Sundern. . Herzpatient Michael Kuse aus Sundern hatte Glück: Er hat schnell ein passendes Organ erhalten. Jetzt setzt er sich für andere Betroffene ein.

Der Bereitschaft eines Unbekannten, das eigene Herz nach dem Tod an einen Fremden zu spenden, verdankt Michael Kuse seinen heutigen Gesundheitszustand. Kuse hatte Glück – schon sechs Wochen, nachdem feststand, dass er ein neues Herz braucht, konnte ein passendes Organ bereitgestellt und transplantiert werden. Jetzt setzt sich der Sunderaner über einen gemeinnützigen Verein dafür ein, dass mehr Menschen aus der Region einen Organspendeausweis bei sich tragen.

Wie geht es Ihnen ein halbes Jahr nach der Transplantation?

Michael Kuse: Mir geht es richtig gut! Einige Einschränkungen gibt es natürlich, ich muss mit besonderen körperlichen Anstrengungen vorsichtig sein und sehr auf Hygiene achten. In der Wohnung mussten so gut wie alle Teppiche raus, Kissen und Bettzeug ausgetauscht werden und auch Pflanzen in Blumenerde haben wir jetzt nicht mehr im Haus, um die Infektionsgefahr zu verringern. Um eine Abstoßung des Organs zu verhindern, werde ich mein Leben lang Tabletten schlucken müssen. Aber insgesamt geht es mir wirklich gut, seit Beginn des Jahres arbeite ich auch wieder Vollzeit.

Herzpatient Michael Kuse zehn Tage nach der Herztransplantation in Bad Oeynhausen.
Herzpatient Michael Kuse zehn Tage nach der Herztransplantation in Bad Oeynhausen. © Privat

Wie schwer oder leicht ist es Ihnen gefallen, das neue Herz in Ihrer Brust anzunehmen?

Gar nicht schwer. Am Anfang, also direkt nach der Operation, war da vielleicht ein etwas merkwürdiges Gefühl. Aber am dritten oder vierten Tag habe ich schon gar nicht mehr darüber nachgedacht. Ansonsten macht man sich auch verrückt.

Was wissen Sie über den Spender?

Gar nichts. Das ist in Deutschland auch verboten. Ich weiß weder, ob es ein Mann oder eine Frau war, noch aus welchem Land die Person kam oder wie alt sie war. Aber die Angehörigen des Spenders werden nach einer Transplantation darüber informiert, ob sie geglückt ist.

Mal angenommen, es wäre möglich: Würden Sie gerne wissen wollen, wer der Spender war?

Nein. Es ist schon gut, wie es ist und ich denke es hat alles seinen Grund.

Haben Sie sich selbst mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt, bevor sie betroffen waren?

Wie viele Leute habe ich mich zwar damit befasst, aber keine Entscheidung getroffen, also keinen Spenderausweis ausgefüllt.

Woran liegt dieses Zögern?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube unterschwellig besteht die Sorge, dass man für hirntot erklärt wird, obwohl es noch Behandlungsmöglichkeiten gäbe. Diese Angst ist völlig unbegründet, das weiß ich jetzt. Bevor jemand für hirntot erklärt wird, wird er umfassend untersucht und zwei voneinander unabhängige Mediziner müssen den Hirntod feststellen.

Informationen der Bundeszentrale

Umfassendes Informationsmaterial zum Thema Organspende stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung online zur Verfügung unter
www.organspende-info.de

Entsprechende Broschüren und Organspendeausweise zum Ausfüllen verteilt auch Michael Kuse über seinen Verein „Organspende Sundern“.

Der Verein hat ein eigenes Spendenkonto: Organspende Sundern, IBAN DE61 4665 0005 0003 6598 02 bei der Sparkasse Arnsberg-Sundern.

Und hat der Patient dann nicht selbst vorgesorgt, müssen die Angehörigen entscheiden, ob seine Organe gespendet werden sollen.

Genau. Die Angehörigen in dieser Situation zu entlasten ist ein sehr guter Grund, für sich selbst zu entscheiden. Von daher ist es gut, einen Organspendeausweis zu haben. Meine Familienmitglieder hatten vorher auch keinen, jetzt besitzen sie alle einen.

In der Politik wird diskutiert, ob jeder Deutsche bei der Beantragung eines Passes nach seiner Bereitschaft zur Organspende befragt werden soll. In der Diskussion gibt es auch immer wieder den Vorschlag einer Widerspruchslösung – dann käme jeder als Organspender in Frage, der zu Lebzeiten nicht aktiv widersprochen hat. Für welche Lösung sind Sie?

Ich bin auf jeden Fall für eine Widerspruchslösung. In Ländern, in denen es so eine Regelung gibt, ist die Spenderquote deutlich höher als in Deutschland. Und ich kann die Gegenargumente nicht nachvollziehen. Da ist dann die Rede davon, dass man den Bürgern nicht zumuten könnte, aktiv zu widersprechen. Ich finde schon, dass es für jeden zumutbar ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wann kam Ihnen die Idee, einen gemeinnützigen Verein zu gründen?

Der Gedanke kam mir schon im Krankenhaus. Da habe ich Ideen gesammelt und später mit Unterstützung eines Kollegen ein Logo entwickelt, Flyer gedruckt, in die Organspendeausweise eingeklebt sind, die jeder selbst ausfüllen kann. Das Ziel ist es, die Menschen hier in der Region über die Organspende zu informieren, sie aufzuklären und so zu erreichen, dass mehr Leute einen Ausweis bei sich tragen.

Wofür verwenden Sie Geldspenden an den Verein?

Wir haben sie teils genutzt, um Informationsmaterial zu besorgen und ein Spendenscheck ist an die Kinderklinik in Bad Oeynhausen gegangen. Als Nächstes würden wir gerne das Kinderhospiz Balthasar und das Hospiz Sternenweg berücksichtigen, die sehr wichtige Arbeit leisten, wie ich finde. Mit dem Geld können sie Angebote machen, die nicht von den Krankenkassen finanziert werden, zum Beispiel den Besuch eines Klinikclowns. Das hilft gerade schwer kranken Kindern, mal kurz ihre Sorgen zu vergessen.

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