Brilon. In Brilon schreiten die Männer der Stadt wieder einen Teil der Grenze ab. Mit 37 Kilometern Länge steht die längste Schnade auf dem Programm.
Nach altem Brauch findet montags im Rahmen des Schützenfestes in Brilon wieder die Schnade statt. Und da ist das Abschreiten der Grenze zumindest für die jeden Briloner doch eine Art Bürgerpflicht.
Diese Tradition stammt nachweislich aus dem Jahre 1388 und gehört wohl zu den originellsten Bräuchen Westfalens. Auch wenn mit der Einführung von Grundbüchern ein Grenzbegang längst überflüssig geworden ist, lassen es sich die Briloner nicht nehmen, alle zwei Jahre einen Teil der 73 Kilometer langen Stadtgrenze zu kontrollieren. Es ist doch möglich, dass irgendjemand aus den Nachbardörfern den Grenzstein etwas zu seinen Gunsten versetzt hat. Oder auch nur aus Jux und Dollerei. Mancher wird sich an 2012 erinnern, wo der sich Stein am Frühstücksplatz an der Grenze zu Rösenbeck nicht mehr an seinem angestammten Platz befand und mit viel Aufwand auf ein nahes Feld befördert worden war. Ansonsten dient heute die Schnade vielmehr der Pflege der gut nachbarlichen Beziehungen. Auch wenn durch das obligatorische Stutzäsen deutlich macht wird, wo es auch in Zukunft lang geht.
Bilderbogen der Schnade 2022
Bereits um 6 Uhr versammeln sich die Schnadegänger am Montag, 24. Juni, auf dem Marktplatz zur so genannten Waldecker Schnade. Sie ist mit einer Länge von etwa 37 Kilometern die mit Abstand längste Schnade. Allerdings laufen diesen Weg wie immer traditionell nur die Männer, denn trotz aller Gleichberechtigung, ist und bleibt die Briloner Schnade noch immer was für „Mannsluie“. Das wird wohl so bleiben, wenn in Zeiten von Gender und Emanzipation immer wieder gefordert wird, diesen alten Zopf endlich abzuschneiden. Doch der Großteil der gestandenen Breylske Frauen möchten doch an der alten Tradition festhalten und den Männern ihr kleines Privileg gönnen.
Schnade in Brilon: Treffen auf dem Marktplatz
Nachdem Brilons Bürgermeister Dr. Christoph Bartsch die Schnadegänger begrüßt hat und die Regularien bekannt gemacht wurden, formiert sich um 6:50 Uhr der stattliche Zug in Richtung Hoppecke. Hier, an Wilmes Haus“, wo 2022 die „Blumenschnade“ endete, beginnt die Schnade 2024 erst richtig. Von „Wilmes“ aus, geht es zunächst durch das untere „Bremecketal“, über den „Diebespfad“ in der „Schwartmecke“ sowie durch das „Streitsiepen“, wo der erste Rezess verlesen wird. Über den „Hohen Altar“, die „Butterdelle“ und den „Dreiskopf“ zieht der Schnade-Tross zum Frühstücksplatz „Am Hohen Eimberg“, der gegen 11:45 Uhr erreicht wird. Nach einer etwa zweistündigen Rast wartet nach dem berüchtigten Abstieg der nächste Grenzstein am „Entenschnabel“ auf dem Langenberg, am Richtplatz an der Grenze zu Willingen. Anschließend macht sich der kilometerlange Zug durch das Tal der „Schmala“, vorbei am großen „Kluskopf“ und dem „Rehkopf“ auf den Weg zum Lagerplatz „Am Hönigknäppchen“, der auch von der „Feuereiche“ gut zu erreichen ist.
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Hat der Stadtschreiber hier den letzten Rezess verlesen, steigt am Nachmittag ein riesiges Waldfest mit Stimmung pur und zwar mit den Frauen. Wenn sie ihre Männer nicht schon erwarten, so treffen sie nach und nach alle ein, denn den Lagerplatz lässt sich keine echte Brilonerin entgehen.
Schnade in Brilon: Am Folgetag ist das Vogelschießen
Gegen 19 Uhr endet das gesellige Beisammensein, die Musik bläst zum Rück-marsch (durch Brilon-Wald und Petersborn) nach Brilon. Unter dem Geläut aller Kirchenglocken ziehen die Schnadegänger – Männer, Frauen und auch Kinder - in die Stadt ein und umrunden noch dreimal den „Kump“. Nachdem der Bürgermeister auf der Rathaustreppe das Schnadebuch und die städtische Standarte entgegen genommen hat, löst sich die 631. Schnade auf.
Viele kehren noch irgendwo ein, andere machen sich geschafft auf den Heimweg und harren der Dinge, die am nächsten Tag anstehen. Nämlich dann wird das Schützenfest mit dem Vogelschießen fortgesetzt.