Arnsberg/Sundern. Rückblick auf besondere Begegnungen: Redakteure aus Arnsberg und Sundern nominieren ihre persönlichen „Menschen des Jahres 2019“.
Wir haben einen faszinierenden Beruf. Täglich lernen wir dazu, erfahren interessante Dinge und erleben tolle Veranstaltungen. An spannendsten aber sind die Begegnungen mit immer neuen Personen, die wir als Gegenstand der Berichterstattung, als Interviewpartner oder als Handelnde in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft kennenlernen.
Es sind diese Momente, wo wir nach Hause kommen und unseren Familien oder Freunden erzählen: „Also ich habe heute Jemanden getroffen, der….!“ Und dann berichten wir von den Menschen, die uns ganz besonders beeindruckt haben.
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In der Rubrik „Menschen 2019 in Arnsberg und Sundern“ stellt jedes Mitglied unserer Redaktion genau diese außergewöhnliche Begegnung und diese ihm besonders in Erinnerung gebliebene Person vor. Acht „Menschen“ aus Arnsberg und Sundern, – in einem Falle ist es ein Tier – hinter denen acht Geschichten und Besonderheiten des Jahres 2019 stehen. Acht Menschen, die ein Spiegelbild vom Leben und Wirken in dieser Region sind.
Wenn wir einmal richtig in uns gehen und überlegen, wer denn unserer „Mensch 2019“ sein könnte, haben wir schnell die Qual der Wahl. Es zeichnet unsere Region aus, dass hier viele Menschen etwas bewegen und anderen ein Vorbild sind. Einige von diesen haben wir auch in unserer „Mutmacher“-Serie im November in großen Reportagen und Porträts vorgestellt. Und andere sind regelmäßige „Gäste“ in unserer Berichterstattung, weil sie so aktiv sind.
Wir haben eine Auswahl getroffen - und jetzt freuen wir uns schon auf die Gespräche und Treffen mit unseren „Menschen 2020“.
Michael Kuse: Im Einsatz für Organspenden
Er hatte zunächst ein großes Ziel: Selbst wieder gesund werden. Denn Michael Kuse aus Sundern hat 2018 eine Herztransplantation das Leben gerettet. Nur ein halbes Jahr nachdem es für ihn zu einer unabweisbaren Tatsache wurde, dass er das Herz eines Unbekannten bekommen würde.
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Doch Michael Kuse möchte nach seiner Genesung auch anderen Menschen helfen. Und schon im Krankenhaus, zunächst mit einem Kollegen aus Wetter, schuf er die Startvoraussetzungen zu einer Aktionsplattform. Ziel ist es, dass mehr Menschen einen Organspendeausweis bei sich tragen und somit zeigen, dass sie ihre Organe spenden möchten.
Kuses Meinung ist, dass man in der Notsituation es nicht den Angehörigen auflasten solle, die Entscheidung zu treffen. Deshalb will Michael Kuse über die Organspende informieren, mit seinem Schicksal andere überzeugen. Und so ganz nebenbei sammelt der Sundern noch Spenden, um anderen Menschen in Not zu helfen, etwa in einer Kinderklinik oder im Kinderhospiz St. Balthasar in Olpe. Das alles verdient meine große Anerkennung. Weiter so.
Michael Keilholz: Schwergewicht mit Willenskraft
Dieser Mann ist für mich ein Schwergewicht der Willenskraft: Michael Keilholz wog im März 2018 noch stattliche 220 Kilogramm und war in einen Problemkreislauf der Fettleibigkeit mit gesundheitlichen Einbrüchen und Antriebslosigkeit sowie beruflicher und sozialer Isolation geraten. Als ich den 50-jährigen Arnsberger im Frühjahr traf hatte er sich auf den Weg gemacht, sein Leben zu ändern, und hatte mit dem Low Cab-Verfahren 75 Kilo abgenommen.
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Das Ziel: Wieder aktiv zu sein und vor allem wieder zurückzukehren auf den Arbeitsmarkt, auf dem er 25 Jahre lang seinen Lebensunterhalt alleine hatte bestreiten können. Bis auf 130 Kilo „speckte“ er dann noch im Verlauf des Jahres ab. Wie erwartet kamen zwar noch einmal fünf Kilo drauf, doch die 135 Kilo - 85 Kilo weniger als im März 2018 - hält er bei normaler Ernährung nun konstant.
