Arnsberg. . Weil alle Appelle an die Vernunft versagt haben, fordern CDU, SPD, Grüne und FDP Maßnahmen zur Eindämmung des Verkehrs vor den Schulen.

Alles für die Sicherheit der Schulkinder: Deshalb fordern die Ratsfraktionen CDU, SPD, Grüne und FDP in einem gemeinsamen Antrag unter dem Leitwort „Elterntaxi: Gut gemeint, aber gefährlich!“ an den Bürgermeister eine zunächst verwaltungsinterne Prüfung, wie der Verkehr an allen Schulen im Stadtgebiet zu den Stoßzeiten vor Unterrichtsbeginn und -ende massiv einzuschränken ist.

Denn: Alle bisherigen Appelle an die Vernunft der Eltern hätten nicht gefruchtet.

„Manche würden am liebsten in die Klasse fahren“

Im Gegenteil: „Manche Eltern würden am liebsten noch direkt in den Klassenraum fahren,“ weiß Grünen-Ratsfrau Verena Verspohl aus ihrem täglichen Berufsleben als Lehrerin am Arnsberger Gymnasium Laurentianum. Doch dieser dichte Hol- und Bringverkehr führe immer wieder zu gefährlichen Situationen - für die Kinder.

Wovon auch FDP-Vertreterin Renate Niemand ein trauriges Lied singen kann: „Erst Dienstagmorgen ist vor unserem St. Ursula-Gymnasium in Neheim ein Schulkind zwischen zwei gleichzeitig anfahrende Autos geraten.“ Zu ihrem großen Glück sei der jungen Schülerin nichts passiert.

Auch das Verhalten der Eltern wird aggressiver

Doch auf Glück allein dürfe man sich aufgrund der teils chaotischen Zustände, die sich durch das stark erhöhte Verkehrsaufkommen in den Stoßzeiten vor den Arnsberger Schulen abspielen würden, nicht länger verlassen, sind sich die vier Mitglieder des Schulausschusses absolut einig. Denn:

Das immer nähere Heranfahren an die Schulen, verbunden mit stockendem Verkehr, waghalsigen Wendemanövern in engen Zufahrten und sogar Einbahnstraßen lasse Schulkinder in für sie oft sehr gefährliche Situationen geraten. Auch das Verhalten mancher Eltern, hat Renate Niemand beobachtet, werde immer aggressiver.

„Wir dürfen nicht warten, bis etwas Schlimmes passiert“

Absolute Halteverbote schnell umsetzbar

Schnell umsetzbare Eingriffe zur Minimierung des Bring- und Holverkehrs vor den Schulen könnten absolute Halteverbote sein, vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit würde ebenfalls das Gefährdungspotenzial reduzieren helfen.

Eine Option wäre ein temporäres Einfahrverbot - ausgenommen ÖPNV- und Anwohnerverkehr - auf den Zubringerstraßen der Schulen. Wo dies möglich ist.

Ebenso könnten - auch dies eine Frage der örtlichen Begebenheiten - sichere Absetzzonen in einiger Entfernung zur Schule eingerichtet werden.

Ein brisante Gemengelage, die endlich zu beenden sei. „Wir dürfen einfach nicht mehr warten, bis tatsächlich etwas Schlimmes passiert,“ macht Verena Verspohl Druck.

Und damit dies eben im Interesse der vielen Schulkinder nicht geschieht, haben sich die vier Ratsfraktionen jetzt zu einem gemeinsamen Vorgehen zusammengeschlossen, um der Sache den richtigen Nachdruck zu verleihen.

„Es geht um die Sicherheit auch der eigenen Kinder“

„Das auch,“ so Nicole Jerusalem (CDU), „weil die vielen Appelle von Schulen und Politik an die Eltern, dieses Bring- und Holverhalten abzustellen, nicht gefruchtet haben.“

Damit würden wohl als Ultima Ratio nur noch rigorose Maßnahmen greifen, um letztlich „hoffentlich“ eine nachhaltige Verhaltensänderung bei den Erziehungsberichtigten zu bewirken, so Jerusalem. „Schließlich geht es doch um die Sicherheit auch der eigenen Kinder.“

„Vor jeder Schule ist die Situation eine andere“

Wie solche verkehrs- bzw. ordnungsrechtliche Maßnahmen zur Einschränkung des Elterntaxi-Verkehrs aussehen könnten, das soll nun auf Antrag die Stadtverwaltung prüfen.

Allerdings, sagt Andreas Posta (SPD), sei es absolut erforderlich, dass die Verwaltung hier ganz spezifisch untersuche. „Denn vor jeder Schule ist die Situation eine andere. Letztlich müssen dann der Politik Lösungsvorschläge zur Entscheidung vorgelegt werden.“

Für Grundschulen wäre der „Walking-Bus“ eine Option

Sinn mache sicher hier, ergänzt Nicole Jerusalem, in diese Lösungssuche die Bezirksausschüsse mit deren Ortskenntnissen einzubinden.

Jerusalem favorisiert zur Verkehrseindämmung speziell an den Grundschulen übrigens den sogenannten „Walking-Bus“, wie einige Jahre erfolgreich auf dem Arnsberger Schreppenberg praktiziert:

„Auch der selbstständig absolvierte Schulweg bildet“

An einem Sammelpunkt treffen sich die Kinder eines Wohnbezirks und gehen mit Begleitung von meist zwei sich abwechselnden Erwachsenen gemeinsam zur Schule.

Wichtig ist aber allen vier PolitikerInnen, dass die Kinder grundsätzlich mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Unterricht kommen. „Denn auch der selbstständig absolvierte Schulweg,“ unterstreicht Renate Niemand, „bildet und ist ein Teil des Erwachsenwerdens.“

Toleranz ist jetzt nicht mehr angebracht

Zumal die SchülerInnen nach einer solchen körperlichen Betätigung im Unterricht sofort taufrisch seien und nicht schläfrig aus dem Auto steigen würden.

Einigkeit herrscht auch darüber, dass letztlich alle noch zu beschließenden Maßnahmen nur funktionieren werden, wenn in den Hauptstoßzeiten vor den Schulen kontrolliert wird. Verena Verspohl bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen jetzt ein klares Regelwerk als starkes Signal: keine Toleranz mehr.“