Sundern. Seit fünf Jahren lebt der Sunderner Alexander Plebs mit der Leber einer Toten. Wie er zum Leistungssportler wurde und für die Organspende kämpft.
Ein Treffen im Hallenbad in Sundern. Dort, wo sonst Badegäste an den Tischen des Bistros ihr Eis schlecken oder Pommes-Schranke essen, nimmt Alexander Plebs Platz. Es wird ein 90-minütiges Gespräch über das Leben und die Angst vor dem Sterben sowie über Glücksgefühle, die so wohl nur der Sport erzeugen kann. Es fließen auch ein paar Tränen. „Ich bin kein Held“, sagt Plebs, der seit fünf Jahren mit der Leber eines anderen Menschen lebt. Ein Mutmacher ist der Westenfelder, der vehement für die Organspende kämpft, trotzdem.
Es seien schwere Momente gewesen, sagt Alexander Plebs, als er die Augenblicke beschreibt, als er sich kurz vor seiner großen Operation von seiner Familie verabschiedete. „Ich habe meine Kinder in den Arm genommen und geküsst. Ich kann mich genau daran erinnern, dass ich durch ihre Tränen einen salzigen Geschmack im Mund gehabt habe. Ich wusste damals nicht, ob ich meine Familie wiedersehen würde“, erzählt Plebs. Er hat jetzt selbst Tränen in den Augen. „Zum Glück ist alles gut gegangen“, sagt er und lacht.
Schwere Krankheiten
Bis Plebs im Zuge dieser großen Operation eine neue Leber erhält, hat der jetzt 49-Jährige bereits viel durchgemacht. Im Alter von 14 Jahren wird bei Alexander Plebs eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) diagnostiziert. „Diese Autoimmunerkrankung ist nicht lebensbedrohlich, aber oft schmerzhaft und sehr unangenehm. Ich habe unter anderem heftige Gewichtsverluste erlitten“, erklärt er.
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Mit etwa 30 Jahren entwickelt sich diese Krankheit bei Plebs hin zu einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), einer chronischen Entzündung der Gallenwege. Plebs nimmt viele Tabletten ein, die diese fortschreitende Erkrankung bekämpfen sollen. „Allerdings wird so auch die Leber angegriffen. Du lebst eigentlich normal weiter, bekommst aber etwa alle drei Monate Gallenwegs-Koliken und hast höllische Schmerzen“, erzählt Plebs.
Gemischte Gefühle
Seit mittlerweile 14 Jahren ist er Patient am Universitätsklinikum Münster und „kennt dort Hinz und Kunz“. Irgendwann ist die Krankheit so weit vorangeschritten, dass nur noch eine Leber-Transplantation Rettung verspricht. Vor sieben Jahren lässt sich Alexander Plebs auf eine internationale Warteliste für ein solches Organ setzen. Durch die Vermittlung von Eurotransplant bekommt er schnell Hilfe: Plebs erhält in der Nacht auf Samstag, 8. November 2014, die entscheidende Nachricht. Eine Ärztin ruft ihn an, er ist zunächst völlig konsterniert. „Ich habe in dieser OP eine post-mortale Organspende erhalten. Die Spenderin ist nur 29 Jahre alt geworden – doch sie hat mit ihrer Leber mein Leben gerettet“, weiß Alexander Plebs.
Bereits seit Jahrzehnten setzt sich der Westenfelder vehement für das Thema Organspende ein. Im Alter von 18 Jahren beschließt Plebs, dass er einen Organspendeausweis benötigt. „Aus meiner Sicht sind Organspender immer Helden, haben in Deutschland aber noch immer wenig Lobby. Keiner will sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen, doch diese Organspenden werden dringend benötigt.“ Plebs kann „verstehen, dass Menschen Vorbehalte und Ängste haben, ein Organ zu spenden. Mir ist es aber wichtig, dass man sich mit der Organspende zumindest beschäftigt. Wenn man dann sagt, dass man das nicht will, ist es für mich okay“.
Der Sport als weiterer Lebensspender
Während einer Kur findet der Transplantierte Gefallen am Schwimmen und entwickelt sich fortan – trotz seiner Transplantation – zu einem Leistungssportler. Der begeisterte Radfahrer richtet unter anderem Radtouren rund um das Thema Organspende aus. Plebs: „Unter anderem durch solche Aktionen lerne ich viele interessante Menschen kennen und auch deren Schicksale.“
Als sein eigener Körper ein halbes Jahr nach der Transplantation droht, die neue Leber abzustoßen, beginnt Alexander Plebs intensiver Sport zu treiben. Er ist aktiv als Volleyballer, Kugelstoßer, Schwimmer und Hochspringer. Vor drei Jahren startet Plebs erstmals bei den Deutschen Meisterschaften für Transplantierte und Dialysepatienten in Bremen, feiert auch einen Titel und tritt in der Folge unter anderem auch 2017 bei den Weltmeisterschaften im spanischen Málaga für Deutschland an. „Der Sport hat für mich spätestens nach der Transplantation eine ganz große Bedeutung erlangt“, sagt Plebs. Vor allem der Leistungssport verschaffe ihm eine „innere Befriedigung“, betont der 49-Jährige.
Die Krankheiten und sein eigener Leidensweg hätten auch ihre guten Seiten, erzählt Alexander Plebs. Er sei offener geworden, selbstbewusster und habe seinen eigenen Ehrgeiz verändert: „Ich muss nicht unbedingt gewinnen, aber ich muss das Gefühl haben, dass ich alles gegeben habe“, sagt er. „Du musst im Leben manche Sachen erleben, um das Leben richtig schätzen zu lernen.“
Bei Interesse beantwortet Alexander Plebs Fragen zur Organspende. Seine E-Mail-Adresse lautet:
alex.plebs@googlemail.com