„Ich konzentriere mich jetzt auf den Job“, sagt er. Mit einem Bildungsgutschein schult er zum Berufskraftfahrer um, hat fast alle Prüfungen schon absolviert und will im Februar wieder einsteigen. Er hat die Wende geschafft: „Man darf sich nicht verkriechen“, sagt er. Mit Willen sei an der Fettleibigkeit zu arbeiten.
Oliver Ruhnert: Bodenständig statt magisch
Ein Hüstener Junge schreibt zurzeit in Berlin Fußball-Geschichte. In der Hauptstadt wird der 47-Jährige nach dem Aufstieg mit Union in die 1. Bundesliga und seinen anschließenden Sommertransfers (unter anderem Anthony Ujah von Mainz 05, Marius Bülter vom 1. FC Magdeburg, Neven Subotic von St. Etienne und Christian Gentner vom VfB Stuttgart), die alle eingeschlagen haben, bereits als „magischer Manager“ gefeiert. Davon will der Geschäftsführer Profifußball bei Union Berlin, der Neuling überwintert mit sensationellen 20 Punkten auf Platz elf, aber nichts wissen.
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Bereits bei der Sauerländer Fußball-Nacht unserer Zeitung im Juni, wo Oliver Ruhnert im Arnsberger Knappensaal für den erstmaligen Aufstieg mit Union Berlin in die Bundesliga mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurde, trat er bodenständig und sympathisch auf.
„Ich komme immer wieder gerne ins Sauerland, schließlich bin ich hier groß geworden“, sagte Ruhnert auf der Bühne und verzichtete damals sogar auf das erste Vorbereitungsspiel der „Eisernen“ nach dem Aufstieg. Oliver Ruhnert hat trotz seiner steilen Karriere seine Wurzeln im HSK nicht vergessen – und das zeichnet ihn in erster Linie aus.
Anton Eickel: Engagement für „Fridays for Future“
Das Jahr 2019 stand im Zeichen von „Fridays for Future“, auch in Neheim sind bei drei Demonstrationen mehrere hundert Menschen auf die Straße gegangen. Organisator der ersten Demo und Gründer der örtlichen Fridays-for-Future-Gruppe ist Anton Eickel.
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Zu Beginn des Jahres stand er mit seinen 18 Jahren mitten in den Abitur-Vorbereitungen und schmiedete, wie so viele in den Abschlussjahrgängen, Pläne für die freie Zeit nach den Prüfungen. Zwischen Mathebuch und Reiseführer, zwischen Gedanken an das eigene Zeugnis und persönlichen Träumen entschied er sich zusätzlich für politisches und gesellschaftliches Engagement.
Das ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass er zu einer Generation gehört, der oft Egoismus und mangelndes politisches Interesse vorgeworfen werden.
Anton Eickel und alle seine Mitstreiter beweisen das Gegenteil. Sie treten für ihre Überzeugung ein, widmen den Aktionen ihre Zeit und Energie – und sie lassen sich auch nicht unterkriegen, wenn sie von „Erwachsenen“ beschimpft und belächelt werden. Diese Haltung verdient Respekt und macht Mut.
Thomas Reiß: Netzwerker im Dorf
Imponiert hat mir in diesem Jahr das Wirken des Herdringers Thomas Reiß. Er ist ein guter Netzwerker im Dorf und knüpft im Hintergrund die Fäden. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer des Herdringer Unternehmens DART-Fördertechnik findet er die Zeit für vielfältiges ehrenamtliches Engagement - insbesondere als Hauptmann der Herdringer Schützenbruderschaft. Schon allein aus dieser Funktion heraus ergeben sich viele Kontakte im Dorf und weit darüber hinaus.
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Diese Kontakte nutzt Thomas Reiß auch als Menschenfänger, um mit noch mehr Leuten das gesellschaftliche Leben im Dorf attraktiv zu gestalten. So bringt sich Reiß zum Beispiel auch im Vorstand des „Fördervereins Lehrschwimmbecken Herdringen“ sowie in die Organisation des Herdringer Weihnachtsmarkts ein.
Reiß vertritt dabei stets klare Standpunkte und lässt sich beim Thema „Herdringer Lehrschwimmbecken“ nicht durch Parteidisziplin einbinden, wenn er als Herdringer FDP-Bezirksausschussmitglied eine andere Meinung als die FDP-Ratsfraktionsspitze vertritt. Thomas Reiß geht seinen Weg und kann Menschen für seine Ideen gewinnen bzw. er ist offen für Ideen anderer - all das gefällt mir.
