Olsberg/Elpe. Ein Learjet und ein Eurofighter der Bundeswehr berühren sich in der Luft. Das Manöver über der Olsberger Ortschaft Elpe im Hochsauerland nimmt am 23. Juni 2013 ein tragisches Ende. Die beiden Insassen der zivilen Maschine sterben. Der Untersuchungsbericht zeigt jetzt, dass der Learjet den Unfall ausgelöst hat.

Die Aufklärung der Kollision ist einen entscheidenden Schritt weiter. Seit Mittwoch, 25. September, liegt der Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) vor. Danach hat der Copilot des an der Abfangübung beteiligten Learjets während dieses Manövers den Steuerknüppel an den Piloten übergeben. Genau zu dem Zeitpunkt, als der Copilot den vorausfliegenden Eurofighter aus dem Blickfeld verloren hatte. Ein Minutenprotokoll des Flugzeugunglücks vom 23. Juni 2014.

13:04:00 Uhr: Der Learjet startet in Hohn (Schleswig-Holstein). An Bord sind zwei erfahrene Piloten (50 und 43 Jahre alt) mit insgesamt mehr als 10 000 Flugstunden.

14:20:00 Uhr: In Nörvenich startet eine Formation zweier Eurofighter der Bundeswehr Richtung Sauerland.

14:26:00 Uhr: Der 33-jährige Pilot, der die Bundeswehr-Formation anführt und 37 solcher Abfangübungen geflogen hat, meldet „Tally“. Er hat den zu identifizierenden Learjet in Sicht.

14:27:00 Uhr: Der Eurofighter-Pilot meldet der Bodenstation, dass er in 3300 Fuß Höhe die Annäherung ohne Radarführung durch den Lotsen einleiten wird. Der zweite Eurofighter folgt in einer Entfernung von zwei Meilen.

14:30:00 Uhr: Der Pilot des Learjets teilt seinem Copiloten mit: „Da kommt er links.“ Die Maschine beschleunigt auf 250 Knoten.

14:34:00 Uhr: Der Eurofighter gibt das erste Follow-me-Signal. Doch der Learjet folgt nicht. Er soll nach dem Drehbuch der Übung nicht reagieren.

14:38:00 Uhr: Der Eurofighter wackelt ein zweites Mal mit den Flügeln, um den Learjet aufzufordern, ihm zu folgen. Dann leitet er eine 20-Grad-Linkskurve ein.

14:38:16 Uhr: Der Copilot des Learjets, er sitzt auf der rechten Seite im Cockpit, schaltet den Autopiloten ab und wackelt mit den Flügeln. Das Zeichen bedeutet: „Ich habe verstanden!“

14:38:18 Uhr: Der Learjet-Copilot übergibt die Flugzeugführung: „Kannst du mal nehmen, ich kann den nicht mehr sehen.“

14:38:19 Uhr: Der Learjet erhöht die Triebwerksleistung von 73 auf 88 Prozent und leitet eine 13-Grad-Linkskurve ein.

14:38:26 Uhr: Die Querneigung des Learjets in der Linkskurve beträgt mittlerweile 52 Grad. Jetzt fordert der Pilot seinen Copiloten auf: „Nimm’ mal den Computer.“

Auch interessant

14:38:28 Uhr: Der Stimmenrekorder zeichnet dumpfe Geräusche auf, bevor die Aufzeichnung nach einer Sekunde stoppt.

14:38:48 Uhr: Der Eurofighter-Pilot funkt: Mayday, mayday, mayday. Wenig später prallt der Learjet in Rücklage in Elpe auf eine Wiese.

14:58:00 Uhr: Der schwer beschädigte Eurofighter landet in Nörvenich. Der 33-Jährige musste ein Triebwerk abschalten, das bei dem Zusammenstoß bei ca. 80 Prozent Schub blockiert wurde. Ein Zusatztank ist abgerissen, der Bremsfallschirm hat ausgelöst und hängt im Sauerland in einem Baum. Die Luft-Luft-Übungsrakete des Eurofighters hat keinen Schaden genommen, sie war unter dem unbeschädigten Flügel befestigt.