachim Drees von der Vesda GmbH, die überregional und seit 2016 auch in Arnsberg Wohnraum schafft und vermietet. Ebenso wie Wilhelm Meyer von Meyer&Partner sieht er in einer weiteren Wohnungsbaugenossenschaft in Arnsberg keine Lösung.

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Wilhelm Meyer stellt klar: „Eine neue Genossenschaft bringt nur neue Bürokratie“. Und gerade die mache es potenziellen Bauherren und Investoren ohnehin nicht einfach. „Was bitte schön, soll denn die zweite Wohnungsgenossenschaft leisten, was die bestehende nicht kann - und die macht den Job sehr gut“, ergänzt Joachim Drees. Auch politische Rufe nach mehr Baukränen in der Stadt alleine würden das Problem nicht lösen. „Die Baukräne stehen sich so lange die Reifen auf den Höfen platt, solange sich die Rahmenbedingungen nicht ändern“, kritisiert Joachim Drees.

Probleme für junge Familien

Der Vesda-Chef rechnet vor: Mit einem zuletzt bezogenen Neubau liege die Vesda GmbH unterhalb von 10 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete. Eine 90m²-Wohnung könne sich ein gut verdienender Familienvater mit zwei Kindern noch leisten. „Baureife Pläne für ein Sechs-Familienhaus haben wir an der Bürowand hängen, werden es aber nicht realisieren, da die zu erwartenden Herstellkosten eine Kaltmiete von 17 Euro pro Quadratmeter aufwärts nach sich ziehen würde“, so Joachim Drees. Im Einzugsgebiet von Arnsberg würden die Einkommensschichten fehlen, die 1300 oder 1450 Euro Kaltmiete für 85m² und Stellplatz pro Monat bei anhaltender Inflation und stagnierenden Nettoeinkommen zahlen können. Nur, wenn die da wären, würden sie den bisherigen Wohnraum frei für die sozial Schwachen, Alten und Menschen in materiellen Notlagen, freimachen.

Deshalb sei auch der Ruf nach mehr Grundstücken für Einfamilienhäuser „dümmlich“ und nicht hilfreich. „Beschwörende Politiker mögen sich doch mal in die Rolle eines 26-jährigen Familienvaters mit durchschnittlichem Arbeitnehmer-Einkommen, einem Kleinkind und teilzeitarbeitender Ehefrau versetzen“, so Drees. Eine solche Familie sei in den 70er- und 80er Jahren in der Lage gewesen, ein kleines Einfamilienhaus zu errichten. Heute sieht das anders aus. Joachim Drees spricht von Kosten für ein Einfamilienhaus um die 700.000 Euro bei Zinsen von 4,5 Prozent und Eigenkapital fast null, „weil bei dem Einkommen und Inflation aus nichtselbstständiger Tätigkeit das verfügbare Monatseinkommen nicht ausreicht, um dieses anzusparen. „Die Träume bleiben noch lange! Da helfen auch keine verfügbaren Grundstücke weiter“, sagt Drees.

Wohnraum in Bestandsobjekten

Die Vesda GmbH verkauft eine eigene Antwort auf die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Sie geht in Arnsberg und anderen Städten in NRW derzeit einen anderen Weg und errichtet neuen Wohnraum in Bestandsobjekten. In Arnsberg würden die Wohnungen zunächst dem Diakonischen Werk angeboten, die geeignete Mieter auswählt. „Leider versagt die Behörde oftmals die Mietzusage, wenn Kaltmieten von 8 Euro/Quadratmeter in zentraler Lage allein aus Kostengründen kalkuliert sind und verweist die Anfragenden auf preiswerteren Wohnraum in Randgebieten wie Linnepe oder Meinkenbracht“, so Drees. Die Zusammenarbeit mit anderen Städten beweise, dass es mit etwas gutem Willen auch anders gehe - insbesondere bei Nebenkostenabrechnungen. Das alles würde Investoren verunsichern.

Es ist eine sichere Wertanlage, aber keine Hochrentabilität.
Investor Wilhelm Meyer zum öffentlich geförderten Wohnungsbau in Arnsberg.

Wilhelm Meyer setzt mit seinem Unternehmen auf sozialen und geförderten Wohnungsbau - und das schon seit den 90er-Jahren. Das Geschäftsmodell ist Mietwohnungsbau mit sozial angepassten Mieten. Die Bindung liegt bei 6 Euro pro Quadratmeter, mit 1,7 Prozent Steigung pro Jahr über eine Laufzeit von 25 bis 30 Jahre. 60 Prozent der Baukosten stammen aus Fördermitteln. „Das ist keine Hochrentabilität und das ist nicht einfach, aber eine sichere Wertanlage“, so Wilhelm Meyer.

Aus seiner Sicht mangele es aber an den nötigen Bauplätzen in Arnsberg - für mehrgeschossige Häuser ebenso wie für öffentlich geförderte Reihenhäuser für junge Familien. Es müssten Baulücken geschlossen werden und auch großflächig projektiert werden. „Beides ist wichtig - und das kann man lokal steuern“, so Meyer, „wenn man uns Bauland gibt, würden wir das machen“.