Linxy: Kein Mensch, aber eine Heldin
Meine Wahl ist wohl eine ungewöhnliche, denn meine Heldin ist eine „Fellnase“: Es handelt sich um die vierjährige Mischlingshündin „Linxy“, die eine vermisste Artgenossin im tiefsten Wald aufgespürt und vor dem sicheren Tod gerettet hat, obwohl sie unter ständigen Ängsten leidet.
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„Hündin Linxy ist Sunderns tierische Heldin des Tages“, titelten wir im Januar 2019, völlig zu Recht, vor allem, weil sie selbst mit einem großen Problem zu kämpfen hat: Linxy ist ein Vierbeiner mit „Deprivations-Ängsten“. Deprivierte Hunde wurden mangelhaft sozialisiert und sind in einer sehr reizarmen Umgebung aufgewachsen. „Linxy ist eine extreme Angsthündin, der man jegliches Sozialverhalten und viele Grundbedürfnisse im Welpenalter genommen hat“, erklärt ihr Frauchen Brigitte Mathes.
Kein Wunder, wurde Linxy doch im Alter von sechs Monaten von rumänischen Hundeschützern gerettet, versorgt und erst danach in Deutschland vermittelt, an Familie Mathes nach Amecke. Auf der Suche nach Artgenossin „Maja“ wuchs sie dennoch über sich hinaus, schnüffelte sich stundenlang quer durch den Wald und spürte die Vermisste schließlich auf. Fein gemacht, Linxy – ich hoffe sehr, es geht Dir gut!
Alexander Plebs: Höhenflüge und Rückschläge
Er ist schon lange ein Kämpfer – mit Höhenflügen und ebenso Rückschlägen: Alexander Plebs. Der Westenfelder bestreitet sein Leben bravourös, obwohl ihm Autoimmunerkrankungen und die Folgen dieser seit seinem 14. Lebensjahr schwer zu schaffen machen.
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Dem 50-Jährigen wurden mittlerweile bereits mehrfach Organe transplantiert, unter anderem erhielt er die Leber einer zuvor gestorbenen 29-jährigen Frau, und doch hat Plebs seinen Mut nie verloren. Bereits seit Jahrzehnten setzt sich der Westenfelder vehement für das Thema Organspende ein.
Als Transplantierter entwickelte er eine Karriere hin zum Leistungssportler. Plebs nahm bereits in verschiedenen Sportarten wie im Schwimmen, Volleyball, Kugelstoßen und Hochspringen an Deutschen Meisterschaften und Weltmeisterschaften für Transplantierte und Dialysepatienten teil.
Als Kontrast zu heftigen Schicksalsschlägen, die er bereits gemeinsam mit seiner Familie in seinem Leben meistern musste, hat mich besonders die positive, offene Art und der feine, ironische Witz Alexander Plebs‘ bei unserem Kennenlernen in diesem Jahr beeindruckt.
Politisches Quartett gegen das Elterntaxi
Die Suche nach der Arnsberger Person des Jahres war für mich schnell entschieden. Es ist nicht nur eine, sondern es sind gleich vier Personen: Nicole Jerusalem (CDU), Verena Verspohl (Grüne), Renate Niemand (FDP) und Andreas Posta (SPD). Sie haben sich zu Beginn des Jahres ein Herz gefasst und das Problem „Elterntaxi“ auf die lokalpolitische Bühne gehoben.
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Ein zwar unbequemes, aber ein durchaus wichtiges Thema. Denn hinter dem Schlagwort „Elterntaxi“ verbergen sich gleich mehre gesellschaftspolitisch relevante Aspekte: die allgemeine Verkehrssicherheit besonders für jüngere Schüler wird vor den Schulen verbessert, Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, werden - bei steigendem Selbstvertrauen - selbstständiger und die Kinder lernen bereits in jungen Jahren (bei vernünftiger Erklärung), dass schon ein kleiner Verzicht auf eine Bequemlichkeit bedeutsam für die Umwelt, sprich den Klimaschutz, sein kann. Zwar sind für das politische Quartett noch viele dicke Bretter zu bohren, doch sie sind auf einem richtigen Weg.
Und ganz nebenbei machen die vier Ratsmitglieder das, was die Bürger zumindest auf lokaler Ebene schätzen: kein Parteiengezänk, sondern gemeinsames Handeln für das Wohl von Stadt und Bürgern.