Neheim. . Anton Eickel organisiert mit anderen Schülern eine Demo zu „Fridays for Future“ in Neheim. Warum sie einem Politiker kein Rederecht einräumen.

Die Bewegung „Fridays for Future“ kommt in Neheim an: Für Freitag, 15. März, rufen Schüler ab 10 Uhr zu einem Streik für den Klimawandel und einer Kundgebung auf dem Marktplatz auf. Organisator Anton Eickel (18) erklärt, warum er den Begriff „schwänzen“ für ungerechtfertigt hält und warum dem FDP-Bundestagsabgeordneten Carlo Cronenberg keine Redezeit eingeräumt wird.

Was wollen Sie und Ihre Mitstreiter mit der Demo erreichen?

Anton Eickel: Die Freitagsdemos gab es ja schon in vielen Städten und weil jetzt zum ersten Mal zum internationalen Schülerstreik aufgerufen wurde, wollen wir uns auch in Neheim beteiligen. Wir erhoffen uns, dass das Thema Klimaschutz so auf die politische Agenda gehoben wird. Und indem man durch diesen kleinen Akt des Ungehorsams unentschuldigte Fehlstunden auf sich nimmt, kann man sich noch etwas mehr Gehör verschaffen beziehungsweise einen gewissen Druck auf die Politiker aufbauen.

Schüler ist auch Polit-Blogger

Der Neheimer Anton Eickel besucht das St.-Ursula-Gymnasium und steht kurz vor dem Abitur.

Der 18-Jährige betreibt in seiner Freizeit einen eigenen Polit-Blog mit dem Namen „demokraTIEFsinn“.

Kurze Zeit war er Mitglied der Grünen, ist jetzt aber wieder parteilos.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Carlo Cronenberg hätte am Freitag gerne zu den Demonstranten gesprochen, Sie haben mit den übrigen Organisatoren aber entschieden, ihm keine Redezeit einzuräumen. Warum?

Er hätte gegen den Streik argumentiert, deshalb wäre es eher kontraproduktiv gewesen. Bei einer Podiumsdiskussion wäre er aber ein gerngesehener Gast.

Cronenberg hat in dieser Zeitung bereits den Standpunkt vertreten, dass Schule schwänzen nicht das richtige Mittel des Protests sei. Was entgegnen Sie?

Wir würden es nicht als schwänzen bezeichnen. Der Duden bringt den Begriff mit Unlust als Motivation zusammen. Und wir tun ja schließlich das Gegenteil, wir engagieren uns. Und die Außenwirkung zeigt doch, dass es eine wirksame Methode des Protests ist, die durch das Erregen von Aufmerksamkeit und den starken Einsatz bereits mehr gegen den Klimawandel bewirkt hat, als die FDP.

Kann es nicht sein, dass einige sich der Demo doch aus genau dem Grund anschließen – weil sie einfach keine Lust auf den Unterricht haben?

Hundertprozentig ausschließen kann man das natürlich nicht, aber ich glaube, dass es schon viele engagierte Leute gibt, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Das Thema ist in den Schulen, in den Klassenräumen auf jeden Fall angekommen. Und ich merke durch die Organisation der Demo auch, dass ich mir im Alltag häufiger Gedanken darüber mache, welche ökologischen Folgen mein Verhalten hat.

Den Fridays-for-Future-Demonstranten in anderen Städten wurde zum Beispiel auch schon vorgeworfen, dass sie sich persönlich im Alltag nicht umweltbewusst verhalten, aber jetzt harte Kritik an anderen üben. Was sagen Sie dazu?

Ich glaube niemand ist gänzlich frei von einer solchen Doppelmoral, auch ich bin schon in den Urlaub geflogen oder habe mal ein Stück Rindfleisch gegessen. Wenn man sich nichts dieser Art vorwerfen lassen wollte, müsste man wahrscheinlich als Einsiedler im Wald leben. Aber es sind größere politische Entscheidungen gefragt. Wir alle wissen ja seit vielen Jahren vom Klimawandel und haben es trotzdem noch nicht geschafft, ihn aufzuhalten. Wenn wir noch etwas erreichen wollen, dann muss es jetzt schnell gehen und es braucht politische Rahmensetzungen. Darüber hinaus finde ich aber natürlich auch, dass jeder von uns sich Gedanken darüber machen sollte, wie oft er zum Beispiel zu McDonalds geht oder ob er sich von den Eltern mit dem Auto bis vor die Schultür fahren lassen muss.

Finden Umwelt- und Klimaschutz aus Ihrer Sicht ausreichend Berücksichtigung im Unterricht?

Ich finde das ist unzureichend. Man spricht mal über den Treibhauseffekt, aber über die Konsequenzen des Klimawandels könnte stärker aufgeklärt werden.

Soll „Fridays for Future“ in Neheim ein reiner Schülerstreik bleiben oder freuen Sie sich auch über andere, ältere Bürger, die sich anschließen möchten?

Natürlich freuen wir uns, wenn Eltern, Großeltern und Lehrer hinter dem Protest stehen und mit uns am Freitag auf die Straße gehen. Im Kern soll es in Zukunft jedoch ein Schülerstreik bleiben.

Hier finden Sie weitere Nachrichten, Bilder und Videos aus Arnsberg.