Olsberg/Elpe. Am 23. Juni, ein Montag, entgeht der 650-Seelen-Ort einer Katastrophe. Nach einer Kollision mit einem Eurofighter stürzt um 14.38 Uhr ein Learjet bei einer Übung über Olsberg-Elpe ab. Die zwei Piloten sterben. Inzwischen scheint die Unfallursache geklärt. Aber fragt noch jemand, wie es den Menschen in Elpe ergeht?
Sie fliegen wieder. Schon lange. Die Maschinen der Luftwaffe donnern über Elpe hinweg - so, als ob nichts gewesen wäre. Gerade drei Monate ist es her. Am 23. Juni, ein Montag, entgeht der 650-Seelen-Ort einer Katastrophe.
Nach einer Kollision mit einem Eurofighter stürzt um 14.38 Uhr ein Learjet bei einer Übung ab. 80 Meter von Häusern entfernt. Die zwei Piloten, 43 und 50 Jahre alt, sterben. Tagelang suchen Helfer ihre sterblichen Überreste.
Was hat der Unfall mit den Menschen in Elpe gemacht? „Ich schaue immer nach, ob die Kerzen an dem provisorischen Holzkreuz, das wir für die beiden Männer aufgestellt haben, brennen“, sagt Werner Susewind. „Mein vierjährige Enkelin Jolina, zuckt immer zusammen, wenn die Düsenjäger über uns hinwegfliegen.“ Dem 66-Jährigen macht es nichts aus. „Früher sind die Maschinen viel tiefer geflogen. Der Lärm war schlimm.“
Augenzeugen sind noch leicht traumatisiert
Ortsvorsteher Dominik Beule (CDU) erinnert sich gut an die Aufregung, die nach dem Knall, und der Stichflamme und dem Rauchpilz in Elpe herrscht. „Die Trümmer waren wir bei einem Konfettiregen über das Gelände verteilt.“ Menschen, die das alles unmittelbar gesehen haben, sind nach seiner Einschätzung leicht traumatisiert. „Den einen beschäftigt es mehr, den anderen weniger. Das Tagesgeschäft geht weiter.“
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Kein Verständnis hat der 27-Jährige Lehrer dafür, dass bei der Luftwaffe Elpe nach wie vor als unbewohntes Gebiet gilt. „Die Unglücksmaschine ist 80 Meter vor einer Haustür abgestürzt. Zählen wir nicht?“ Nicht nur er ist froh, dass Elpe glimpflich davon gekommen ist. Beule: „Wir müssen danken, dass dem Ort nichts passiert ist.“ Aus Respekt vor den beiden Opfern will die Gemeinde ein bleibendes Kreuz errichten. Ob auf politischer Ebene ein Vorstoß gewagt werden soll, den Elper Luftraum als Übungsgebiet auszuklammern, hält er für denkbar, aber nicht für durchsetzbar. Dominik Beule weiß: „Geübt werden muss ja irgendwo.“
Spitze Trümmerteile des Flugzeugs liegen noch auf den Wiesen
Am Boden sind die sichtbaren Schäden in Elpe beseitigt. „Die mit Kerosin verseuchte Absturzstelle ist abgetragen und ausgekoffert worden“, sagt Petra Brandenburg, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde im Hochsauerlandkreis. „Es waren 40 bis 50 Kubikmeter.“
Die anliegenden Wiesen gehören nicht zu ihrer Baustelle. Hier liegen verstreut auf den Wiesen nach wie vor tausende winzige spitze Trümmerteile aus Titan und Aluminium.Maria-Luise Klauke ist wütend: „Es passiert nichts. Dabei brauchen wir die Wiese für unsere sieben Pferde. Wir können die Tiere nicht jeden Tag zwölf Kilometer durch die Gegend fahren.“ Die Zäune habe man entfernt, damit der Bagger den Boden abtragen könne. „Nichts passiert.“ Die Familie wolle kein Geld: „Wir wollen unsere Wiese wieder.“
Übungsflüge der Luftwaffe über Elpe gehen weiter
Das interessiert die Luftwaffe nicht. Zum Thema unbewohnte Gegend sagt ein Sprecher: „Wie will man messen? In dem man ein Lot herunterlässt?“ Dass weiter über Elpe geflogen wird, ist für ihn keine Frage: „Es ist eine hoheitliche Aufgabe.“ Ob und wie Flugzeuge der Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD), zu ihr gehörte der Learjet, künftig beteiligt sind, bleibt unklar. Geschäftsführer Klaus Menzel: „Dass wir auf dem Unfall Konsequenzen ziehen müssen, ist klar. Verbindliches kann ich noch nicht sagen.“