Oliver Ruhnert ist bodenständig und ein echter Profi
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Arnsberg. Er begann seine Karriere in Hüsten – und ist fester Bestandteil des Profifußballs: Oliver Ruhnert (46). Was er bei der Fußball-Nacht berichtete.
Aus der Ruhe bringen lässt sich Oliver Ruhnert nicht so schnell. Als Rainer Göbel, Sportredakteur der WESTFALENPOST, den Geschäftsführer Profifußball bei Union Berlin während der HSK-Fußball-Nacht auf der Bühne fragt, ob die „Eisernen“ denn in absehbarer Zeit mal ein Testspiel gegen eine HSK-Auswahl absolvieren könnten, lacht Ruhnert. „Das wäre toll. Ich muss mal schauen, ob ich da etwas organisieren kann“, sagt der Hüstener. Ruhnert erhält den WP-Sonderpreis.
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So viel sei festgehalten: Eine Absage für einen möglichen Auftritt des künftigen Erstligisten Union Berlin, seit Sommer 2017 neue sportliche Heimat Oliver Ruhnerts, ist das nicht. Fußballfans aus dem Hochsauerlandkreis dürfen sich also durchaus Hoffnungen machen. Mit dieser Aussage sorgt der Sauerländer vor den mehr als 120 geladenen Gästen im Arnsberger Knappensaal für große Begeisterung – und erhält entsprechenden Applaus.
So verläuft Ruhnerts Arbeitsalltag
Ohnehin gerät der Auftritt des Fußballlehrers zu einem echten Lehrstück darüber, wie Akteure des modernen Profifußballs gegenüber der Basis, den Protagonisten des Amateurlagers, nahbar bleiben können. Unverkrampft, bodenständig, sympathisch: Oliver Ruhnert, so viel wird schnell deutlich, hat seine Wurzeln im HSK nicht vergessen.
Und das trotz einer steilen Karriere, die er in den vergangenen Jahren beruflich genommen hat. Nach mehr als neun Jahren beim FC Schalke 04, bei dem Oliver Ruhnert als Trainer der zweiten Mannschaft, Scout und Leiter der Nachwuchsabteilung gearbeitet hatte, war der Hüstener im Sommer 2017 zum damaligen Zweitligisten Union Berlin gewechselt. Nach neun Monaten als Chefscout der „Eisernen“ beförderte der Verein ihn zum Geschäftsführer Profifußball. Ruhnert verfüge über ein „hervorragendes Netzwerk“, hatte Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, bei dessen Vorstellung im Mai des vergangenen Jahres gesagt.
Auf der Bühne des Knappensaals freut sich Oliver Ruhnert über die Auszeichnung mit dem WP-Sonderpreis. Im Gespräch mit Moderatorin Nicola Collas gewährt er Einblicke in seinen Arbeitsalltag. Als Geschäftsführer Profifußball verantworte er die gesamte Abteilung, also die Mannschaft und alle Mitarbeiter Unions. Er sitze nun „deutlich mehr im Büro als zuvor und habe viele Termine“, beschreibt der 46-Jährige seinen Arbeitsalltag an der Spree. In seinem ersten Jahr bei Union hatte das noch anders ausgesehen: Als Chefscout sei er zwar viel unterwegs gewesen, „aber ich konnte mir meine Zeit sehr gut selbst einteilen“. Der zeitliche Aufwand sei mit seiner neuen Position nun „deutlich größer“.
Eben das tritt auch auf die Distanz zwischen seiner neuen Heimat Berlin und der alten Heimat im HSK zu. „Trotzdem war der Sprung zu Union Berlin wirklich toll“, sagt Oliver Ruhnert. Urlaub könne er natürlich weiterhin machen, auch wenn die Konstellationen für die Freizeit sich bisweilen verändert hätten: „Man kann dann auch mal zwei Tage im Urlaub dranhängen und beispielsweise auf Mallorca noch den Berater eines interessanten Spielers treffen, das geht dann ganz gut.“
Traditionsbewusstsein
Mit dem Wechsel zum Berliner Klub sei er gleichsam zu einem „speziellen Publikum“ in einem „speziellen Stadion“ gekommen, betont Ruhnert. Dass der traditionsbewusste Aufsteiger, dessen Anhänger beispielsweise einst die maroden Stehplatztribünen der Alten Försterei in Köpenick einfach selbst neu bauten, in seinem ersten Bundesligaspiel überhaupt ausgerechnet auf das von vielen „Eisernen“ nicht gerade geliebten RB Leipzig trifft, sieht auch Oliver Ruhnert mit gemischten Gefühlen. „Ich könnte mir vorstellen, dass da einige Aktionen von den Rängen kommen werden“, sagt er.
Den Start in das Abenteuer 1. Fußball-Bundesliga sieht Unions sportlicher Macher ohnehin als eine Herausforderung an: „Wir haben ein sehr ambitioniertes Auftaktprogramm vor uns, da wir bereits an den ersten neun Spieltagen auf alle Mannschaften treffen, die sich in der vergangenen Saison für die Champions League qualifiziert haben“, sagt Ruhnert. Die „Eisernen“ treffen in diesem Zeitraum gar auf sechs Mannschaften, die international spielen. Neben den Königsklasse-Teams RB Leipzig (Auftakt), Borussia Dortmund (3. Spieltag, beide daheim), Bayer Leverkusen (5. Spieltag, auswärts) und Bayern München (9. Spieltag, auswärts) sind das die Duelle gegen Eintracht Frankfurt (6. Spieltag, daheim) und den VfL Wolfsburg (7. Spieltag, auswärts).
Die Euphorie bei Union ist gleichwohl groß: Seit dem Aufstieg hat der Verein etwa 5000 Mitglieder mehr. Aktuell basteln die Unioner noch am Kader für den Klassenverbleib in Deutschlands höchster Klasse. Neuester Zugang ist Innenverteidiger Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg – auch diesen Deal hat der Hüstener Oliver Ruhnert mit eingestielt.
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